Die erste Hälfte des vergangenen Monats ist in ein paar Zeilen erschöpfend abgehandelt: Wie immer in dieser Zeit gab es hier kaum Touristen, und dazu kam wieder einmal richtig mieses Wetter mit wechselnden Winden, aber vor allem unglaublich viel Regen. Und wenn es nicht regnete, dann hat es geschüttet – zum Teil mit katastrophalen Folgen und einigen Toten auf Mahe. Dazu kam noch die riesige Explosion dort drüben, und somit war es hier nicht gerade eine Zeit des Überschwangs. In jenen zwei Wochen gab es genau einen einigermassen fischbaren Tag, und den haben immerhin Andre & Greg auf Amberjack nett genutzt. Letzterer versuchte, mit einem Popper bessere Fische anzulocken, während der Chartergast mit der Fliege warf. Das war eine prima Idee, dieser GT zeigt sich deutlich über Schnitt. Was das Teil wohl mit der kleinen Fliegenrute des Gastes angestellt hätte?

Zur Monatsmitte wurde das Wetter deutlich besser, aber mangels Gästen gab es weiterhin so gut wie keine Charters. Erst am 19. hatte Mervin mal wieder einen Trip zum Drop Off auf Game Changer, der prompt erstklassiges Jigging mit reichlich fetten Amberjacks zwischen den üblichen Verdächtigen produzierte.

Mit den drei am frühen Morgen kurz gehakten Marlinen war das eine mächtig lebhafte Veranstaltung. Mehr Glück mit den Marlinen hatte Sandro auf Frenzy, wie man sehen kann. Nachstehend eine kleine Bilderauswahl seiner Fänge zwischen dem 20. und dem 23.

An jenem 23. war auch Mervin wieder draussen, und releaste zwei Marline beim Schleppen zweier Lures zwischen den Jiggingspots. Die Jiggerei war offensichtlich ebenfalls wieder sehr anständig.

Am 24. lag dann der erste von vier geplanten Trips für Wiederholungstäter Armin aus der Schweiz an, also stachen wir mit seiner nur zuschauenden und filmenden Freundin Rachel und natürlich Mervin gen Drop Off in See.. Dorthin zu kommen war bereits übel aufgrund einer finsteren Regenfront mit Starkwind, und draussen angekommen war die erste Erkenntnis auch nicht schön: Harte Strömung direkt in den Wind, sprich schwerste Jigs mussten eh schon ran, und dann fand sich Aktivität nur in Tiefen jenseits der 90m. Dazu wurde Armin von den Wahoos heftig heimgesucht, und das ständige Neumontieren tat seinem Befinden in der Schaukelei überhaupt nicht gut, auch wenn das Wetter im Tagesverlauf etwas besser wurde. Trotzdem dauerte es bis nach Mittag, bevor ich mich erstmals wieder halbwegs trocken fühlte. Ein paar Fische kamen auch noch zu Vorschein, aber bei Jiggewichten bis 700g war das alles kein wirkliches Vergnügen, und die Option, am frühen Nachmittag doch lieber zwei Lures zurück gen Praslin zu schleppen, fand schnell Anklang. Dabei kam ein Segelfisch gucken, ein Dorado an Bord, einer vom Haken, und die ständigen Bonitos auf Köder jeder Grösse wurden fast zu Qual. Das war wirklich ein harter Tag in trübem Wetter. Man sieht es an den Bildern, obwohl diese schon nachträglich maximal aufgehellt sind.

