Reports April 2014

30. April 2014

Aufgrund Familenbesuchs aus Deutschland und einiger privater Anlässe war ich zuletzt nicht ganz so hautnah wie üblich am und im Geschehen, aber das lässt sich verkraften, denn allzu viel war eh nicht los. Dies lag in erster Linie an den Wetterbedingungen: Seit Monatsmitte ist es fast durchgehend annähernd windstill, und somit extrem heiss. Laut entsprechender Internetdienste liegt die Wassertemperatur im Oberflächenbereich mittlerweile über 30 Grad. Da mein Echolotgeber abgeraucht ist, kann ich leider keine exakten Daten liefern, aber allein beim Baden ist der Unterschied deutlich fühlbar. Und da sich die See die meiste Zeit im besten Fall leicht gekräuselt, aber häufig auch glatt wie ein Spiegel zeigt, gibt es keine nennenswerte Durchmischung. Was das für`s Trolling bedeutet, kann sich sicher jeder selbst ausrechnen: Ganz klar und deutlich unter dem hier Üblichen. Das wissen natürlich auch die Skipper, und so waren die Touren für diejenigen, die denn raus "mussten", meist auch nur halbe Tage: Morgens früh in vergleichsweiser Kühle ein bisschen schleppen, das dann zumeist den einen oder anderen Wahoo, Dorado oder Tun sowie Bonitos einbrachte. Und nach einer Weile bei höherem Sonnenstand Umstieg auf´s wie immer recht produktive Grundangeln u.a. mit Emperor Snappern bis 12kg. Danach noch ein Inselbarbecue, und ein wenig schorcheln - sicher auch ein schöner Urlaubstag. Dass das Naturköderfischen jederzeit mit ziemlich extremen Überraschungen aufwarten kann, bewies vor ein paar Tagen ein lokaler Fischer mit einem Fang, der auch hier, wo wir an dicke Fische ja durchaus gewöhnt sind, für Aufmerksamkeit sorgte. Denn ein Grouper von gewogenen 202kg kommt auch auf den Seychellen nicht jeden Tag an`s Licht.

Völlig leblos war die Schlepperei allerdings auch nicht. Wer das Glück hatte, eine der wenigen kurzen Phasen mit zumindest einem nennenswerten Hauch von Wind zu erwischen, kam ganz gut zurecht. So z.B. Martin, der für den 18. eine Buchung aus Mahe erhielt, und mit seiner Venture dort den Gast aufnahm. Passend gab es an diesem Tag eine Brise aus Süd, die prompt einen netten Mix aus Gelbflossentunen, Wahoo, Dorados und Barrakuda anmierte. Nur dem Sail im Spread reichte sie wohl nicht als Appetitanreger. Vergangenen Samstag war Mervin draussen am östlichen Drop, und da die eine oder andere Schauerfront ein paar Böen und ein bisschen Kühlung mitbrachte, waren die Sails prompt wieder aktiv. Er sah etliche, und fing 2 davon. Einer schwimmt wieder, und der andere wurde vom Gast umgehend im Ganzen nach Russland verschickt. Das hatte sich der Fisch für diesen Tag sicher auch nicht erwartet. Mervin erzählte auch noch, dass der Gast einen Bonito im Drill filmte, als ein kleiner Marlin darauf zugeschossen kam, und kurz nach einem Lure fasste. Leider hat er selbst die Bilder nicht. Er war wohl auch mal zum jiggen am Drop unterwegs, aber das lief nicht ideal. An der Kante sind offenbar extrem viele Weissspitzenhaie zugang. Somit bleiben den Anglern im besten Fall von den grossen Jobfish und Amberjacks zumeist nur die Köpfe, und oft genug auch einfach gar nichts: Zweistellige Jigverluste machen keinen Spass, und das ohnehin anstrengende Fuhrwerken mit den Jigruten bei der Hitze auch nicht so wirklich. Ähnliches gilt natürlich auch für die Popperei. Hab es zwei mal selbst versucht, und länger als zwei Stunden lässt sich das bei dem Wetter nicht durchhalten. Zumindest nicht mit der nötigen Konzentration. Der erste Versuch am 25. um die Mittagszeit und bei dazu ungünstiger Tide brachte rein gar nichts ausser einem sich andeutenden Hitzschlag. Gestern Nachmittag bei passenderem Wasserstand und einer zumindest zeitweise schattenspendenden Wolke gab es dann immerhin 2 Fehlattacken kleinerer GTs (ca. 15kg) sowie einen Drillaussteiger, der sich während unseres kurzen Duells deutlich besser anfühlte. Sehen konnte ich ihn gegen die Sonne allerdings nicht. Somit bleiben mir für´s persönliche Fangbuch aus den vergangenen beiden Wochen nur 5 Jacks der Kiloklasse, die sich bei einem abendlichen kurzen Spinnruteneinsatz vor der Veranda mit einem kleinen Ice Cream erbeuten liessen. 

