In diesem Moment noch mit einem kalten Getränk entspannt auf den tiefblauen Ozean blickend, im nächsten schon voller Adrenalin, wenn aus dem Nichts eine Rollenbremse aufheult oder die markante Rückenflosse eines Schwertträgers hinter den Schleppködern erscheint - das ist die Faszination des Trolling. Die Aussicht auf den kräftezehrenden Kampf mit den grössten, schnellsten und stärksten Räubern der tropischen Weltmeere, die Aussicht auf den Fisch, der grösser ist als der Angler selbst, erhebt das Trolling für viele zur Königsdisziplin des Sportfischens. Wer jemals den brachialen Zug eines Segelfisches oder gar Marlins gespürt hat, während dieser spektakulär auf seiner Schwanzflosse über die Wasseroberfläche tanzt, wird dieser Aussage wohl vorbehaltlos zustimmen.

Gerade für den Segelfisch sind die Seychellen wahrscheinlich eines der besten und zuverlässigsten Reviere weltweit. Über das ganze Jahr vorhanden, bietet besonders die 2. Jahreshälfte allerbeste Chancen, einen oder mit etwas Glück gleich mehrere dieser faszinierenden, und manchmal auch schwierigen Fische zu bezwingen. An vielen Tagen herzhaft zubeissend, schauen sie sich an anderen die ausgelegten Köder genüsslich der Reihe nach an - nur um sie dann doch alle zu verschmähen. Ein mit Bedacht zusammengestellter Spread aus Ködern verschiedener Grössen und mit unterschiedlichen Laufweisen, gern auch garniert mit Stripbaits, erhöht die Wahrscheinlichkeit auf einen Biss jedoch ungemein. Und als "letztes Mittel" besteht auch immer noch die Option, einen toten oder idealerweise lebenden Köderfisch zu servieren - sofern man denn einen greifbar hat.

Um auf den Seychellen einen Segelfisch zu fangen muss man zumeist nicht allzu weit herausfahren. Viele gute Plätze liegen direkt auf dem Plateau, häufig sogar in unmittelbarer Nähe der Küstenlinien. 

Damit sind - ausser dem nur im Atlantik vorkommenden Weissen Marlin - alle schwerttragenden Arten vorhanden. Wer auf einen Billfish-Slam, also den Fang dreier unterschiedlicher Schwertträger innerhalb eines Tages aus ist, sollte die Seychellen folglich unbedingt auf dem Radar haben. Neben den zahllosen und omnipräsenten Skipjack Tuna, Little Tunny und Bonitos sorgen Dorados und pfeilschnelle Wahoos für Abwechselung. Diese vagabundieren das ganze Jahr über zahlreich im Revier, bieten am leichteren Gerät (20-30lb) tollen Angelspass, und der "kleine Slam" aus allen drei Arten ist nicht selten. Dazu kommen Barrakudas sowie die schmackhaften Rainbow Runner, die im Drill aufgrund ihres weichen Mauls eine echte Herausforderung darstellen. Und wenn Sie um die Strukturen des Plateaus einige Kreise ziehen, steigt vielleicht ein grosser Jobfisch, ein Bluefin- oder gar Giant Trevally ein. Auch die Hundezahntune sind an diesen Stellen anzutreffen - je näher die Struktur am Drop Off liegt, desto grösser. Ein Durchschnittsfisch dieser Art liegt zwischen 25 und 40kg, aber mit kapitalen Ausreissern nach oben ist immer zu rechnen.

Nicht zu vergessen sind natürlich auch die Gelbflossentune, für deren zahlenmässig hohes Aufkommen die Gewässer der Seychellen berühmt – und damit leider auch bei den Schleppnetztrawlern angesagt – sind. Im vergleichsweise flachen Wasser auf dem Plateau können diese jedoch nicht agieren, und so gehören dort kleinere Exemplare bis etwa 25kg zum regelmässigen Beifang. An der Kante des Drop Offs und über tieferem Wasser jenseits davon hingegen ziehen dann auch die Grossen ihre Bahnen. Stückgewichte bis an die 100kg sind möglich, und wenn man dort draussen eine Delfinschule sichtet, sind diese dicken Tune meist auch gefunden.

Eine subjektive Bewertung des Autors, gezogen vor dem Hintergrund etlicher Erfahrungen weltweit und gerade auch im westlichen Indischen Ozean:

Viele vergleichbar gute Reviere für Segelfisch und Schwarzen Marlin werden nicht leicht zu finden sein. Für einige Zielfische wie Blauen und Gestreiften Marlin gibt es hingegen sicherlich Destinationen mit höherem Potential. Das Gleiche gilt für besonders kapitale Exemplare bestimmter Arten. So sind z.B. wirklich grosse Dorados im zweistelligen Kilobereich eher rar. Das Big Game Trolling um die Seychellen zeichnet sich hingegen durch eine ausgeprägte Artenvielfalt und vor allem eine weit überdurchschnittliche Bissfrequenz aus.

Tipp: Es kann nicht schaden selbst einige Wobbler dabei zu haben. Nicht alle Boote sind bestückt, bzw. nicht alle Skipper setzen diese Köder ein. Sie haben sich jedoch aus persönlicher, langjähriger Erfahrung hier als am erfolgreichsten herauskristallisiert - ganz besonders an schwierigen Tagen, bei glatter See und wenn die Fische partout nicht an der Oberfläche jagen wollen. Empfehlenswert sind der Halco Laser Pro 190 sowie der Rapala Magnum Countdown mit Metallschaufel. Letzterer bedarf allerdings nach harten Bissen bzw. Drills manchmal einer etwas mühsamen Rejustierung der Einhängeöse, um den Geradeauslauf wieder her zu stellen. Wichtig sind ein nicht zu grosser Wirbel am Ende der Hauptschnur bzw. der Doppelleine, ein Stahlvorfach von ca. 40kg Tragkraft sowie nicht zu klobige Klemmhülsen. Dann vertragen diese Modelle die beim Trolling anliegenden Geschwindigkeiten von 5-9 Knoten ohne Probleme. Farbempfehlungen: Natürliches Blau-Silber und besonders der Klassiker RedHead. An manchen Tagen ist allerdings Pink nicht zu toppen.