Die Weihnachtstage vergingen hier dann ruhig und in zur Abwechselung mal angenehmem Wetter, das freundlicherweise seither weitgehend anhält. Insofern hätten die diesbezüglichen Umstände bei Armins zweitem Drop Off Trip mit Mervin am 27., diesmal mit dem deutschen Angler Christoph dazu, nicht besser sein können, denn auch der Wind kam nun aus Südost, und lief mit der Strömung. So liess sich deutlich besser und leichter jiggen, aber ohne Verdruss ging es natürlich trotzdem nicht ab: Das ganze Gebiet war geradezu verseucht mit Bonitos, die den besseren Fischen kaum eine Chance gaben, da die Jigs zumeist schon auf dem Weg zum Grund aufgesammelt wurden. Um dem zumindest etwas zu entgehen, waren letztendlich Tiefen von 150 bis 200m nötig, und da jiggt man auch nicht mehr allzu gern. Umso weniger, als abgesehen von etwas Kleinkram wie Groupern und Jobfische auch nur etwa 10 gute Fische gehakt wurden. Davon stieg die Hälfte aus, und zwei (ein zur Zeit wirklich rarer Tun und ein Amberjack) wurden von den Haien gemopst. Die Köpfe liessen sie aber zurück, so dass wir zumindest sehen konnten, was da ursprünglich mal eingestiegen war. So gab es an Qualitätsfängen letzten Endes nur zwei sehr ordentliche Amberjacks und einen Tun. Und dazu natürlich so viele Bonitos, dass wir damit das Boot hätten absaufen lassen können.

Am folgenden Morgen ging es in identischer Besetzung in ein leicht anderes Zielgebiet, die Bedingungen waren wieder zuträglich, aber die Bonitos auch dort zahllos, und die Haie noch aggressiver. Fast kein Fisch kam heil nach oben, und die Jigverluste gingen durch die Decke. Gegen Mittag schlief die Bissfrequenz total ein, so dass bereits Einigkeit bestand, die letzten paar Stunden lieber auf GTs poppernd um die Inseln zu verbringen. Keine Ahnung, wie der das immer riecht, aber Mervin bestand auf einer letzten Drift, und aus dem Nichts biss es plötzlich wie verrückt. Da die Haie offenbar ein Mittagsschläfchen einlegten, kamen innerhalb einer Stunde gleich eine ganze Handvoll guter Fische zum Vorschein. Das weckte die Haie aber offenbar wieder auf, und prompt liessen die Biester keine weiteren Fänge mehr zu. Insofern doch Abfahrt, und zumindest noch eine halbe Stunde Poppern am Hafenspot. Dabei verpassten beide Angler je einen GT, und noch ein paar fette Yellowspotted Trevallies, aber Christoph sammelte zumindest noch einen schönen Bluefin ein. Das war ein sonderbarer, aber im Rückblick dann doch ganz cooler Tag.

Am Freitag sind dann nur noch Armin, Rachel und Mervin los, da ich andere Verpflichtungen hatte. Die Meldung abends beinhaltete die weiterhin von den beschriebenen Widrigkeiten erschwerte Jiggerei am Drop, aber Poppern um die Inseln morgens und nachmittags zahlte sich anständig aus mit einem feinen Bluefin Trevally und dazu einem ordentlichen GT. Insofern war es wieder mal eine harte und etwas suboptimale Angelei für Armin, aber nicht ohne einige wohlverdiente Highlights nach vollem Einsatz. Hat wieder mal Spass gemacht, und ich denke, wir sehen uns bald wieder.

In der Zwischenzeit war auch Sandro weiter täglich draussen für einen Mix aus halben und ganzen Tagen zum Trolling, Jigging und Poppern. Alles funktionierte, wenn auch nicht durchgehend und wie von selbst. Insofern auch nochmal sehr gute Arbeit dort. Den winzigen Marlin hätte ich gern für`s Aquarium.

Damit geht ein weiteres Jahr des Angelns auf, und des Berichtens von den Seychellen zu Ende. Nicht das beste Angeljahr, so meine persönliche Sicht. El Nino und damit das Wetter haben der Angelei qualitativ nicht gut getan. Dazu kamen noch die Krisen in und um unsere touristischen Kernmärkte, so dass die Auslastung meiner Skipperfreunde auch deutlich geringer war, als gewohnt und gewünscht. Insofern hoffe ich für das kommende Jahr auf etwas mehr Vernunft in dieser Welt, mehr und bessere Angelei, und vor allem Gesundheit. Natürlich nicht nur für mich, sondern für uns alle. Danke für treue Leserschaft, bleibt gern dabei, und einen guten Rutsch in ein bestmögliches 2024!

Die früheren Berichte finden sich im Archiv.