Es sei vorangestellt, dass der Autor selbst (noch) kein Fliegenfischer ist. Die nachfolgenden Informationen resultieren somit aus eigenen Beobachtungen sowie dem regen Austausch mit Freunden, darunter dem einzigen bei der IGFA registrierten Fly-Guide auf Praslin.
Es gilt zunächst zwischen der Fischerei vom Boot und der auf den Flats zu unterscheiden. Zwar sind Letztere nicht so weitläufig und unberührt wie auf den „Outer Islands“ auf dem Amirantengürtel, der sich südlich des Plateaus einige Hundert Kilometer nach Süden erstreckt und als ein weltweit anerkanntes Mekka des Fliegenfischens etabliert hat. Dennoch finden sich auch um die verschiedenen Granitinseln fantastische, kaum befischte Flachwassergebiete und Riffe.
Das Artenaufkommen ist hier äusserst vielfältig und sollte auch hohen Ansprüchen genügen. Das wohl begehrteste Ziel der meisten Fliegenfischer ist sicherlich der Bonefish. Dieser „Geist der Flats“ kommt zwar nicht in so grosser Zahl vor wie auf den Amiranten, aber verbürgte Stückgewichte von bis zu 12lb haben gewiss ihren Reiz.
Vor diesem Hintergrund ist man mit einer Gerätekombination der Klasse 7/8 und ausreichend Backing sinnvoll aufgestellt. Damit lässt sich auch einem immer möglichen GT einiges entgegensetzen. Sehr versierte Angler können gegebenenfalls auch noch eine Klasse leichter fischen, wodurch sich der Spass mit kleineren Fischen natürlich erhöht. Neben allen möglichen anderen Arten wie dem allerdings eher seltenen Oxeye Tarpon ist auch der Permit auf den Flats gut vertreten. Exemplare bis rund 4kg konnte ich selbst schon sichten, das Gros dieser Fische liegt gewichtsmässig allerdings doch deutlich darunter.
Trotzdem empfiehlt es sich nicht, noch leichter zu fischen, denn auch der offensichtlich doch gar nicht mal so seltene Golden Trevally kann durchaus die Marke von 10kg erreichen und ist wie seine Cousins ein starker und ausdauernder Kämpfer.
An das sich idealerweise von 30 auf 10lb verjüngende Vorfach – mit dem Endstück aus Flourocarbon – bzw. in die Fliegenbox gehören Krabbenmuster, Charlies und ein paar Fischimitationen zwischen 5 und 10cm.
Letztere, gern in Farbtönen Blau-Weiss und Braun-Weiss, sind ebenfalls für die Fischerei vom Boot ideal. Popperfliegen finden dabei ebenfalls oft Anklang. Auch hier ist eine Kombo der Klasse 7 anzuraten. Wenn davon abgewichen wird, dann jedoch eher nach oben. Mit einer entsprechenden Schnur lässt sich so realistisch eine Tiefe bis zu 4m erreichen und somit die Aussenkante eines Riffs effektiv befischen. Ebenfalls gut sind felsige Küsten und Vorsprünge, an denen sich die Strömung bricht, Felsen unter Wasser etc. Als fangbare Arten sind u.a. Jobfish, Pompanos, Queenfish und so ziemlich alle Arten der vorkommenden Trevallies wie Yellowtail, Bigeye, Yellowspotted und Bluefin bis hin zum GT zu nennen.
Ein besonderes Extra gibt es auch noch. In geschützten Ecken über etwas tieferem Wasser finden sich häufig Milkfish in Schwämen von bis zu 50 Exemplaren und Stückgewichten von schätzungsweise 15kg, vielleicht auch mehr. Diese zum Anbiss zu verleiten scheint eine der schwierigsten Übungen überhaupt. Wichtig ist offenbar, die einem treibenden Algenbüschel optisch möglichst nahe kommende Fliege so zu servieren, dass sie genau vor der Nase des vorbeiziehenden Fisches auf etwa 5cm Tiefe absinkt und ihm quasi ins Maul trudelt. Wer das geregelt bekommt darf sich anschliessend einen Drill der Extraklasse gönnen. Für diese Angelei ist allerdings ein Boot wirklich erforderlich, da diese Fische nach meinen bisherigen Beobachtungen offenbar wirklich nie ufernah, sondern nur über mehrere Meter tiefem Wasser anzutreffen sind. Auch gilt es zunächst, den jeweiligen Aufenthaltsort der Schwärme ausfindig zu machen.
