Die Woche nach dem letzten Report war total verregnet und sehr stürmisch. Nur Mervin (Divinity) war verrückterweise mal draussen, und wurde nach einem Dutzend Bonitos noch mit einem Sail belohnt. Erst zum Wochenende wurde das Wetter besser, und Stefan aus Österreich fuhr mit Martin (Venture) seinen ersten Trip, der ihm neben Bonitos und zwei Wahoos einen verpassten Sail bescherte. Am 29. bin ich dann mit Mervin und Sandro sowie Unmengen Ausrüstung nach Mahe, um mit dem Shimano Israel Pro Team eine Woche auf einem Cat rund 70 Seemeilen südlich um Ile Plat zu fischen. Die Truppe war ja in leicht anderer Besetzung schon im vergangenen März hier auf Praslin, und seinerzeit völlig begeistert. Entsprechend hoch waren die Erwartungen, und wir wollten alle nichts wie los aus der schönen Eden Island Marina mit ihren zum Teil wirklich beeindruckenden Booten.
Der Start war allerdings unglücklich, denn als wir abends ablegen wollten, gab es technische Probleme mit unserer Backbordmaschine, die erst bis zum nächsten Nachmittag behoben werden konnten - lange Gesichter allenthalben. So konnte ich aber zumindest noch Randy und sein Team von der grossen Riviera 9G besuchen, die gerade reinkamen - mit Sail und Marlin released sowie Wahoo und Dorado, wenn ich das alles noch korrekt erinnere. Wir selbst bekamen zumindest aber für den Dienstag ein Ersatzboot gestellt, um ein bisschen um Mahe herum zu jiggen und zu poppern. Dabei kamen allerdings bei sehr heissem und windstillem Wetter lange nur ein paar kleine Fische herum. Zum Nachmittag wurde hingegen die Tide immer besser, und JJ erwischte schliesslich noch diesen ordentlichen GT auf Popper.
Im Laufe der kommenden Stunden wäre bestimmt noch mehr gegangen, aber wir mussten zurück und auf unser mittlerweile repariertes Expeditionsboot. Auf der mit allem Lebensnotwendigen bis in die letzte Ritze vollgestopften 47 Fuss Leopard war es mit insgesamt 9 anglerisch bis an die Zähne "bewaffneten" Personen zwar anfangs etwas chaotisch, aber das sortierte sich gut ein. Ärgerlich nur, dass das Boot nicht wie vorher ausgeschrieben über einen Fishfinder, sondern nur über einen Tiefenmesser verfügte. Das sollte sich noch als erheblicher Nachteil erweisen. Aber da war nichts mehr zu machen, um 19:00 hiess es Leinen los und Kurs Süd.
Die nächtliche Überfahrt verlief bei Traumbedingungen unter einem fast vollen Mond ruhig, aber trotzdem eher schlaflos aufgrund der allgemeinen Vorfreude und im ersten Licht erreichten wir Ile Plat. Selbige ist eine flache, palmenbewachsene Sandpfanne von ca. 1000x300m, die den Rest eines grossen versunkenen Atolls darstellt, dessen Riffe sich aus mehreren Tausend Metern Tiefe erheben. Wir liessen die Insel zunächst links liegen, und steuerten noch rund 10 Meilen zur südlichen Kante, als sich ein Sail mal unsere zwischenzeitlich ausgelegten Schleppköder beguckte, aber leider nicht für frühstückswürdig befand. Überraschenderweise war auf dem ganzen südlichen Riff kein Bait an der Oberfläche zu finden, und prompt gab es auf der ersten Drift beim poppern keine Aktion. Als es tiefer wurde, kamen die Jigs zum Einsatz, und ein kleiner gehakter Bonito wurde gleich mal von einem wirklich fetten Doggie attackiert. Der gerettete Bonito hatte aber nichts zu lachen, denn am Circlehook ausgelegt wurde er binnen Sekunden verspeist. Der anschliessende Drill zog sich eine Weile, bei diesem Fisch von wohl um 65kg, der dazu von seinem noch grösseren Kumpel begleitet wurde, auch kein Wunder. Was für ein Start - Willkommen im Jurassic Park!
