Der tollste Oktober aller Zeiten war es hier nicht, aber am Wetter hat es nicht gelegen. Die erste Woche war noch ziemlich rau, so dass wenig gefischt wurde, aber Sandro auf Frenzy erwischte einen Marlin, und Brandon auf Unreel verlor einen wirklich Grossen, da das angelnde Kind dem Fisch nicht gewachsen war. Mervin verbrachte mit einer Gruppe die Woche in den Amiranten auf einem Cat, und dort waren die Bedingungen noch wirklich deftig. Eine Rückkehr einen Tag verfrüht spricht Bände. Aber dann wurde es ruhig und angenehm, und eine Trip zum Drop für die Big Game Neulinge Heiko und Annett aus Deutschland am 09. mit Brandon auf Unreel entwickelte sich richtig cool. Anfangs war es zwar arg zäh mit 3h Trolling ohne Biss und ein paar unspektakulären Jiggingfischen während eines rund einstündigen Versuchs. Aber dann, wieder schleppend ein Stück jenseits des Drops, sah es voraus aus, als würden sich die Wellen an einem Riff brechen. Unmöglich natürlich, da gibt es keins, und tatsächlich fanden wir die Tune wild an der Oberfläche raubend. Das war wirklich massiv, ein Blick auf`s ganz kurze Video hier lohnt sich. Gefressen wurden fingerkurze Fischchen, insofern war es nicht ganz einfach, auf die Trollingköder Bisse zu bekommen, aber insgesamt 6 waren es dann doch. Drei kamen gleichzeitig, entsprechend war die Wuhling an Bord, und alle mussten helfen, da die Fische - später gewogen – durchweg knapp unter 40kg wogen.
Wirklich krass, diese Torpedos überall wie wild aus dem Wasser schiessen zu sehen. Und sobald es irgendwo mal kurz aufhörte, ging es ein kleines Stück weiter wieder los. Da waren auch deutlich Grössere zugang, und einen davon bekamen wir auch an`s Band. Der kam allerdings nach langem Kampf noch direkt am Boot ab, als das bereits gehaltene Vorfach bei einer letzten Flucht durchknallte. Trotzdem war das ein fantastischer Tag gerade für das sehr nette Paar, das neben den Fischen auch noch Mantas, Delfine, und sogar Wale zu sehen bekam. Hier noch ein paar Bilder der Fänge.
Das war auch für mich alles sehr schön, denn mein Boot scheint weiterhin verhext. Zwei Mal bin ich rausgefahren, und musste beide Male wegen unterschiedlicher Probleme abbrechen. Beim ersten Versuch löste sich unerklärlich die Verbindung vom Motor zur Steuerung an Backbord. Also baute der Mechaniker das wieder zusammen, und setzte auch zwei lange erwartete andere Ersatzteile ein. Bester Dinge ging es 2 Tage später wieder los, alles funktionierte einwandfrei, bis nach rund 2h poppern auf GTs ohne Aktion plötzlich der BB-Motor nicht mehr startete. Also wieder Schleichfahrt Kurs Heimat, dabei immer mal wieder probiert, und nach 20min oder so ging er wieder an, aber bei einem Neustart nach Abschaltung erstmal wieder nicht. Hab das dann heimatnah beim Jiggen auf Küchenfische über die nächsten Stunden getestet, und mal ging das blöde Ding sofort an, mal nach 5min, mal nach 20min, dann wieder gleich, und auf niedriger Drehzahl auch immer mal wieder aus – alles absolut unregelmässig und ohne Logik. An den beiden nächsten Tagen an der Ankerkette liegend sprang er bei jeweils einem Dutzend Starts immer sofort an, und lief stabil im Leerlauf. Also ein inkonstanter Fehler, und bisher nicht klar zu lokalisieren. Am 29. hab ich auf See nochmals getestet: Alles einwandfrei, bis ich einen Segelfisch auf einen geschleppten Wobbler am Band hatte. Den kann man so gerade im Bildhintergrund herumhüpfend erkennen.
Nach etwa 10min Drillzeit, und kurz bevor der Fisch den Köder los wurde, setzte der Motor dann aus, und sprang nicht direkt wieder an. Das Problem war somit wieder da, und hielt auch den ganzen Tag wie gehabt an. In Anbetracht der auch noch auf andere Weise weichen Steuerung wäre Rückfahrt wohl dringend angesagt gewesen, aber so nah an den Jiggingspots wollte ich dann doch zumindest bisschen weiter fischen. Das lief erstmal richtig zäh mit wenigen und winzigen Groupern, da zwei richtig gute Fische einfach ausstiegen, bis endlich dieser ordentliche Yellowspotted Trevally hoch kam.
