Reports Juni 2021

30. Juni 2021 - Bildcollagen zum Vergrössern anklicken

Im letzten Report hatte ich noch von aufkeimendem Optimismus berichtet, aber dieser zerbröselte im Verlauf des Juni leider doch arg. Zwar bewegt sich die touristische Aktivität weiterhin auf rund 30% des Vorpandemie-Niveaus, aber das ist zum leben zu wenig, und zum sterben zu viel. Umso mehr, als sich die Besucher fast ausschliesslich in den aufgrund sehr günstiger Preise fast komplett gefüllten 4 und 5 Sterne-Unterkünften einfinden, während der Rest fast leer ausgeht. Dazu kommt, dass trotz weiterhin bzw. wieder scharfer Einschränkungen wie nächtlicher Ausgangssperre, geschlossener Schulen und massiver Kontaktbeschränkungen die Inzidenz hier nicht unter 1000 fallen will. Dürfte an der nun auch offiziell zugegebenen Verbreitung von Alpha, Beta und Delta liegen. Bei einer Durchimpfungsquote von rund 70% können wir uns damit wohl vom schönen Traum der Herdenimmunität verabschieden. Anglerisch gilt es erstmal eine Meldung nachzureichen, die mich direkt nach dem Hochladen der vergangenen Ausgabe erreichte. Greg und Andre waren auf ihrer Amberjack privat draussen, um ein paar Tune für die Küche zu erschleppen, und während sie in einer Beisspause ein wenig jiggten, kochte plötzlich um das Boot das Wasser. Tune, Haie, Rainbow Runner und alles mögliche andere nahmen einen Baitball auseinander. Greg machte einen Wurf mit einem Popper, und nach langem Drill kam völlig überraschend dieser monströse GT zum Vorschein.

Was für ein Biest! Denke da muss ich auch mal hin, wenn der Wind das in ein paar Monaten wieder erlaubt. In den ersten beiden Juniwochen verhielt dieser sich noch halbwegs passabel, und sogar allein auf dem kleinen Kahn konnte ich noch zwei Mal los. Am 08. ging`s zum Poppern auf GT, aber dank zweier unlustiger Nachläufer und eines Aussteigers unter dem Boot war es sehr frustrierend. Dazu nervten Haie ohne Ende, stahlen meinen besten Stickbait, ganz zum Schluss fiel noch der zum Abendessen eben gejiggte Jobfish beim Rausheben ab, und direkt danach segnete auch noch meine PE2 Jiggingrolle das Zeitliche. Das war nicht mein Tag. Vier Tage später wiederholte ich nochmal den Sailfish-Trip vom Vormonat, aber auch da passte nichts zusammen: Wieder war nach nur Minuten am selben Platz ein Sail am selben Wobbler interessiert. Aber statt sich zu haken schlug er bloss die Tauchschaufel kaputt. Der Jiggingspot weiter draussen funktionierte diesmal noch schlechter mit 4 kleinen Fischen in ebenso vielen Stunden. Und obendrauf führte auch noch ein Elektrikproblem zum Ausfall des Fishfinders und des GPS. Da blieb dann doch wieder nur Poppern an einem haiverseuchten Spot in der Nähe. Zum Glück hakte ich diesmal keinen, aber auch sonst gab es ausser einem Garfish nichts zu ernten. War wohl nicht meine Woche. Dazwischen war ich einmal mit Sandro auf Frenzy und Gast Jawad aus Nepal einen Nachmittag zum GT-Poppern draussen. Da war die Aktivität richtig gut, aber es war auch viel Pech im Spiel, denn nebst etlichen Fehlattacken gingen gleich drei gute GTs in den Felsen verloren. Gefangen wurden diese zwei leicht unterdurchschnittlich grossen, sowie ein Bluefin Trevally, also war es insgesamt doch irgendwie okay und zumindest äusserst lebhaft.

Parallel dazu fischten zumindest einige von den Booten, die bei den Top-Hotels einen Fuss in der Tür haben, hier und da. In den an sich noch moderaten 12-15 Knoten Südost winkten die Gäste allerdings häufig schon nach kurzer Zeit zur Heimfahrt. Greg fischte in der Phase für und mit JD auf One Love, und ein Trip zum Drop an einem der beiden wirklich ruhigen Tage brachte den Gästen dort draussen tolle Action mit Tunen bis 45kg.

Abgesehen davon fand die Fischerei allerdings nur noch um die Inseln statt. Das lief manchmal zäher und manchmal besser mit dem gängigen Mix aus kleineren Tunen, Wahoos und Dorados. Fast durchgehend kooperativ zeigten sich hingegen die Segelfische. Fangmeldungen gab es sogar von dem einen oder anderen Segelkatamaran, obwohl diese ja in der Regel nur einen oder maximal zwei Lures zwischen den Inseln kreuzend hinter sich her ziehen. Dieser hier ist allerdings wieder von JD bzw. einem seiner Gäste.

Seit Monatsmitte hat sich der Südost nun zwischen 15 und 20 Knoten eingependelt, zeitweise auch darüber, und damit tut sich an der Charterfront nichts mehr. Ich bin vergangene Woche noch einmal nur in den La Digue Channel, um meine Elektronikreparatur zu testen, und ein paar Küchenfische zu erjiggen. Das gelang nur mit Hängen und Würgen, denn die Strömung lief genau gegen den Wind, und damit gab es keinerlei Drift. Musste also unter Motorkraft kleine Fischansammlungen suchen, und die Hoffnung, dass mit einem der in dem Gebiet häufigen Golden Trevallies noch ein anständiger Fisch zu fangen sein könnte, erfüllte sich nicht. Ganz offenbar nicht mein Monat. Die restliche Zeit verging grösstenteils auf der Veranda beim Beobachten des fortsetzten Markelensterbens vor meiner Bude. Der Schwarm, wenn auch mittlerweile durch Netzfänge, das Fischsterben, und Räuber um 90% dezimiert, ist weiterhin am Platze. Dazu hatten sich phasenweise ein paar Trevallies und viele Bonitos – oder präziser Kawa Kawas – an diesem Buffet eingestellt. Für die meinerseits ein paar Mal servierten Fliegen interessierten die sich allerdings gar nicht, stattdessen hing bei wirklich jedem Wurf eine Makrele. Und das sogar auf letztendlich auf 8/0er Haken gebundene Muster in deren eigener Grösse. Die Locals hingegen mit ihren Wurfhandleinen und einer ganzen Makrele als Köder räumten ordentlich ab.

Für eine Weile waren hier alt und jung, Männlein und Weiblein täglich zugang, und fingen alles, dessen sie habhaft werden konnten. Darunter leider einen der seltenen Gitarrenrochen von gut 2,5m Länge, während das hier schon seit Wochen herumschwimmende Stechrochenpaar mit Harpunen erlegt wurde. Alles kein schöner Anblick, aber immerhin gab es ja auch ein einziges Mal etwas Nettes zu sehen – siehe unten rechts. Das reichte aber nicht um meine aktuell doch ziemlich bedrückte Stimmung nachhaltig zu heben, und somit bin ich ganz froh, übermorgen erstmal für ein paar Wochen von hier zu verschwinden. Zumindest sofern Deutschland nicht vorher noch schnell die aktuelle Einreiseregelung für Seychellen-Rückkehrer verschärft.

 

Die früheren Berichte finden sich im Archiv.

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