Aktuell hat uns also die Transition voll im Griff. Südlich, allerdings weit jenseits des Plateaus, sieht es aber offenbar deutlich besser aus. So wurde u.a. ein wirklich ansehnlicher Gelbflossentun von satten 73kg vermeldet.

Und bei einem Kurzbesuch auf Mahe traf ich die Tage Marc Hoareau von der grossen Island Star. Das Boot  fährt auch Mehrtagestrips bis runter auf die Amiranten, und war gerade von einer Übernachttour zurück. Von 3 Marlinstrikes, davon einer gefangen und releast, können wir hier oben im Glutofen aktuell nur träumen. Aber ich bin mir sicher, dass hier bei uns auf dem Plateau weiterhin ebenfalls mehr als genug Fisch unterwegs ist. Dafür spricht auch, dass JD gestern noch einen Marlin verpasste, wie ich gerade noch erfuhr. Und sobald wir wieder ein bisschen Wind bekommen, sollte sich die Beisserei auch wieder wie gewohnt einstellen. Als Kleinbootfahrer hoffe ich allerdings sehr, dass der Südost, der im Laufe des kommenden Monats einsetzen müsste, nicht sofort auf Vollgas schaltet, damit ich mir dann auch noch ein Stück vom Kuchen holen kann.

 

15. April 2014

Die ersten Apriltage waren heiss und annähernd windstill, damit für Trolling eher ungünstig. Zum poppern und jiggen wäre es sicher ganz gut gewesen, aber so weit ich weiss, war niemand unterwegs. Für den 03. war dann langsam aufkommender Wind angesagt, und in der Hoffnung, dass damit auch die Fische aktiv sein könnten, unternahm ich mit Ted & Peter eine Schlepptour. Das liess sich auch zunächst ganz gut an, als bereits auf dem Weg ins nördliche Zielgebiet aus dem Nichts ein Sail einstieg, und sich spektakulär ein paar Mal in die Luft schraubte. Leider wurde er dabei den Haken los. Danach wurde es allerdings zäh bzw. merkwürdig. Der angedachte Spot war aufgrund von Seegras unfischbar, und im Bereich drumherum gab es zwar in den nächsten 2h einige Attacken auf Wobbler und auch einmal auf einen grösseren Lure am Outrigger, aber keiner der Fische blieb länger als vielleicht 5 Sekunden hängen. In einem Gebiet trieben sich unendlich viele winzige Bonitos um die 20cm herum, die eigentlich ein perfektes Buffet für grössere Räuber hätten sein müssen, aber Bisse bekamen  wir dort nicht. Aus der Überlegung, dass sich die Jäger vielleicht komplett auf diese Beute eingeschossen hätten, versuchten wir 2h lang mit kleinsten Ködern ein paar zu erwischen, um es damit zu probieren, aber die Zwerge bissen nicht, und die ganze Aktion brachte nur einen grossen Garfish. Also zurück auf Lures, und damit bekamen wir dann wieder die gehabten Fehlbisse, die aber klar von grösseren Fischen stammten. Irgendwann blieb dann doch mal einer hängen, und Ted hatte gut zu tun, da der ordentliche Wahoo aussen gehakt war. 

