Nach meiner langen und völlig angelfreien Absenz diesbezüglich völlig ausgehungert kamen einige windseitig brauchbare Tage gleich zu Monatsbeginn natürlich sehr gelegen. Gleich am 01. hab ich das Boot aus Baie St. Anne zurück nach Hause überführt und dabei ein bisschen Tackle mitgenommen. Es hätte kaum besser laufen können: Schon der dritte Wurf mit Popper am Hafenspot brachte einen kleinen GT um 8kg und etwas später dann noch einen Besseren. Mit um die 17kg zwar auch kein Riese, aber trotzdem ein ziemlich perfekter Einstand.
Einen Spot weiter gab es noch einen Strike von etwas das zunächst wie der Vater aller GTs wirkte – schwarz und riesig. Leider hing der Halunke nicht, kam aber mit dem Popper zum Boot und entpuppte sich dort als Segelfisch. Und das gerade mal 30m von der Küste auf vielleicht 10m Tiefe. Alles in allem nicht übel für eine Überführungsfahrt. Tags drauf ging es mit Russel und Familie auf Gregs Bite Me einen Nachmittag zum Trolling. Das lief bisschen zäh mit einem kleinen Wahoo, einem Tun und einem Bonito. Morgens war offenbar mehr los gewesen denn JD (One Love) meldete aus dem gleichen Gebiet mehrere Wahoos und Tune sowie einen verpassten Sail. Am 03. fuhren Greg, Phil und Cousin Dominic zum Drop, fanden die Tune, und fingen rund 10 Stück im Durchschnittsgewicht von 35kg auf Popper und Stickbaits. Wieder einen Tag später stellte ich morgens fest dass fast Ententeich herrschte, also nichts wie los. Leider etwas zu spät um die an sich ideale Flut noch zu erwischen, aber zumindest ein Baby-GT von ca. 10kg liess sich noch auf ein zweites Frühstück ein.
Dem Wind nicht wirklich trauend hab ich mir die weiter draussen liegenden Jiggingplätze verkniffen und mich auf eine in der Nähe befindliche Koralle beschränkt, die allerdings üblicherweise von Pickhandle Barracudas und Haien recht verseucht ist. Die waren an dem Tag jedoch erfreulicherweise abwesend, und so ergab sich eine ganz nette Angelei. Zumindest nachdem ich neu eingekaufte Haken für`s Light Jigging wieder aussortiert hatte, denn die Hakquote war erbärmlich und dazu stiegen auch noch fast alle Fische wieder aus, die doch irgendwie zumindest kurz hängen geblieben waren. Nach dem Wechsel kamen dann die üblichen Verdächtigen aus den Fraktionen der Grouper, Snapper und Trevallies in gewohnter Manier an Bord und dazu gab es noch diesen tollen und eher seltenen Threadfin.
Die Chance den zu toppen bestand am späten Nachmittag beim erneuten poppern. Satter GT-Einschlag, kurzer Widerstand, aber dann leider nichts mehr. Erst einige Würfe später fiel mir auf dass der Bauchdrilling fehlte und bei näherer Betrachtung dann auch gleich die ganze Befestigungsöse. Glatt abgeschoren, das sollte bei so einem nicht billigen Markenoriginal nicht passieren und war entsprechend ärgerlich. Am 06. ging es bei immer noch recht freundlicher See mit Jarna und Kimmo aus Finnland sowie Mervin (Divinity) zum Trolling an den Drop. Kimmos Traum nach ein paar eher unerfolgreichen Ausfahrten andernorts war ein Marlin und der kam auch prompt, aber erwies sich als komplettes Arschloch (Entschuldigung). Der Schwarze von etwa 200kg zog zunächst wie irre scheinbar heckwärts ins Tiefe ab bis fast keine Schnur mehr auf der Rolle war um dann plötzlich weit vor dem Boot herumzuspringen. Später versuchte er den Trick nochmal, stand ansonsten tief und zog jedes Mal, wenn wir ziemlich über ihm waren, unter dem Boot durch. Mervin agierte wie ein Irrwisch an Steuer und Gashebeln, und nach einer Stunde hängte sich der Fisch nur noch tief hin. Da er ausgerechnet den Lure an der einzigen 50er gegriffen hatte konnte Kimmo auch nur begrenzt Druck machen und nach einer weiteren Stunde maximaler Belastung riss die Hauptschnur. Das war bitter aber es sollte noch schlimmer kommen. Die Lures waren gerade mal 5min wieder im Wasser als bereits der nächste Marlin auftauchte. Mervin teaste und hakte den, der Fisch drehte sich um abzuziehen, der Lure rutsche zum Wirbel hoch, und ein Wahoo schepperte aus dem Nichts da drauf – alles ab! Zwei Marline und zwei teure Lures in ein paar Minuten zu verlieren setzte Mervin doch ein bisschen zu. Glücklich gefangen wurden auf dem Trip letzten Endes 8 Tune um 30kg.