Dass das mit Abstand der beste Fisch der Tour bleiben würde, wussten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht, und so war die Freude zunächst gross. Allerdings zeigte sich dieses südliche Riff im Laufe des Tages eher unspendabel. Poppern brachte lediglich ein paar Jobfish und Bluefin Trevallies., aber keinen einzigen GT. Die sozusagen blinde Jiggerei mit dem Tiefenmesser, der aber auch nur bis ca. 80m funktionierte, brachte zwar unzählige Fische in grosser Artenvielfalt wie allerlei unterschiedliche Grouper und Snapper, Jobfish, Red Seabass, Bluefin-, Black-, Yellowspotted- und Yellowtail Trevallies usw., aber eben meist nur bis ca. 5kg. Wir wollten jedoch natürlich grössere Fische, nur blieben diese leider eher die Ausnahme. Dafür bissen lieber mal gleich zwei auf den selben Jig.
In jener Nacht ankerten wir leicht desillusioniert auf einer kleinen Erhebung in extrem starker Strömung, die aber offensichtlich dem Naturköderfischen sehr zuträglich war. Neben massenhaft Red Seabass bis ca. 10kg kamen dabei auch zwei fette Ammenhaie von deutlich über 50kg zum Vorschein.
In den folgenden Tagen befischten wir das Atoll auf allen Seiten, im Flachen poppernd und im Tiefen jiggend. Insgesamt wurde das poppern besser, und neben Bluefin Trevallies und teils ordentlichen Groupern kamen auch zusehends GTs ins Spiel. Zwar blieben Attacken meist eher zögerlich, aber trotzdem wurden schöne Fische gefangen. Nur bei mir lief es nicht recht. Auf meine bevorzugten Halco Roostas konnte ich kaum einen Fisch raisen. Das funktionierte mit einem Sebile Splasher deutlich besser, aber die Fische blieben einfach nicht hängen; nicht mal an den zwischenzeitlich entnervt montierten Drillingen. Gern hätte ich den grossen Saddleback Grouper von bestimmt 1,30m Länge gehakt, der sich faul aus einem tiefen Loch erhob, aber dann doch nicht zubiss. Nur wenig später zeigte sich ein grosser dunkler Schatten, der meinen Popper beguckte, aber bei nur einem kleinen Ruck wieder mal nicht kleben blieb. Dann drehte er ab, und offenbarte sich als Napoleon Wrasse von wohl guten 40kg. Das wäre ein echter Fisch des Lebens gewesen, und der verfolgt mich in meinen Träumen ehrlicherweise noch immer. Stattdessen fingen die anderen zumindest halbwegs ordentlich, und wieder mal war es JJ, der mit diesem GT von knapp 40kg den Vogel abschoss.
Die Jiggerei stagnierte hingegen weitgehend wie gehabt. Grosse Fische über 5kg blieben eher Mangelware und Amberjacks waren nicht zu finden, nur unser Skipper Ron fing mal einen Einzigen. Selbst seine und Mervins Ortskenntnis konnten da nicht helfen, und auch ein kleines Berufsfischerboot, das in diesen Tagen dort war, kam nicht wie gewohnt zum Zuge. Kleinere Fänge wie dieser Napoleon liessen sich jedoch fast ununterbrochen machen, so dass zumindest keine Langeweile aufkam.
Ab und zu war zur Auflockerung auch mal etwas Besseres oder Ungewöhnliches dazwischen wie dieser Rainbow Runner.
Und auch die Grouper wurden langsam grösser.
Insgesamt ergab sich der Eindruck, dass die Fischerei von Tag zu Tag minimal besser wurde, aber alles in allem blieb es doch deutlich hinter dem, was dieses Revier sonst so hervorbringt, zurück. Gerade die Doggies liessen sich sehr hängen. Auf Popper gab es keinen Einzigen, und auch beim jiggen erst zum Ende hin ganze 2 mittlerer Grösse, von denen ich zumindest diesen beisteuern konnte - schwer erkämpft aus weit über 200m Tiefe.
Auch nachts lief beim jiggen überraschenderweise ausser ein paar Bigeye Trevallies rein gar nichts, und dazu war das ganze Gebiet dann mit Pickhandle Barracudas vom Flachen bis zur 150m Tiefenlinie verseucht. Tiefer haben wir es nicht mehr probiert, zumal die Biester sehr auf die Jigbestände schlugen. Am Sonntag konnten wir noch bis ca. 16:00 Uhr fischen, und hatten bis dahin insgesamt rund ein Dutzend GTs zusammengekratzt, von denen allerdings nur noch einer die 20kg übertraf. An diesem Tag kamen dann doch noch ein paar dazu, und plötzlich waren grosse Barracudas aktiv. Fast jeder fing einen, nur mir wurde natürlich der Popper abgebissen. Jakob hatte offensichtlich mehr Glück, und das auf ultraleichtes Jiggeschirr.