Auch danach hatten wir nur noch weitere Fehlbisse, und zwar weiterhin ausschliesslich auf die Wobbler. Da die Vögel weder auf Dorados noch auf Tune schliessen liessen, vermute ich, dass das wahrscheinlich auch zumindest grösstenteils Wahoos waren.  Hab wirklich keinen Schimmer, warum die Fische nicht hängen blieben, denn an den Haken lag es nicht - die hab ich wer weiss wie oft kontrolliert, und waren ohnehin teils ganz neu. Während wir uns also mühten fing und releaste mein alter Freund Pierre auf dem Rückweg von Mahe auf einem Segelkatamaran mit seinem Bruder einen Sail, der auf dem Trip neben einem Bonito allerdings der einzige Fisch war. Tags drauf setzte entsprechend der Vorhersage der Nordwest doch nochmal ein, und für die nächsten Tage blies es ziemlich heftig. Unkomfortables Trolling war gerade noch möglich, aber ausser 2 Trips fuhr wohl niemand raus. Am 05. fischte Christian (Djab Lavwal) einen halben Tag auf dem besagten Nordspot, hatte aber auch mit dem Kraut zu tun, und verzeichnete lediglich einen Dorado sowie einige Wahoo-Fehlbisse, die er aufgrund der ausshliesslich eingesetzten Oberflächenlures zweifelsfrei identifizieren konnte. Zeitglich war Mervin (Divinity) mit Steffen aus Deutschland am Drop. Auch dort lief es nicht wirklich rund, aber mit einigen Dorados beim Schleppen sowie einigen Fischen beim Naturköderfischen und Jigging ging es sich noch aus. 

Steffen erzählte, dass gleich beim ersten Ablassen des Jigs irgendwas extrem Grosses einstieg, das aber das Boot langsam über die Kante in`s Tiefe zog, und dann leider plötzlich ab war. Dafür konnte er sich später aber zumindest noch an einem am Schwanz gehakten Hai gründlich verausgaben. Am 08. hat er dann mit Mervin im Zuge eines Island Hoppings noch ein paar Stunden gepoppert, und vermeldete Fehlattacken von 2 GTs sowie einigen Haien. Einer davon blieb allerdings hängen, und mopste den Popper. Am 09. liess der Wind dann ein bisschen nach, und drehte auf Südwest. Christian hatte am Drop Billfish-Pech mit 3 verlorenen Sails und einem Marlin im Spread, der nicht beissen wollte. 2 Wahoos und ein dicker Barracuda waren da nur ein kleiner Trost, obwohl Letzterer ein echter Brocken war. JD war auch für einen halben Tag unterwegs, aber um die Inseln. Ergebnis:  Bunte Tüte aus 4 Gelbflossentunen, Dorados, einem Wahoo und dazu ein ausgestiegener Sail. Am 10. bei weiterhin verbesserten Bedingungen war Martin (Venture) draussen am Drop, und vermeldete 4 Wahoos sowie je einen Dorado und Gelbflossentun, dazu ein Amberjack beim jiggen. Auch Christian war erneut an der Kante, aber diesmal rein zum Jigging, und fand den Fisch. Neben einem grossen Green Job kamen Amberjacks ohne Ende und in guten Grössen hoch, bis seine 3 Gäste irgendwann erschöpft abwinkten.

Auch sein Cousin Bertrand hatte zeitgleich einen halben Tag Schleppen, und meldete einen Wahoo sowie dicke Bonitos. Freitags waren Greg und sein Bruder mal zum privaten Grundangeln unterwegs. Das brachte einen ziemlichen Berg Fisch, darunter ein erstklassiger Emperor Snapper von 11,5kg.

Am dann anstehenden Wochenende fand auch das National Fishing Tournament ab Mahe statt, wie immer unter der Schirmherrschaft des örtlichen Rotary Clubs. Bei dieser Veranstaltung werden alle Fänge von einer örtlichen Fischverarbeitungsfabrik aufgekauft, und der Erlös kommt Wohltätigkeitsprojekten zugute. Angelzeit war diesmal von Freitag 9:00 Uhr bis Samstag 16:00 Uhr, und sowohl Trolling als auch Grundfischen standen traditionell auf der Agenda. Die insgesamt 12 Boote landeten letztendlich satte 5 Tonnen(!) Fisch aller möglichen Arten an. Auch wenn die meisten Boote mehr oder weniger nur auf den An- und Abfahrtwegen zu den Grundangelspots schleppten, wurde trotzdem Marlin und Sail gefangen, dazu glänzten Gelbflossentune bis über 50kg und Hundezahntune bis über 40kg. Sieger in der Disziplin Trolling wurde nicht ganz unerwartet das Team Special K mit knapp 373kg der gewerteten 11 pelagischen Fischarten. In der Grundangelkategorie wurden hingegen 18 verschiedene Arten gewertet, hier gewann Island Star mit fast 1.016kg. Da dieses Team auch beim Trolling ziemlich gut gefangen hatte, gewann es ebenfalls die Gesamtfangwertung mit beinahe 1,3 Tonnen. Der eigentliche Turniersieg wird jedoch über ein Punktesystem ermittelt, in dem die beiden jeweils schwersten Exemplare einer Art mit 6 bzw. 3 Punkten bewertet werden. Auch hier hatte Island Star mit 54 Punkten die Nase vorn, jedoch nur ganz knapp vor Team Paola mit 53 Punkten. Ganz herzlichen Glückwunsch an alle Sieger und erfolgreichen Fänger!

