Die ganze erste Monatshälfte war von stetigem Nordwind zwischen 15 und 20 Knoten geprägt, an irgendwelche Ausfahrten war meinerseits nicht zu denken. Am 03. ging es also mal wieder an den kleinen, geschützten, aber halt seit Monaten doch sehr unproduktiven Platz zum Fliegenfischen. Auch diesmal tat sich auf die gängigen Mustergrössen von 5-7cm rein gar nichts, aber mir war zumindest nach etwas Aktion, und sei es auch nur mit den auszumachenden, kleinen Fischen. Also wurde die Fliegengrösse sukzessive reduziert auf 4, dann 3 und schliesslich 2cm – ohne Erfolg. Ein dann angeknüpfter, Crazy Charlie von eben so 1,5cm Länge brachte dann aber plötzlich bei jedem Wurf Fisch. Keine Riesen natürlich, aber in netter Vielfalt und vor allem unglaublicher Frequenz.
Neben den gezeigten Arten gab es noch etliche andere, und in den nicht mal anderthalb Stunden waren es mit den insgesamt 5 Permits deutlich über 30 Fische, die an dem winzigen Happen Gefallen fanden. Das frappierende war, dass zumindest die Hälfte dieser Fänge durchaus auch einen der zuvor servierten, grösseren Happen hätte bewältigen können. Ein paar Tage später wieder dort war die Situation ein völlig andere. Zum einen war die Sicht zum Spotten zu schlecht, und zum anderen schienen die dort ansässigen Gruppen kleiner Milkfish und Meeräschen noch panischer als sonst. In der Hoffnung, dass vielleicht doch endlich mal wieder grössere Räuber am Platze sein könnten, ging ein grosser Clouser um 8cm auf die Reise, und wurde prompt beim ersten Wurf von einem nicht so kleinen Barracuda von vielleicht 80cm abgebissen. Die stattdessen angeknüpfte, selbstgebaute Popperfliege brachte ebenfalls sofort Attacken, aber diesmal von Trevallies. Nach einigen spektakulären Fehlbissen hing dann auch mal einer davon, und brachte gute 15min schönen Sport. Dazu trug die rund 40m weit draussen ausgelegte Fischfalle erheblich bei, denn der Fisch schwamm natürlich prompt um deren Bojenseil herum, und folglich musste ich hinterherpaddeln. Die Aktion gelang aber, und wenig später zeigte dieser wirklich anständige Brassy Trevally weiss.
Danach tat sich nichts mehr, und ein geplanter, erneuter Versuch an den Folgetagen wurde hinweggespült. Die nächste Nacht brachte Regen, wie ich ihn hier nur selten hinsichtlich Intensität und Dauer erlebt hatte, morgens fand ich drei kleine, lustige Bachläufe im Erdgeschoss, und das Wasser um die Insel war für Tage völlig braun vom eingespülten Sediment. Da immer wieder weitere, für den Februar ja typische, heftige Regenfälle folgten, war weiteres Fliegenfischen für den Rest des Monats vom Tisch. Gerade so eben akzeptable Bedingungen für eine Ausfahrt lagen dann am 16. mal an, aber auch das war nicht wirklich erhebend. Zum einen kam ich spät los, da ausgerechnet an diesem Morgen der staatliche Wasserversorger beschlossen hatte, ein schön länger gemeldetes Leitungsleck in der hiesigen Strassenausfahrt zu beheben, und dazu diese zünftig aufgegraben hatte. Angesichts des für den Folgetag angesagten, wieder zu starken Windes, bin ich trotzdem fast schon mittags noch raus, obwohl die Zeit nur noch für einen Spot sinnvoll reichte. Der Plan dort war, immer wieder an der Struktur vorbeidriftend zu poppern, und sobald das Wasser tiefer wurde, zu jiggen. Während der Werferei zeigte sich einmal ein lustloser GT, der noch ein paar Meter vom Köder entfernt abdrehte, und ansonsten war es ein endloser Vermeidungskampf mit den extrem aggressiven und zahlreichen Haien. Sehr zu Lasten meiner Köderbox, u.a. ging mein liebster Stickbait dahin. Auch beim jiggen setzten sich die Probleme mit den Haien sichtbar fort.
Zwar kamen um 30 Fische raus, aber die auch nur etwas besseren, die sich nicht einfach hochkurbeln liessen, wurden praktisch alle abgebissen. Kurz vor der Landung eines kleinen Jobfishes, der wie so oft einige Kameraden an den Hacken hatte, schoss ein massiver Torpedo von etwa 1,50m Länge in den Trupp. Von der Form und Farbe ziemlich eindeutig ein fetter Hundezahntun. Vermutlich war es genau dieser, der mir nur Minuten später einen Biss und die für diese typische, endlose Flucht bescherte. Nach wenigen Sekunden waren gut die Hälfte meiner 280m PE2-Leine draussen, und da trotz Hinterfahrt weiter rasend schnell Schnur rausging, war das Spooling nur eine Frage der Zeit. Vielleicht 40m waren noch auf der Rolle, als es dann doch zum Abriss an vermutlich einem der vielen Felsen kam, und das zum Glück für alle Beteiligten nur einige wenige Meter oberhalb des Vorfachknotens. Es kommt halt immer mal wieder vor, dass sich der eine oder andere dieser dicken Brummer soweit innen auf dem Plateaul zeitweise an einem GT-Spot einstellt. Aber halt so selten, dass sich die gezielte Angelei mit stärkerem Gerät einfach nicht lohnt. Und selbst damit dürften die Chancen auf Erfolg Dank der scharfkantigen Strukturen wohl ziemlich nahe Null sein. Mehr gibt es aus Praslin diesmal leider nicht zu berichten. Zwar gab es wetterseitig noch genau einen Tag, an dem ich raus gekonnt hätte, aber ein kurz davor verknackster Rücken hielt mich an Land. Charters gab es meines Wissens gar keine, zumindest wurde mir nichts gewahr. Und auch aus Mahe war praktisch nichts zu hören. Einzig Bruce meldete mal einen netten Tag Trolling mit einem releasten Black Marlin, dazu einigen Beifängen, und Bottom Fishing funktionierte offensichtlich auch.
Im nun anstehenden März sollte sich das Wetter bessern, und damit wieder mehr Angelei möglich machen. Inwieweit diese auch von Gästen genossen werden kann scheint allerdings fraglich. Bis Mitte März sollten eigentlich 70% der Bevölkerung, konkret alle Erwachsenen, durchgeimpft sein. Von diesen rund 70.000 Personen haben aktuell 52,000 die erste Impfung erhalten, und knapp 24,000 die zweite. Ich würde somit schätzen, dass bis zur Monatsmitte fast alle Erwachsenen eine, und knapp die Hälfte zwei Impfungen erhalten haben werden. Minderjährige sollen erstmal gar nicht geimpft werden, und diese machen doch knapp 30% der Gesamtbevölkerung aus. Inwieweit damit also in knapp zwei Wochen die anvisierte Herdenimmunität erreicht sein soll, und das Land wirklich für alle Touristen, egal von woher und lediglich mit einem negativen PCR-Test, halbwegs sicher geöffnet werden kann, möchte ich nicht entscheiden müssen. Die Verantwortlichen geben sich allerdings weiterhin optimistisch. Warten wir`s ab.
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