Reports Februar 2018

28. Februar 2018

Die Inseln haben sich im Verlauf der letzten beiden Wochen wieder mit Touristen gefüllt, das Wetter war bis auf die letzten paar Tage auch gut, und es wurde relativ viel geangelt, hauptsächlich Trolling. Die Fänge hier um Praslin waren allerdings nicht besonders. Je nach Wetter und Gebiet war es insbesondere bei weitgehender Windstille gelegentlich schwierig, überhaupt etwas an die Haken zu bekommen. Von Billfish war so gut wie gar nichts zu hören, und die üblichen bunten Tüten aus Wahoos, Dorados und kleineren Tunen waren so ziemlich das Höchste der Gefühle.

Da Mervin (Divinity) eine ganze Woche auf einem Catamaran unterwegs war lagen auch Poppern und Jigging ziemlich brach. Einzig am 21. bin ich mal mit Greg (Aquatic Dream) und den Jigging-Neulingen Michael und Thomas zum Drop hinaus. Dies ganz früh, denn Flut und somit die produktivste Zeit des Tages war für den Morgen zu erwarten. Schöner Plan, aber die Realität sah leider anders aus: In den ersten beiden Stunden kamen gerade mal zwei kleine Grouper zum Vorschein. Nach Platzwechsel und im ablaufenden Wasser lief es dann zumindest minimal besser, aber mit vielleicht einem Dutzend kleinerer Fische auch nicht überzeugend. Zwei Stunden Trolling um die Mittagszeit brachte immerhin einen Wahoo und ein halbes Dutzend Tune, aber werfenderweise liessen sich diese auch nicht überzeugen. Nachmittags kurz nach Ebbe wurde dann wieder gejiggt, und tatsächlich kam beim ersten Versuch gleich dieser Amberjack hoch.

Die Hoffnung auf doch noch nettes Fischen zerfiel allerdings, es blieb der einzige Biss in nochmal fast 2 Stunden. Das war natürlich enttäuschend, zumal auf dem Sonar überall reichlich Fisch zu sehen gewesen war. Die einzig logische Erklärung scheint ein Überangebot an winzigen Kalmaren, denn die gefangenen Fische waren prallvoll davon. Entscheidend mehr tat sich hier um Praslin auch nicht, denn meine eigene Angelei war auch eher für die Katz: Während die Bootsreparatur ausstand zwei Mal Fliegenfischen mit ein paar Sichtungen ganz ordentlicher Permit und Queenfish, aber es blieb den üblichen kleinen Fängen. Dieser hier war allerdings wirklich gut gekleidet.

Nachdem die Trimm-Motoren endlich getauscht waren zeigte eine Testfahrt, natürlich mit Tackle,  ein Öl-Leck. Also blieb ich in der Nähe, raiste und verfehlte einen kleineren GT um 12-15kg sowie einen lästigen Hai. Kleines Jigging zu Gunsten der Küche meines alten Freundes und Mentors ging immerhin ganz nett, er hatte danach zumindest Vielfalt in der Pfanne.

Lästig waren nur die vielen kleinen Haie, die sich reichlich gehakte Fische und dazu noch etliche Jigs holten. Hab dann einem davon ins Gewissen geredet, aber sonderlich beeindruckt schien der trotzdem nicht, und ein aufkommendes Gewitter vertrieb mich kurz danach.

Vergangenen Donnerstag war das Problem am Boot endlich gelöst, und auch zur Rücküberführung von Baie St. Anne musste das kleine Jigginggerät natürlich mit. Um die nachmittägliche Ebbe war es bisschen zäh, aber ein paar Barracudas, Jobfish und Grouper kamen herum. Einer dieser stacheligen Gesellen schlug allerdings beim Release so dermassen unglücklich um sich, dass es mir gleich drei Finger übel aufschlitze und das Blut kaum zu stoppen war. Mit Küchenpapier bandagiert fischte ich aber natürlich trotzdem weiter und hakte umgehend einen offensichtlich grossen Golden Trevally, der das Boot rückwärts hinter sich her zog, und nach ca. 15min den Haken aufgebog. Musste dann feststellen, dass ich Auffüllung vergessen und nur noch einen Brauchbaren dabei hatte. Der wurde angeknüpft, und gleich beim ersten Ablassen: Kapitaler Hänger. Als nach allerlei vergeblichen Lösungsversuchen und letztendlich unvermeidlichem Abriss die Wunden noch weiter aufgerissen waren hatte ich die Schnauze voll und strich die Segel. Damit waren die Angelpläne für das Wochenende dahin, denn die Finger sahen für die folgenden Tage aus wie geplatzte Wiener Würstchen. Dazu wurde ab Sonntag auch das Wetter deutlich schlechter mit reichlich Schauern, Gewittern und phasenweise starkem Wind, also alles Mist. So blieb aber immerhin Zeit, aus dem relativ wenigen Videomaterial aus diesem Monat mal wieder einen Clip mit einigen Jiggingfischen sowie den für die Wissenschaft gefangenen GTs und Topwater-Tunen aus hauptsächlich der ersten Monatshälfte zu schnipseln. 