Dazu sahen wir einen Mantarochen, Wale und tausende Delfine, langweilig war es also definitiv nicht. Tags drauf sollte es dann aber hoffentlich mit Kimmos Marlin klappen. In mittlerweile sehr ungemütlichem Wetter mit Regen, Starkwind und hoher See liess sich das Projekt mit ein paar Tunen und einem Wahoo zum Warmmachen ganz gut an. Ein paar Dorados komplettierten den Offshore Grand Slam, und dann kam der Marlin. Diesmal ein sichtbar eher Kleiner, dazu noch an der 80er. Der freundliche Stripey liess sich sogar kooperativ kurz auf den Schoss nehmen und Kimmo war glücklich.
Nach dieser zwar erfolgreichen aber doch recht harten Tour, insbesondere für Kimmos Frau Jarna, konnte ich kaum glauben dass er noch eine Ausfahrt anfragte. Also sind wir am 09. nochmal los, wieder in eher derben Bedingungen, aber es lohnte sich. Ein Dorado, ein paar normalgrosse Tune und plötzlich gab es einen massiven Einschlag auf der Shotgun. Zum Glück war es wieder eine 80er denn sonst wäre es wohl eng geworden. Längere Zeit bestand an Bord die Frage ob es sich um einen springfaulen Marlin oder einen eher ungewöhnlich oberflächennah kämpfenden aber dann richtig grossen Tun handeln würde. Letzeres erwies sich am langen Ende als richtig, und der Tun war wirklich mächtig. Nach einer guten Stunde Drill musste sogar Kimmo noch mit zugreifen um das Fass von satten 85,2kg an Bord zu wuchten.
Samt dem Stripey gibt es diesen tollen Fisch natürlich auch im Videoclip hier zu sehen. Das unheinlich nette Paar bekam das Strahlen natürlich gar nicht mehr aus den Gesichtern und da machte es auch gar nichts dass die Sails völlig unkooperativ waren. Schon auf dem Weg zum Drop hatten wir etliche an der Oberfläche gesehen, ebenso auf dem Rückweg. Aber egal was Mervin an Lures raushängte, die waren an dem Tag nichtmal interessiert, sich das auch nur anzugucken. Das waren natürlich tolle Angeltage in dieser ersten Augustwoche und die machten Appetit auf mehr. Allerdings kam der Wind anschliessend mächtig auf und hielt sich seither fast durchgehend im Bereich um 20 Knoten. Aufgrund der vielen Touristen gab es zwar immer noch Ausfahrten wenn es mal ein bisschen nachliess, aber meistens waren die Boote recht schnell wieder drin. Mervin wurde auf halbem Weg zum Drop vom Gast zurückgepfiffen, sie spielten dann ein bisschen im La Digue Channel und er fing prompt 2 GTs. Unglaublich, ich habe es dort aufgrund der komfortablen Nähe schon ich weiss nicht wie oft probiert und nie auch nur einen einzigen zu sehen bekommen. Der Kerl ist wirklich ein Phänomen.
Sowohl Mervin als auch Greg kämpften sich jeweils noch zwei Mal raus zum Drop und fingen neben dem einen oder anderen Wahoo stets satt Gelblossentune. Zwar war keine Riese mehr dabei, aber im Schnitt haben die Fische dort aktuell um 30-40kg. Hoffentlich bleiben die uns dort erhalten bis der Südost abflaut denn dann kriegen wir hier ein Tune-Poppern das sich gewaschen hat. Auch ein paar der verkürzten und der wenigen nicht abgebrochenen Ausfahrten in Inselnähe waren durchaus erfolgreich. Immer mal kam der eine oder andere Sail herum und ein Boot meldete gleich vier an einem halben Tag. Auf Mahe sah das alles ähnlich aus und am südlichen Drop stehen die Tune offenbar ebenfalls gestapelt. Beifänge sind auch ordentlich, auf den Erhebungen an der Kante lassen sich dazu gelegentlich Doggies erschleppen und allerlei Anderes.
