Offen gesagt ist mir immer noch nicht danach, hier fröhlich zu berichten, und auch insgesamt ist die Stimmung auf den Inseln eher gedrückt. Aus Empathie natürlich, aber auch aus schlicht ökonomischen Erwägungen, denn durch diesen unerträglichen Krieg sind den Seychellen der zuletzt grösste und der viertgrösste Touristenmarkt komplett weggebrochen. Natürlich sind entsprechende Einbussen eher lässlich im Vergleich zum Leid der unmittelbar betroffenen Menschen in der Krisenregion, aber direkte Auswirkungen auf die Wirtschaft hier, die sich von der schweren Beutelung durch die Pandemie eben zu erholen begann, hat es alles eben doch. Und da beide Besuchergruppen überdurchschnittlich angelaffin sind, auch auf die Charterboote, die reichlich Stornierungen zu verdauen hatten. Gefischt wurde aber natürlich trotzdem, und damit nun zum hoffentlich unterhaltsamen Teil. Am 03. kam mein deutscher Kumpel Marco für eine Woche bei mir unter, nachdem er zusammen mit Stephan von Bluewater Fishing eine Woche auf Cosmoledo verbracht hatte. Letzterer erwischte dort den zweitgrössten GT der Saison, einen absoluten Traumfisch von 126cm.
Auch wenn die Fischerei dort in der Woche laut Stephan nicht die Allerbeste war fingen sie dort trotzdem weitere tolle Fische, und Stephans Bericht dazu ist sicher einen Blick wert. Auch er verbrachte noch eine Woche hier auf Praslin, und an sich wollten wir jeden Tag mit Sandro auf Frenzy raus. Aber die Jungs waren noch im Fliegenfieber, und da plötzlich um die Insel eine Menge passabler und zum Teil wirklich ansehnlicher Permits schwammen, zogen wir zusammen los. Neben Marcos zwei Brassy Trevallies standen am Ende dieser intensiven fünf Tage insgesamt 19 Permits von bis zu 40cm zu Buche. Fast alle wurden lehrbuchmässig gespottet und dann auf Sicht gefangen, das hat richtig Laune gemacht.
Und zum krönenden Abschluss gelang es dann Stephan noch, an seinem letzten Tag an seinem Hotel, wo er beim Schnorcheln gute Fische entdeckte, in einer haarsträubenden Aktion diesen ungemein fetten Yellowspotted Trevally auf Fliege zu fangen. Genial!
Insofern waren wir dann tatsächlich nur ein einziges Mal mit Sandro unterwegs, und zwar zum Jiggen am Drop. Die anfangs noch ordentliche Bissfrequenz liess immer mehr nach, bloss die Haie blieben durchgehend lästig.
Auch andere Boote fischten natürlich in dieser Phase weitgehend ruhigen Wetters, soweit sie eben Gäste hatten. Das übliche Trolling lief dabei mal besser und mal schlechter. Hier ein paar Fänge von Gunnar und seiner Truppe, denen ich einen Trip mit Brandon auf Island Rhythm organisiert hatte.
Und wenn es mal wirklich zäh war, gab es ja auch immer noch das Grundfischen, und über so einen fetten Bohar Snapper – ebenfalls von Brandon auf einem anderen Trip – kann sich jeder Angler freuen.
Insofern war es insgesamt trotz des saisonal eher geringen Aufkommens an Segelfischen durchaus unterhaltsam. Dazu trugen auch die bisher eher sporadischen Marline bei, die nun plötzlich in
grossen Stückzahlen aufgetaucht sind. Sandro meldete zwei, und ein Boot aus Mahe gleich drei an einem Tag. Den Vogel ebgeschossen hatte aber wie so oft das 9G Sportfishing Team mit gemeldeten 7 an einem Tag, aber ich zähle auf dem Bild satte 8, und dazu noch die Segelfische. Besser kann Marlinangeln wohl nicht sein. Für einen Tag war auch Kumpel Julian nochmal auf Praslin, und wie üblich zogen wir mit der Fliege los. Die Sonne war allerdings fast durchgehend von Wolken verdeckt, die Sicht damit mies, und so erwischten wir nur einen eher kleinen Permit. Davon habt Ihr nun genug gesehen, also zeige ich Euch lieber zwei von Julians Fischen aus seiner vorangegangenen Woche ebenfalls aus Cosmoledo.