Dieses Tackle kam zwar mit dem Fisch klar an seine Grenzen, aber trotzdem war es für diesen Trip ideal. Er konnte damit wie auch andere, die Ähnliches hatten, durchgängig fischen, und diese Angler fingen dann auch zahlenmässig klar am meisten. Wir übrigen waren in der Erwartung grosser Fische klar übertackelt, und knüppelten uns damit bei deutlich geringeren Fischzahlen immer wieder an den Rand der totalen Erschöpfung. Umso mehr, als es durchgängig fast windstill und sehr heiss war. Aber nachmittags hatte die Folter ja ein Ende, und von einem der seltenen Regenschauer kurz erfrischt liessen wir diese einsame Insel für diesmal hinter uns.
Die nächtliche Rückfahrt nach Mahe war ruhig und gab Zeit zur ersten Analyse. Getrollt haben wir nur vielleicht 6 Stunden über tiefem Wasser, sahen dabei 2 Sails sowie einen kleinen Marlin im Spread, und fingen einen Wahoo sowie reichlich Bonitos und Rainbow Runner. Im Flachen bei Platzwechseln dazu etliche Jobfish, Bluefin Trevallies und anderen Kleinkram. Nicht toll, aber ganz okay denke ich. Wie beschrieben liefen jedoch die Werferei als auch das Jiggen als Hauptangeltechniken klar unterdurchschnittlich. Aber das riesige Riffgebiet hat ohne Zweifel grosses Potential zum poppern, wenn die Fische "on" sind, wie die vielen wenn auch oft erfolglosen Raises toller Fische dann doch klar belegten. Die zumeist sehr steilen Abbrüche um die Struktur samt zumindest diesmal sehr starker Strömung machen hingegen das Jiggen zu wirklich harter Arbeit, und ohne Fishfinder umso mehr. Selbiger ist meiner Meinung nach unabdingbar, und auf dem nächsten Trip werde ich sicherstellen, dass einer dabei ist. Dorthin will ich schon bei Gelegenheit nochmals, denn zum einen habe ich da ja persönlich noch ein paar Rechnungen offen, und zum anderen kann man ein Revier nach einem Besuch bei offensichtlich unterdurchschnittlichen Beissbedingungen auch nicht abschliessend beurteilen. Von diesem Aspekt abgesehen war es aber ein genialer Trip mit vielen neuen Erkenntnissen bei idealem Wetter auf einem prima Boot und vor allem mit einer fantastischen Gruppe. Grossen Dank an das Team, Guide Mervin, Sandro und unseren Skipper Ron, der wirklich in jeder Beziehung absolut top war.
Natürlich gibt es von diesem Trip auch reichlich Videomaterial, aber bis ich das alles sortiert und geschnitten habe, wird es wohl noch zumindest ein paar Tage dauern. Kam erst gestern Abend wieder auf Praslin an, und will nicht noch länger auf diesen somit ohnehin verspäteten Report warten lassen. Auf Mahe traf ich gestern nochmals Randy, der im Rahmen des am vergangenen Samstag ausgetragenen Turniers mit seinem 9G Team einen Sail und einen Marlin releaste, und noch 4 weitere raisen konnte.
Hab heute auch hier auf Praslin rundgehorcht, was sich zwischenzeitlich noch so getan hat. Bei ebenfalls grosser Hitze und fast Windstille ging die Wassertemperatur steil nach oben über 30 Grad, und Trolling war zumindest punktuell ein bisschen mau, jedoch mit einigen Ausreissern. Martin fischte nochmals mit Stefan anderthalb Tage um Denis herum, wo dieser den Rest seines Urlaubs verbrachte, aber es lief nicht so recht. Insbesondere der von Stefan bereits während unseres vorhergehenden, langen Emailaustauschs so heiss ersehnte Sail wollte einfach nicht beikommen. Erst nachdem sie ihn dort abgesetzt hatten, fingen sie auf der Rückfahrt gleich 3 Stück, und gestern dann nochmal einen.
