Wie zu erwarten und auch vor der Pandemie stets so zu sehen haben sich die Touristenzahlen im September hier ein ganzes Stück reduziert, bewegen sich aber weiterhin auf etwa 80% des Vorkrisenniveaus, und Publikum aus nun wieder deutlich mehr verschiedenen Herkunftsländern ist zu sehen. Am 03. hatte ich Jörn aus Deutschland mit Sandro auf Frenzy für einen halben Tag Trolling aufgesetzt. Das Wetter war okay dafür, und auch die Fische spielten einigermassen mit. Ein sehr ansehnlicher Wahoo ging zwar schon am Vorfach gehalten verloren, und ein Dreifachbiss von Tunen brachte ordentlich Wuhling. Umso mehr, als einer der Tune im Drill von einem Hai verspeist wurde, der sich dabei auch noch selbst hakte. Dank eines Dorados und eines sich netterweise auch noch einstellenden Segelfischs waren das nicht nur unterhaltsame Stunden, sondern es ergab sich am langen Ende ein weiterer Offshore Super Grand Slam. Fein.
Unmittelbar danach machte der Südost für lange Tage mal richtig Druck und blies mit 20 oder mehr Knoten. Da war selbst Fliegenfischen vor´m Haus sehr sinnlos, zumal sich die Bucht wie tot zeigte. Nur an einem Morgen sauste mal ein Trupp aus einem halben Dutzend Trevallies hier herum, also bin ich doch schnell auf meinen Felsen gekrabbelt, und hatte nach wenigen Minuten prompt einen davon am Band. Freute mich, die Fliegenschnur mal wieder komplett durch die Ringe sausen und mein Backing zu sehen, aber kurz danach war die Leine schlaff. Es stellte sich heraus, dass sich die vorgefertigte Schlaufe der nagelneuen Fliegenschnur einfach aufgelöst hatte. Dieses Produkt werde ich nicht mehr kaufen.
Von den Booten war in diesen Tagen nichts hören, und so kam die einzige Fangmeldung von Gregs Ultralight-Gast aus dem Vormonat, der an der Anse Georghette diese beiden tollen Bluefin Trevallies vom Strand dingfest machen konnte.
Erst um den 10. herum schwächte sich der Wind zumindest in den Bereich um 15 Knoten ab, und die ersten Charterboote trauten sich wieder auf`s Wasser. Allerdings hatte sich Sandros Gast trotz entsprechender Warnungen etwas übernommen, und verlangte nach nur einer Stunde, einem Tun und üppigem Anfüttern Rückkehr an Land. Auch Sandros zweiter Trip endete vorzeitig, aber diesmal aus ganz anderem Grund. Nach zwei Stunden, in denen er sich an einem Dorado und 8 Tunen verausgabt hatte, war des Anglers Akku offenbar restentleert.
Auch Kumpel Carlos war für seinen Chef mit Gästen einmal draussen, sammelte einige Tune und obendrauf noch einen Segelfisch ein. Gemütlich war es dort draussen an dem Tag allerdings auch nicht. Am 18. begann die Windgeschwindigkeit dann endlich in den auch für mich fischbaren Bereich zu fallen. Mir war sehr nach einem GT, und da der Popperstock noch nicht repariert ist, musste tags drauf die Stickbaitrute Ganztagsdienst schieben. Ein kleines Exemplar liess sich damit am ersten Felsen zu Niedrigwasser auch netterweise gleich ernten. Die nächsten zwei Stunden bis Mittag verliefen ereignislos, aber dann ging es für eine kurze Zeit mächtig zur Sache. Ein wirklich fetter Jobfish ging am Boot von der Fahne, ein ebenso grosser wurde im Drill von einem Hai massakriert, ein Rainbow Runner schaffte es knapp, diesen zu entkommen, und ein passabler GT rundete das kurze Aktivitätsfenster nett ab.
Damit konnte man zufrieden sein, obwohl sich in den folgenden vier Stunden bis nach Wasserhöchststand keine Flosse mehr zeigte. Entlang der anschliessenden Woche war es für mich allein auf dem kleinen Kahn wieder deutlich zu windig, aber die Charterboote konnten zumindest an einigen Tagen noch fahren. Allerdings hatte nur Christian auf Djab Laval am 22. eine Halbtagstour mit dann wieder sehr solidem Trolling.
Am gleichen Tag eröffnete der Euch stets aufmerksamen Lesern sicher noch vertraute Privatangler aus Mahe seine diesjährige Marlinsaison mit dem Release dieses Schwarzen. So dürfte er sich das vorgestellt haben.