Ein besonderer Dank zum einen für einen Grossteil der tollen Fotos, aber vor allem für das grosszügige Teilen seines umfangreichen Wissens über die Potentiale und Strategien des Fliegenfischens um die Inner Islands gebührt an dieser Stelle Fred Davis. Fred hat bis 2013 zwei Jahre hier auf Praslin gelebt und mehr als reichlich auch auf Mahe und anderen Inseln gefischt. Die zwei Tage, die ich im Juli 2016 mit ihm verbringen konnte, als wir uns im Rahmen eines kurzen Urlaubs seinerseits mehr oder weniger zufällig hier wieder über den Weg liefen, waren nicht nur extrem lehrreich, sondern auch hinsichtlich der Zahl und der Artenvielfalt der von ihm dabei gefangenen Fische eine echte Demonstration. Oder kurz und knapp ausgedrückt: Ein wahrer Augenöffner. Ein kleines Video mit nur einem kleinen Teil der Fänge gibt es hier zu sehen. Wer mehr über die Fliegenfischerei hier auf den Seychellen - und auch auf den Amiranten – lesen möchte, dem sei die von Fred und seinen Freunden betriebene Webseite Feathers & Fluoro ausdrücklich empfohlen, die auch zahlreiche andere Reviere weltweit auf unterhaltsame und informative Weise beleuchtet.
Und sollte trotz aller Vorbereitung und Kunstfertigkeit tatsächlich doch mal nichts beissen wollen, so fischt man dennoch in einer so traumhaften Umgebung, dass dies fast gar nichts ausmacht.
Zum "Offshore"-Fliegenfischen auf Schwerträger liegen bisher keine konkreten Erkenntnisse vor. Aufgrund des hohen Aufkommens an Segelfischen ist jedoch davon auszugehen, dass die von entsprechenden Experten andernorts erfolgreich angewandte Technik ebenfalls funktionieren sollte: Hinter dem Trolling-Boot laufende Teaser locken die Fische ins Kielwasser, und dann wird serviert.
Nachtrag vom September 2019
Vor knapp zweieinhalb Jahren, also im April 2017, begann ich dann doch auch endlich selbst mit dem Fliegenfischen. Zwar ohne jegliche Vorerfahrung und mit einem 99€-Set, aber das genügte, um sofort und regelmässig in grosser Vielfalt wenn auch zunächst nur kleinere Fische zu fangen. Insgesamt sind es nun bereits viele Hundert, und auch wirklich Gute wie eine Handvoll Bones, aber auch Queenfish, Trevallies, Bonitos und andere mehr stellten sich ein. (Bilder zum Vergrössern anklicken.)
Die Bäume wachsen allerdings nicht in den Himmel, denn jenseits der 2kg-Marke waren es seither vielleicht 20 Stück. Und das bei sicherlich an die mittlerweile Tausend im Wasser um Praslin verbrachten Stunden. Grössere Fische kommen nicht regelmässig und vorhersagbar in Ufernähe, für entsprechende Fänge benötigt es hier sehr viel Ausdauer und auch Glück. Wesentlich ist überhaupt einschätzen zu können, wo um die Insel man bei den jeweils gegebenen und oft ungünstigen Wind- und Strömungsverhältnissen sowie daraus resultierend Wellen und Krautgang reelle Chancen hat bzw. überhaupt sinnvoll Fliegenfischen kann. Wer hierzu auf meine bisherigen Erfahrungen zurückgreifen möchte darf mich natürlich gern kontaktieren.