Solche würde ich Euch natürlich auch gern mal von hier präsentieren, aber das sind selbst für Cosmo absolute Ausnahmefische. Permits in der Grösse sieht man allerdings auch hier gelegentlich mal, ich bleibe dran. Zumindest sobald ich wieder kann, denn ein spitzes Korallenstück im Watschuh sorgte für ein Loch im Fuss, den ich aktuell trocken halten muss. Insofern ist es nicht ganz so schlimm, dass dieses Jahr erstmalig in der letzten Dekade die Makrelen nicht im März hier in meiner Hausbucht auftauchten, und damit die Räuber natürlich auch nicht nachhaltig. Vielleicht kommen sie aber noch, wenn der Fuss wieder heil ist. Zu ein paar Seetagen kam ich allerdings doch noch, und zwar mit dem US-amerikanischen Angler Patrick und seiner deutschen Freundin Julia. Die beiden hatten einige Tage mit Sandro gebucht, und versuchten sich erstmalig beim Speedjigging. Nett von den Amberjacks, richtig gut drauf zu sein, und bei praktisch jedem Ablassen hing einer. Gut ein Dutzend in passablen Grössen kam an`s Licht, und ohne die an dem Tag ebenfalls hyperaktiven Haie wären es wohl doppelt so viele gewesen.
Als den beiden die Arme lang geworden, und auch noch einer der Amberjacks unter`m Boot von einem sofort direkt am Boot springenden Marlin genommen wurde, haben wir auf Trolling umgestellt, aber konnten nur noch zwei unwillige Sails raisen. Tags drauf zum Poppern auf GTs war ich nicht dabei; neben zwei Fehlattacken ging ein Guter leider in den Felsen verloren. Am 23. ging es wieder zum Drop zwecks gemischten Angelns. Gut so, denn beim morgendlichen Jigging lief ausser einem Doggie für Sandro rein nichts. Dafür liessen sich aber ein paar wenn auch kleine Tune erpoppern. Im Flacheren ging dann auch das Jigging mit hauptsächlich anständigen Trevallies als Fang. Erneut sprang irgendwann ein Marlin und verführte zum Trolling, stattdessen stellten sich aber ein paar Wahoos und ein Dorado ein. Wieder mal war es also smart gewesen, alles dabei zu haben, und flexibel zu sein.
Am 24. war die Bande wieder am Drop unterwegs, aber Jigging lief fast gar nicht, und Trolling auch eher schlecht als recht, da sich der endlich aufkreuzende Marlin nicht hakte. Am 27. flog dann mein Kumpel Simon aus der Schweiz hier ein, und im selben Flieger Stammgast Jürgen mit seinem Angelpartner Bernd, um eine Woche mit Mervin zu fischen. Gleich am nächsten Morgen surften wir in nassem und windigem Wetter auf Lady C raus zum Drop, um uns dort in 18 Knoten Wind aus NW, Wellen von über 2m, und einer Drift von 2,5 Knoten wiederzufinden. Auch als all dies etwas nachliess war nicht tiefer als 50m zu jiggen, und es kamen mühsam rund 40 Fische herum. Einzig zeigenswert wäre dieser satt zweistellige Amberjack gewesen, der offensichtlich nicht von Haien, sondern von Doggies geschreddert wurde.
Und auch die fast zweieinhalbstündige Rückfahrt in Wind und Welle hinein war kein Vergnügen. Tags drauf war ich wieder mit Patrick, Julia und Sandro unterwegs. Es war des Paares letzter Angeltag, und ein GT sollte her. Streng genommen war das Thema nach einer halben Stunde beordnet, nur die Grösse lies zu wünschen übrig. Ich hab an diesem langen halben Tag für Julia geworfen, und dann zumeist die Rute abgegeben, aber fischte vielleicht 30 Würfe selbst aus. Während dieser stiegen mir zwei ordentliche GTs ein, aber beide entkamen in die Felsen. Patrick bekam zum Ende hin noch einen richtig Grossen an`s Band, aber auch der machte sich auf gleiche Weise davon, und so blieb es neben einem halben Dutzend Jobfish bei den Fängen im Bild. Sehr schade für den wirklich knallhart fischenden Angler, aber so hat das wirklich unheimlich nette Paar noch einen Grund mehr, in hoffentlich nicht zu ferner Zukunft nochmals wiederzukommen.
Mervin war mit Jürgen und Bernd zu selbem Behufe im gleichen Bereich unterwegs, aber früh morgens schon. In diesen frühen Stunden raisten sie ein halbes Dutzend GTs, aber bekamen keinen Biss, und mussten am langen Ende ebenfalls mit einem Zwerg und einem Bluefin Trevally zufrieden sein. Gestern dann ging es mit der Truppe sowie Simon erneut zum Jiggen an den Drop. In guten Bedingungen und idealer Drift waren alle Spots voller Fisch, aber es biss schlecht. Zum Tidentiefstand gegen 10 Uhr wurde es etwas besser, und wir waren sehr optimistisch für das danach auflaufende Wasser, aber die Bissfrequenz war plötzlich nahe Null, und wurde auch nicht mehr gut. Hier und da kam nochmal ein Fisch hoch, insgesamt standen letzten Endes rund 50 zu Buche, aber nichts wirklich Bemerkenswertes.
Dennoch hatten wir in der brutal lustigen Besetzung richtig Spass. Wenn man schlecht fängt und trotzdemden ganzen Tag lachen kann ist ja auch irgendwie alles gut.
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.