Die allgemeine Angelei hier war also für die Jahreszeit arg bescheiden, und mein Anti-Lauf so ziemlich aller denkbaren Verdrüsse drückt auch auf die Laune. Frage mich schon fast, ob ich Petrus irgendwie auf den Schlips getreten hab. Falls er hier mitlesen sollte: Keine Absicht, der auferlegte Fluch kann also gern umgehend neutralisiert werden. Aber im Ernst: Es handelt sich offensichtlich nur um eine auf Praslin beschränkte, schwache Phase, denn um Mahe läuft es rund. Dave (BlingBling) meldete produktives Grundfischen von der Westseite.

Am südlichen Drop schwirren reichlich grosse, allerdings schwer zu fangende Gelbflossentune herum, und Jigging funktioniert seinem Bericht nach dort aktuell ebenfalls besser als an unserem Nordöstlichen.

Meldungen über die hier offenbar gänzlich abwesenden Schwertträger gab es auch reichlich. Den Vogel abgeschossen hat dabei wieder mal das 9G Sportfishing Team. Ein Broadbill ist ja für die Truppe auf ihren Übernachttrips mittlerweile fast Standard, aber dazu 3 aus 5 Segelfischen und 8 aus 12 Marlinen sind schon eine coole Nummer.

An einem der beiden Tage kamen sie auf 6 aus 9 Blauen. Darunter war auch ein Tripple-Header, und alle drei Fische konnten getaggt und releast werden. Das ist schon hohe Kunst. Unter denen, die entkommen konnten, war offenbar auch ein richtig Grosser, der die Leine um die Schwanzflosse gewickelt hatte, und nach 6 Stunden Drill ab kam. Der freundliche und dabei angenehm bescheidene Skipper verkniff sich eine Grössenschätzung, und überliess das auf Basis dieses Bildes lieber der Facebook-Gemeinde. 

Selbige überschlägt sich ziemlich, und einige hier gehen davon aus, dass der vierstellig (in englischen Pfund) gewesen sein sein müsste. Kann das allerdings mangels Erfahrung mit den ganz Grossen und auch ohne irgendeinen Grössenvergleich im Bild selbst nicht ansatzweise beurteilen, aber wenn diese erfahrene Crew beeindruckt ist, muss der richtig gross gewesen sein. Gestern legten sie dann auch nochmal einen Billfish Slam aus Sail, Striped und Blue Marlin nach. Fände es ganz nett, wenn zumindest ein Teil der dort drüben offensichtlich reichlich vorhandenen, tollen Fische nun mal die paar Meilen hier rüber gen Praslin schwimmen würden.

 

14. Februar 2018

Pünktlich zu Monatsbeginn flaute der Wind endlich zumindest mal ein kleines Bisschen ab, wenn zunächst auch nur für zwei Tage. Gleich am 01. war es zwar noch ziemlich rauh und regnerisch, aber Mike aus Deutschland und Peter aus der Schweiz lief die Zeit langsam davon, so dass ein Nachmittag Poppern mit Mervin (Divinity) durchgezogen wurde. Die Distanzwerferei und das Schlagen der schweren Köder war aber in diesen Bedingungen nicht wirklich ihr Ding, so dass nach 2 Stunden auf Jigging umgestellt wurde. Das brachte noch rund 20 Fische, vorwiegend Green Job, aber auch ein paar Pickhandle Barracudas, einen Bonito und diesen fast schon kapitalen Longmouth Snapper. 