Wenig später gab es einen Biss in Grundnähe, der Fisch schoss wie ein Blitz nach oben und sprang. Sail allein auf dem Boot hatte ich ja über die Jahre etliche Male, aber dass ich diesen an der leichten Jigge und vor allem dem winzigen 40lb Vorfach kriegen würde, hätte ich nicht gedacht. Aber es hielt, und der Fisch wurde natürlich releast. Das war natürlich zur Abwechselung mal wieder ein kleines anglerisches Highlight, aber das Boot macht mich wahnsinnig.
Zwischenzeitlich, bzw. konkret seit etwa Monatsmitte, war das Wetter stabil ganz ruhig und sonnig geworden. Insofern abgesehen von der grossen Hitze vor allem bei totaler Windstille wirklich toll zum Fischen, aber es gab erschreckend wenige Charters. Sandro war glaube ich genau ein Mal am Drop zum Jiggen mit den üblichen Fängen. Von Brandon war gar nichts zu hören, und auch die nur gelegentlich fischenden Boote bzw. Skipper, die sich vorwiegend von Insel- und Schnorchelausflügen nähren, hatten kaum einen Trip. Und Mervin, der normalerweise im Oktober ja quasi durchgebucht ist, hatte genau eine Charter. Das war eine Tour auf GTs mit Ryan und seiner Frau, und die Aktivität war mit einem Dutzend geraister GTs richtig hoch. Allerdings bissen die fast gar nicht. Die Dame verlor einen Guten in den Felsen, Ryan bekam diesen Kleineren ab, und dann gab es noch diesen Tun, der wohl mal das Leben eines GTs testen wollte. Keine gute Idee, denn das Projekt endete in der Fischbox.
Warum aber gab es trotz des tollen Wetters kaum Charters? Die üblicherweise zu dieser Zeit hier sehr präsenten Israelis fehlen natürlich aus bekannten Gründen. Dito Ukrainer und auch fast alle Russen. Zwar sind die generellen Besucherzahlen aus dem sonstigen Europa auf den Inseln ganz okay, aber die Menschen geben hier nur wenig Geld aus, und mal eben den einen oder anderen Tausender rauszuhauen, fällt da schwer. Kann ich total verstehen in Anbetracht all der Konflikte, wirtschaftlichen Niedergänge und Unsicherheiten. Da liegt die finanzielle Schmerzgrenze zur Zeit einfach deutlich niedriger. Was diese meine Theorie stützt: Voll zugang und fast jeden Tag gechartert waren Andre und Greg auf ihrem neuen Boot TopWater, das wirklich gut geworden ist.
Deren Vorteil dieser Tage ist ganz offensichtlich, dass sie Angeln ab 3h anbieten, für das die Gäste mit ich glaube 375€ davonkommen. Das scheint eine eher verkraftbare Ausgabe zu sein, und somit fischen die beiden beinahe täglich, seit das Boot Mitte des Monats in`s Wasser kam. Ich bin wirklich froh, dass es dort nun rund läuft nach all den Verzögerungen und Problemen beim Wiederaufbau dieses Bootes nach ihren Bedürfnissen. Und die Fänge kommen auch noch richtig gut bei. Direkt der allererste Trip brachte einen Sail und einen Wahoo von jeweils über 30kg.
Auch in der Folge waren die Trollingfänge konstant gut. Wahoos gab es ohne Ende, und mehrere weitere Segelfische obendrauf. Dazu kamen natürlich Dorados und Tune hier und da, so dass sogar in einem halben Tag ein Super Grand Slam zusammenkam. Wo sonst auf der Welt schafft man das in nur ein paar Stündchen? Nachstehend noch eine Auswahl ihrer Fänge über die beiden Wochen.
Weiters fand vergangenes Wochenende das Turnier von La Digue statt, zum zweiten Mal seit der CoVid-Zwangspause. Wieder hatten nur 10 Boote gemeldet, das ist das Niveau seit der Verlängerung der Angelzeit von 12h auf 36h vor etwa 10 Jahren. Von den seinerzeit 30-40 Booten hat das halt den grössten Teil bzw. fast alle kleineren verdrossen, da es einfach zu brutal und teuer wurde. Letzteres im doppelten Sinne, denn diese zumeist ja Charterboote verlieren mit Vorbereitung von Donnerstag an bis zur Preisverleihungsparty am Sonntag volle 4 Tage des Geldverdienens zusätzlich zu den Kosten der Teilnahme. Insofern ist das Interesse an dem Turnier brutal gesunken, und das nicht nur bei den Booten. Einfach mal das Bild durch einen Klick vergrössern, und die Zuschauer“menge“ betrachten. In der guten alten Zeit war die Jetty im Hintergrund rechts so voll, dass man dort kaum noch durch kam, da sich dort rund 2000 Leute drängten. Und nun ...