Wenn man denn raus kann lohnt sich die Angelei also auch derzeit allenthalben. Nur als Kleinboot-Alleinfahrer schaue ich leider in die Röhre, ist einfach zu gefährlich. Musste letzte Woche allerdings unbedingt das Boot mal bewegen und die Batterien etwas laden. Die Hoffnung auf einen Ausflug in den La Digue Channel wurde am Buchtausgang allerdings sofort begraben. Da blieb nur ein bisschen Jigging, bei dann doch guten 20 Knoten Wind und 2,5 Knoten Drift auch ein hartes Brot. Allerdings immer noch besser als gar nicht zu angeln und nach einer Weile hatte ich mich eingefuchst. Der Fugu zum Start war eher lästig, aber danach kam doch noch ein ganz netter Mix herum der in meines alten Freundes Küche guten Anklang fand.
Keine Riesen zwar, aber hart erarbeitet. Das Ersatzprogramm Fliegenfischen kommt ebenfalls nur sehr berenzt zum Tragen. Bei diesem Wind ist das Flat auf der Westseite nur im Windschatten der bei niedrigen Ebben trockenfallenden beiden Sandbänke zu befischen bis das Wasser diese wieder überspült und das Kraut bringt. Gefunden hab ich dort bei zwei Gängen allerdings nichts Besonderes, nur die üblichen Snapperchen über dem Seegras. Auf die ohnehin schwierige Anse La Blague steht der Wind voll. Keine Chance über die Riffkante zu werfen und aufgrund der Brecher ist es ohnehin nicht ratsam sich dieser zu nähern. Irgendwie befischen lässt sich aktuell nur die südlichste und vom dort leicht höheren Aussenriff vor den Wellen etwas geschützte Ecke. Genau da hab ich allerdings noch nie einen besseren Fisch erwischt oder auch nur gesehen. Zumindest bis gestern, da liess sich doch tatsächlich dieser recht anständige Permit erst blicken und dann sogar auch noch fangen.
Einzig der Bereich hier vor meiner Hütte ist etwas windgeschützt, aber unglücklicherweise herrschte den ganzen Monat Unterströmung, die das Wasser komplett trübte und jede Menge Kraut brachte. Hab trotzdem ein paar Mal angesetzt und wie üblich kamen bei dieser Blindfischerei winzige Trevallies und Snapper bei. Offensichtlich bessere Fische zeigten sich manchmal weiter draussen raubend, aber immer ausser Wurfweite. Und ohne die eigenen Füsse und damit auch die Stechrochen sehen zu können ist das Waten eh eine zweifelhafte Geschichte. Trotz dieser Widrigkeiten liess sich dort aber doch noch mein bisher grösster Fisch auf Fliege fangen. In trübster Suppe bewegte sich etwas, hing und zog dann eher träge ab. Hatte da bereits vom Eindruck des Schemens einen Verdacht und tatsächlich war es der erwartete Hai. Knapp ausserhalb des Mauls gehakt - der hatte wohl ebenfalls keine Sicht - und deshalb auch erfolgreich gelandet.
Da die Gäste des anliegenden Hotels alle beim Frühstück sassen gab das natürlich etwas Aufruhr, viele Fragen und Fotos allenthalben. Netterweise schickte mir einer der Gäste welche davon, so dass ich das Euch das Bürschchen auch zeigen kann. War mir ob der genauen Art nicht sicher aber Mervin identifizierte ihn als Bullenhai. Ein Mal ganz okay, aber öfter muss ich das nicht haben. Seit heute sieht es aus als würde die Bucht endlich aufklaren. Und am Wochenende soll uns sogar mal eine Windpause vergönnt sein. Hoffentlich bekommen wir die auch, der Bootsprit steht jedenfalls schon bereit.
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.