Danach briste es für ein paar Tage nochmals mächtig auf, aber letzten Samstag Nachmittag dann auch langsam wieder ab. Für Sonntag waren ideale 5 Knoten Südost angesagt, aber morgens draussen hatten 3 davon offenbar blau gemacht, und die beidem übrigen kamen schlapp aus Westen. Das war noch kein Problem am kurz angefahrenen Popperspot, der selten mal einen GT, aber eigentlich immer massiven Haialarm aufbietet. Überraschenderweise liess sich dort allerdings weder die eine noch die andere Bande blicken, sondern stattdessen dieser hübsche Buefin Trevally. Immerhin.
Hauptsächlich war für diese Tour leichtes Jigging mit der PE2 Kombo angedacht, aber am ersten Spot angekommen zeigte sich, dass die Strömung genau in das bisschen Wind hineinlief, und damit die nötige Bootsdrift auf klägliche 50m in der Stunde beschränkte. Also blieb nur, es punktuell hier und dort auf diesem Plateau zu versuchen, aber es tat sich nichts. Auch am zweiten Spot ergab sich das gleiche Bild, mehr als 3 magere kleine Fischlein liessen sich grundnah nicht aufsammeln. Im Mittelwasser hingegen war durchaus Leben, u.a. stiegen dort 3 dieser Fische ein, die für ihre Grösse kämpften wie der Teufel. Gebiss und Körperform entsprachen sehr den Hundezahntunen, aber die Streifen passten nicht, und ich war mal wieder planlos. Faizal als wandelnde Enzyklopädie brauchte später allerdings keine Minute, um sie anhand des Fotos Striped Bonitos (Sarda Orientalis) zu identifizieren.
Diese allein hätten mich sicher nicht lange an dem Platz gehalten, aber dort operierte auch noch ein gemischter Trupp aus Yellowspotted Trevallies und Bludgers. Die an dem leichten Gerät richtig intensiven Drills ziehen sich so rund eine Viertelstunde, und nach insgesamt 6 davon in den dort verbrachten 2 Stunden legte mein Handgelenk ein klares Veto ein. Auf dem Weg zum nächsten Platz legte der Wind immer noch aus West deutlich zu in Richtung 10 Knoten, also stimmte nun die Drift. Allerdings waren auch dort die üblichen Verdächtigen entweder abwesend oder unlustig, nur ein paar kleine Fische zeigten Interesse, aber zu guter Letzt kam es dann doch nochmals halbwegs dick in Form eines ordentlichen Whiteblotched Groupers. Sprich die Frequenz war an diesem Tag mit ich meine 15 Fischen in 4 Stunden Jiggerei ungewöhnlich schwach, aber da knapp die Hälfte davon doch Gute waren passte es alles in allem.
Lediglich das Trolling zweier Lures zu und zwischen den Jiggingplätzen über insgesamt etwa 3 Stunden war bis dahin eine totale Enttäuschung mit lediglich zwei gefangenen Kawa Kawas und einem Dorado-Fehlbiss. Schon kurz vor daheim stieg allerdings noch ein kleiner Gelbflossentun zu, und mit dessen willkommenem Beitrag zum Abendessen war es dann okay. Nicht schön allerdings dass auf den letzten Metern die Buchse eines Propellers aufgab, und der Backbordmotor damit oberhalb von 1500 Umdrehungen keinen Schub mehr erzeugt. Tags drauf galt es das Boot nach Baie St. Anne zu überführen, da gestern Servicetag auf der Werft anlag. Obwohl nur Schleichfahrt möglich war nahm ich einige Stickbaits und die Rute mit, um ein paar am Wegesrand liegende Plätze abzuwerfen. Am ersten davon musste ich allerdings leider feststellen, dass das dortige Seniorenheim seit meinem letzten Besuch zum Kindergarten geworden war.
Aber Omi fand sich dann doch eine knappe Seemeile weiter an der nächsten Struktur wieder. Das Foto bringt`s nicht so rüber, aber das war ein richtig anständiger GT; zwar unter 30kg, jedoch nicht weit weg davon.
Der fetten, alten Dame Mitbewohner wachten dann eine Viertelstunde später zeitgleich auf, alle 5 drängelten, schubsten und grapschten nach meinem Stickbait, aber keiner bekam ihn zu fassen. Hatten offenbar ihre Brillen auf dem Nachttisch vergessen. War aber trotzdem eine ganz nette Überführungsfahrt. An den beiden Tagen war jeweils noch ein anderes Boot draussen zum Trolling, und kehrte mit bunten Tüten aus Dorados, Wahoos und Tunen zurück, auch ein Sail wurde dabei noch gefangen. In der folgenden Nacht kam der Südost wieder auf 16 Knoten auf, der gestrige Werftbesuch verlief teilweise suboptimal, hier einen passenden Propeller zu finden gelang bisher auch nicht, und nun bin ich mal gespannt ob und wie sich eine längere Kunstpause zur besten Angelzeit des Jahres vielleicht noch vermeiden lässt.
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.