Dazu gab es neben dem Ärger mit den Barracudas reichlich Haialarm, die Verluste an Jigs trieben Mervin die Tränen in die Augen. Tags drauf war er auch nicht glücklicher, denn beim Trolling ging ihm hinter den Sister Islands ein wohl ziemlich grosser Marlin im Drill verloren - der ältere Herr an der Rute war schlicht überfordert. Kumpel Carlos fischte für seinen Chef zeitgleich mit Gästen auf der „Sailfish“, das lief ordentlich mit rund einem Dutzend Tune und Wahoos sowie einen kleinen Marlin, der wie für dieses Boot üblich jedoch leider entnommen wurde. Die Marline sind offenbar in guten Zahlen unterwegs, denn das 9G Sportfishing Team aus Mahe vermeldete in jenen Tagen 3 aus 5 Blaue und dazu einen aus zwei Schwarzen, die natürlich alle getaggt und releast wurden.

Danach blies und regnete es erneut so heftig, dass man vom Angeln wieder mal nur träumen konnte. Aber für den 08. war endlich Besserung angesagt, also ging es gleich mit Mike und Peter zum Drop. Mervin setzte in Anbetracht der so eben noch steigenden Tide gleich im Tiefen an, und hatte den richtigen Riecher. Die Amberjacks waren munter, ein wenn auch eher kleiner Doggie spielte ebenfalls mit, reichlich Jobfish und ein paar Grouper gab es obendrauf. Richtung Mittag und im Verlauf der Ebbe ging nach rund 35 Fischen die Bissfrequenz allerdings immer weiter zurück. Gerade als es richtig zäh wurde tauchte jedoch wie gerufen ein Trupp Gelbflossentune auf. Diese zogen zwar schnell, aber Mervin setzte immer wieder nach, und so kamen die beiden ungemein sympathischen Angler auch noch in den Genuss, diese Topwater zu befischen. Alles in allem war das also kein perfekter, aber durchaus gelungener Tag dort draussen.

Greg war zeitgleich mit Gästen auf Aquatic Dream ebenfalls am Drop unterwegs, jedoch zum Trolling. Ein kleiner Marlin liess sich blicken, biss allerdings nicht. Trotzdem hatte die Truppe Spass, denn Tune und Dorados gab es reichlich.

Abends kam noch die Meldung, dass ein dicker Tun auf Mahe angelandet und verwogen worden war, das Gewicht belief sich auf 

satte 96kg. Dies ist somit ein neuer Landesrekord hier auf den Seychellen, herzlichen Glückwunsch an das Team der „Viking“ und Dank an den Seychelles Sports Fishing Club für das Foto.

In der folgenden Nacht schlief der Restwind komplett ein, seither haben wir sehr ruhiges und zumeist sonniges Wetter mit gelegentlichen Schauern, dazu ein spiegelglattes Meer. An sich perfekt für das Projekt, am 10. und 11. mit Wissenschaftlerin Jessica Glass einige GTs zu Tage zu fördern, nachdem wir letztes Jahr dabei kein Glück hatten. Aber irgendwie klebte mir das Pech an den Füssen, denn schon als ich am Freitag mein seit Wochen unbenutzt liegendes Boot von Baie St. Anne überführen wollte, streikte zunächst der Power Trim der Backbordmaschine. Unter ein wenig planlosem Gefummel ging es dann plötzlich, aber ein ungutes Gefühl verblieb. Abends bot uns Mervin spontan an, den Samstag stattdessen mit ihm auf seinem Boot zu fischen. Das war ein echter Glücksfall, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte. In Windstille bei praktisch wolkenlosem Himmel und damit glühender Hitze warfen wir uns einen Wolf, aber mich mochten nur die Jobfish, und Jessica hatte ein Exklusivabonnement auf Haie. Mervin im Bug hingegen keulte unermüdlich nur die dicksten Popper, und raiste als einziger gelegentlich einen allerdings stets eher lustlosen GT. Bereits gegen Nachmittag allerdings blieb mal einer hängen, und so kam Jessica endlich zu ihrer so dringend benötigten Gewebeprobe von diesem für unsere Verhältnisse mit vielleicht 18kg wenn auch eher kleinen Exemplar.