Mehr Informationen finden sich auf der Facebook-Seite des Seychelles Sportfishing Club (SSFC).

 

Auch auf Praslin wurde munter weiter gefischt. Am Sonntag dem 13. war Christian mal wieder am Drop unterwegs. Sein Gast war auf Marlin fixiert, aber auf grosse Lures tat sich ein paar Stunden nichts. Ein lebend angebotener Skipjack brachte eine Attacke, die aufgrund der sichtbaren Schwerthiebe später auch einwandfrei dem Zielfisch zugeordnet werden konnte. Nach ein wenig Jigging mit erneut einigen Amberjacks kamen auf dem Rückweg dann auch noch 4 Wahoos und 3 Dorados in`s Boot. Am Folgetag ging es dann für Ted und mich mal wieder selbst hinaus, meine zu Besuch weilende Kusine und ihr Mann - beide Nichtangler - waren auch dabei. Ziel waren diesmal die südlichen Spots, und direkt nach Lines In sahen wir gleich einen Sail sechs Sprünge vollführen. Den wollten wir natürlich haben, aber eine Stunde Beackerung des Gebiets brachte stattdessen nur einen kleinen Dorado. Auch auf dem Weg zu den weiteren Spots tat sich lange gar nichts, und erst am östlichsten, schon auf halbem Weg zum Drop, stieg plötzlich ein Sail auf Wobbler ein, aber im Sprung leider auch gleich wieder aus. Dass das Gleiche nur 20min später nochmal passierte, diesmal allerdings auf einen Oberflächenlure, drückte natürlich etwas auf die Stimmung. Aber immerhin war nun, möglicherweise aufgrund des in etwa zeitgleich eingetretenen Tidenwechsels, Leben in der Sache, und es kam kurz danach zunächst ein ordentlicher Wahoo an Bord.

Nur wenig später, als Ted gerade einen erneuten Wahoo zu drillen begann, biss ein weiterer Sail, der diesmal auch hing, und wenig später getaggt und released wurde. Dabei entstanden ein paar Unterwasseraufnahmen, hier ein Foto.

Auch die Bonitos begannen endlich zu beissen, und damit gab es dann Material für Stripbaits, die im Laufe der nächsten beiden Stunden einen weiteren Wahoo und einen schönen Dorado verführten. Ein kurzer Ruck an einem Wobbler liess mich aufmerken, und tatsächlich zeigte sich Sekunden später ein weiterer Sail hinter einem Oberflächenlure. Der Lümmel spielte letztendlich an allen Ködern ein bisschen, aber war trotz Freespool leider nicht zum Zufassen zu bewegen, und nach 2min war der Spuk vorbei. Schade drum, aber ein erneuter kleiner Dorado für die Küche kurz vor Lines Out kam immerhin noch gelegen. Die beiden verlorenen Sails tun natürlich ein bisschen weh, aber alles in allem war das ein unterhaltsamer Tag. 

Und ein wenig Videomaterial, u.a. mit einer Unterwassersequenz des Sail Release, kam auch dabei herum. Siehe hier.

 

Hab gerade quasi zum Redaktionsschluss nochmal rundgehorcht, heute war jedoch offenbar niemand unterwegs. Obwohl die Fischerei - wie auch das Wetter - seit dem Monatsbeginn etwas erratisch war, können wir mit den Fängen im Grossen und Ganzen doch recht zufrieden sein. Und da die Strömung, wie ich gestern anhand von Treibgut feststellte, schon wieder Richtung Westen geht, kriegen wir wohl langsam kühleres Wasser - und damit hoffentlich noch mehr Sails.

 

Die früheren Berichte finden sich im Archiv.

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