Christian (Djab Lavwal) hatte ein paar halbe Tage mit bunten Tüten aus Wahoos, Dorados usw. sowie einem richtig grossen Jobfish sowie ein paar allerdings eher unmotivierten Sails im Spread. Ein Tag jiggen am nordöstlichen Drop war allerdings so gut, dass der Angler zwischendurch zumindest temporär die Waffen streckte, und am langen Ende zerlegte sogar noch einer der vielen grossen Amberjacks seine Rute. Vermutlich gab es noch den einen oder anderen Trip mehr, aber das erfahre ich wohl alles erst in den nächsten Tagen. Sollte noch etwas Spektakuläres passiert sein, so wird es im nächsten Report nachgereicht.
Wie üblich um diese Jahreszeit sind kaum Touristen auf den Seychellen unterwegs. Wer da war hatte aber Glück, denn ungewöhnlicherweise regnete es bisher in diesem Monat fast gar nicht. Und in der ersten Woche war der Wind auch halbwegs freundlich gestimmt, so dass doch zumindest ein paar Ausfahrten zusammenkamen. Mervin verlor kurz hinter den Sisters am 01. einen Marlin von ca. 80kg, und verbuchte ein paar Tune. Tags drauf ging ihm am Drop nach einer guten Stunde Drillzeit ein Guter von geschätzt 250kg durch Hakenbruch verloren. Besser lief es für Alati ab Mahe: 2 Sails und einen Schwarzen Marlin (ca. 120kg) released, und mit ein wenig Beifang in Form von Gelbflossen- und Hundezahntun sowie Wahoo ergab das einen weiteren Offshore Super Grand Slam.
Dazu kam eine Meldung, dass auf einem der Liveaboards unten in den Amiranten 2 Gelbflossentune von 85 und 105kg gefangen wurden - auf Poppergeschirr. Da dürfte jemand lange Arme bekommen haben. Hier um Praslin war eher wenig los. Ein nachmittäglicher Popperversuch meinerseits in mieser Tide endete ohne auch nur einen GT gesehen zu haben. Immerhin sorgten ein paar Jobfish für Unterhaltung. JD (One Love) fand beim Trolling einige Tune und diesen kleinen Sail.
Special K hatte auch einen abwechselungsreichen Tag mit 2 von 4 Sails released sowie 2 Schwarzen Marlinen, von denen einer gehakt wurde, aber nach mehr als einer Stunde verloren ging. Dazu war auch der Beifang ziemlich üppig. Noch besser lief es für Randy, der mit dem 9G Sportfishing Team einen Billfish Slam vermeldete: Black & Striped Marlin sowie Sailfish - ganz feine Geschichte.
Segelfische gingen in diesen Tagen insgesamt und so ziemlich überall gut. Mervin konnte am 06. draussen am Drop gleich 4 releasen, offenbar alle von gutem Format. Am dem Tag ging es dann mal selbst wieder los, und zwar mit Stephan. Ein paar Stündchen jiggen auf dem Plateau südlich von Praslin produzierte eine ganze Serie kleinerer Fänge wie Jobfish, Grouper und allerlei Snapper. Eher unerwünscht, aber grössenmässig ganz vorne war dieser Hai, der Stephan ordentlich einheizte.
Zwei Stunden nachmittaglichen popperns brachten wieder keinen GT. Zumindest wenn man von dem Zwerg absieht, der mir an den Haken ging - mit vielleicht 4kg und dazu völlig zerzaust eher kläglich. Immerhin konnte Stephan aber noch diesen schönen Bluefin Trevally nachlegen.
Danach legte der Wind stetig zu, und die Angelei kam praktisch zum Erliegen. Mervin versuchte es mit unterschiedlichen Gästen drei Mal. Auf den ersten beiden Touren kam nach nur einer halben Stunde die Kursanweisung Richtung Hotel. Die dritte Gruppe, diesmal Chinesen, hielt zumindest bis zum ersten Bonito durch. Lediglich das grosse Boot Mantra fuhr ab Mahe nochmal raus, und meldete Releases von 3 Sails und einem Blauen Marlin. Erst zum Wochenende hin legte sich der Wind wieder ein bisschen Richtung 12 Knoten, aber die See ist immer noch ungemütlich. Martin (Venture) war heute für einen halben Tag schleppen, und kam mit einem Dutzend Bonitos, einem Barracuda und einem Tun rein, aber das war´s dann auch schon für diese erste Monatshälfte.
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.