Noch während sie den Fisch verarztete legte Mervin wieder los, und zauberte mit dem nächsten Wurf aus der gleichen Struktur gleich noch einen zweiten GT hervor. Dieser lag zwar mit etwa 23kg auch etwas unter unserem üblichen Durchschnitt, aber war natürlich trotzdem hoch willkommen. Danach liess sich egal wo und womit wir es versuchten trotz Mervins unermüdlichen Einsatzes jedoch kein weiterer mehr erwischen. Der Kerl knüppelte in der Glut wirklich den ganzen Tag durch, gelegentlich wurde mal ein dann allerdings auch stets riesiger Stickbait quasi zur Erholung eingehängt, und er schwitzte nicht mal dabei. Ein echter Angelapparat, und ich bin ihm zutiefst dankbar, dass er Jessica diese beiden Gewebeproben verschaffte, denn am nächsten Tag ging wirklich alles schief: Jessica und ich wollten auf meinem Boot nochmal ansetzen, aber der Power Trim streikte diesmal final. Beim Spinnfischen vom Ufer, um zumindest vielleicht noch einen Zwerg zu erwischen, flog recht schnell ein Rutenring meiner ihr dafür zur Verfügung gestellten Spinnrute davon. Ergo gab ich ihr meine andere, und schaute stattdessen nur noch zu. In zwei Stunden kam dabei ein einziger kleiner Garfish herum, also strichen wir ziemlich frustriert die Segel. Das hatte ich mir alles ganz anders vorgestellt. Jetzt muss auch noch erstmal der Mechaniker an´s Boot, damit geht mir das lang ersehnte, weiterhin schöne und ruhige Wetter zu allem Überdruss auch noch durch die Lappen. Zumindest reiste Jessica aber mit ihren zwei GT-Proben und insofern mit dem Wichtigsten wieder ab. Hier noch das Foto des grösseren Exemplars vom Samstag.

Ab jenem Tag fischte auch Greg mit einem Briten und einem Deutschen, mit denen ich zuvor bereits in Kontakt gestanden hatte; offenbar erfahrene Angler auf der Suche nach Grossfisch. Der erste Tag oben am Atoll im Norden brachte diese nicht wirklich an`s Band, denn die Doggies sprachen auf Oberflächenköder nicht an. Zu sehen waren sie allerdings unter dem Boot. Einer nahm einen auf Jig gehakten Jobfish ohne sich jedoch dabei selbst zu haken, und spuckte das glückliche Kerlchen wieder aus. Jobs und andere Fische kamen allerdings reichlich bei.

Sonntägliches Poppern auf GTs an allen denkbaren Plätzen um Praslin herum brachte keine nennenswerte Aktion, die Biester scheinen also derzeit wirklich schwierig zu sein. Am Montag waren sie wieder am Atoll und fingen beim Poppern ähnlich wie zuvor. Die Nacht war ausgeguckt, um es auf Broadbill über tiefem Wasser jenseits des Drop Offs zu versuchen. Dabei wurde einmal der Outrigger nur ausgelöst, und wenig später gab es einen fulminanten Strike, aber leider kein Hookup. Nach Meinung der Angler und auch nach allem, was Greg mir beschrieb, wird das wahrscheinlich der Zielfisch gewesen sein. Während einer abendlichen Pause zwischen den beiden Aktionen und in der Nähe der Insel legten sie zum Spass mal einen Bonitokopf an der Pose – in dem Fall eine Flasche aus – und der wurde genommen. Allerdings nicht wie zu erwarten gewesen wäre von einem Hai, sondern von diesem nicht minder grimmigen Burschen. Auch nicht schlecht.

Ansonsten gibt es nicht allzu viel zu berichten aus den vergangenen beiden Wochen, es sind nur wenig Gäste da. Ein paar Trollingausfahrten verschiedener Boote produzierten den gängigen Mix aus kleineren Gamefish, Sails machen sich aktuell ziemlich rar, aber Martin (Venture) erwischte einen der hier zwar vorkommenden, aber nicht gerade häufigen Striped Marlin. Mal sehen was die zweite Monatshälfte bringt. Hoffentlich schnell ein heiles Boot und weiter gutes Wetter.

 

Die früheren Berichte finden sich im Archiv.

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