Immerhin scheint nun endlich auch der Clubvorstand zu realisieren, dass sich Dinge ändern müssen, um zumindest wieder einen halbwegs nennenswerten Teil der Angelszene zu involvieren, wie ich mal vorsichtig optimistisch aus einer längeren Diskussion vor dem Wiegen mit dem neuen Präsidenten schliesse. Von den 10 gemeldeten Booten zog eines zurück, und ein weiteres kam verspätet rein, wurde also disqualifiziert. Da ich die letzte Fähre nach Praslin um 17 Uhr erwischen musste, bekam ich nur di Hälfte des Wiegens zu sehen. Bis dahin war der spektakulärste Fisch sicher dieser tolle Ruby Snapper von 21kg.
Der grösste Doggie hatte 30kg, und zu meiner Überraschung blieben auch die Gelbflossentune in dem Bereich. Mervin mit dem Team Lady C hatte ein halbes Dutzend um 35kg, und da ging auch nur einer minimal drüber.
Die Bande wurde am Ende, ultraknapp geschlagen, toller Zweiter hinter dem Team RigRunner. Auch Martin auf der Albermarle glänzte mit einem Marlin und zwei Sails, und räumte damit die Billfish-Kategorien komplett ab. Interessant auch: Gleich 3 Boote fingen 16 der insgesamt 23 akzeptierten Arten, und eins sogar 17. Letztendlich waren es sogar mehr Arten, denn alle Grouper ausser Zweien werden in einer Kategorie zusammengefasst, und all die verschiedenen Trevallyarten in nur einer. Das zeigt deutlich, wie vielfältig und flexibel gefischt werden muss, um so viele unterschiedliche pelagische, semi-pelagische und grundlebende Arten zu fangen. Und zum guten Schluss dieser Ausgabe hier noch eben die von Greg & Andre bzw. deren Gast heute Morgen gepopperten GTs und sowie einen erneuten Tun-Irrläufer vom selben Spot. Tolle Fische nochmal.
Zusammengefasst war die Angelei hier also qualitativ wieder mal top, und damit so, wie sie zu dieser Zeit sein soll. Ich hoffe nur, dass bald auch wieder reichlich Angler aufschlagen, um das alles zu geniessen.
Die erste Monatshälfte war nicht nur so windig wie zu erwarten, sondern auch ungewöhnlich nass für einen September. Da das zu heisse Wasser des Vorjahres nicht als Erklärung herhalten konnte, war hier allgemeines Schädelkratzen angesagt. Und genug Zeit dafür war eben auch, da das Wetter schlicht unfischbar war. Selbst die kleinen Commercials trauten sich nicht raus, und in der Folge war Fisch zum Essen eher rar und nur zu Höchstpreisen zu bekommen. Am 14. schienen die Bedingungen gerade so tauglich für einen Tag Poppern auf GT, also ging der deutsche Angler Florian es mit Mervin an. Zu Hause fischt er viel, aber nur auf Barsch, und meinte, seine schwerste und kaum benutzte Rute habe ein Wurfgewicht von 40g. Also war das schwere PE10 Zeug mit den entsprechenden Poppern gerade auf dem stark schwankenden Boot erstmal eine Herausforderung, aber er kam schnell zurecht, und ein erster, kleinerer GT auch zügig bei.
Während sich die Bedingungen in Bezug auf Wind und Tide besserten, wurde die Angelei leider immer zäher. Ausser ein paar halbherzigen Fehlattacken passierte lange nichts, und selbst die Haie waren träge. Aber wie so oft brachte am Ende des Trips der Hafenspot nochmal Aktion. Gleich beim ersten Wurf dort knallte ein grosser GT spektakulär daneben, und beim nächsten Wurf war die Rute krumm. Der Fisch war kleiner als der kurz zuvor gesehene, aber grösser als der vom Morgen, und eine völlig verdiente Belohnung für Florians unermüdlichen Einsatz. Wunderbar!
Mervin hatte zwei weitere GT-Touren, eine wurde wegen zu übler See abgebrochen, aber die zweite lieferte einen hart erkämpften Fisch in wieder hartem Wetter.
Ansonsten war es hier anglerisch aber arg ruhig. An den beiden etwas passableren Tagen um den 20. herum gab es ein paar Trollingtrips mit den gängigen, bunten Tüten pelagischer Fische. Sandro samt Gästen auf Frenzy wagte sich aber sogar zum Drop Off, und das Jigging lief mit den üblichen Verdächtigen ganz ordentlich.
Die deutlich rauere der beiden Touren bescherte dazu noch diesen ansehnlichen Hundezahntun.
Ansonsten hört man aus Mahe, das aufgrund der Grösse mehr Touristen und auch ein paar mehr Touren hatte, dass die Angelei unter Betrachtung der Bedingungen dort wirklich gut war. Mit Meeräschen als Köder driftend liessen sich im Windschutz Segelfische fangen, und auch das Jigging war lebhaft mit vielen Yellowspotted Trevallies und Bludgern. Diese halten offenbar auch die Schwarzen Marline in der Nähe. Insofern und in Anbetracht des nahenden Oktobers mit hoffentlich gutem Wetter reiben wir uns hier die Hände und schärfen die Haken.
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.