Aus der vergangenen Woche gibt hier aus Praslin fast keine Nachrichten. Es sind kaum Touristen da, und dementsprechend gibt es auch kaum Ausfahrten. Schade eigentlich, denn von Sonntag bis gestern war das Wetter perfekt für alle Angelarten: Heiter bis wolkig, trocken, und kaum Wind mit folglich angenehmer See.
Erst gestern hatte Martin eine Tour auf der kleineren Makaira. Beim Schleppen liessen sich leider nur 3 Bonitos fangen, aber die daraus gefertigten Stripbaits lockten immerhin 2 Sails in den Spread. Einer biss und hing kurz, der andere war zu nichts Konstruktivem zu bewegen. Etwas am Nachmittag eingestreutes Grundfischen brachte dann einige Emperor Snapper, Grouper und 2 Green Jobfish plus ein paar kleinere Fische.
Zu guter Letzt hörte ich auch noch, dass ein privates Boot dieser Tage einen Marlin gefangen hat, aber leider liessen sich auf die Schnelle keine Details mehr in Erfahrung bringen.
Aus Mahe gab es aber noch einige interessante Meldungen. Mitte der Woche wurde dieser wunderbare Gelbflossentun gelandet.
Das Gewicht belief sich auf satte 80,5kg. Ein echter Traumfisch, der erst nach 3h Drillzeit bezwungen wurde. Ein paar Tage zuvor war auch schon ein weiterer mit 70kg+ gefangen worden. Die Dicken sind also da, und da Mahe-Boote auch noch 3 Marline hakten, aber allesamt verloren, ist derzeit schweres Gerät sicher kein Fehler.
In den Tagen unmittelbar nach dem letzten Eintrag war zunächst nicht mehr allzu viel los. Auch die russischen Touristen, die aufgrund der orthodoxen Feiertage oft noch bis zum Ende der ersten Januarhälfte hier sind, haben sich nun grösstenteils davon gemacht. Christian hatte noch 3 halbe Tage mit gemischten Ergebnissen: An Tag 1 gab es nur Bonitos, und dazu einen Sail-Fehlbiss. Ein weiterer erschien später im Spread, aber der wollte nur gucken. An Tag 2 war die Fischbox mit 2 Wahoos und Bonitos schon etwas besser gefüllt, und den dritte Tag konnte er mit erneuten 2 Wahoos (davon einer <20kg), einem besseren Dorado und Bonitos abschliessen. Das Wetter war in diesen Tagen allerdings sehr wechselhaft, und teilweise gab es doch recht starken Wind und Regen, die das Fischen ungemütlich machten.
Am 16. meldete Mervin diesmal "nur" einen Sail und 2 Dorados. Am Vortag hatte er immer noch mit dem gleichen Gast, der am 11. bereits den schönen Marlin gefangen hatte, nochmals ein ansehnliches Exemplar von geschätzten 150kg releast.
Am 18. stand das alljährliche, mit 250.000 SR (ca. € 17 TSD) dotierte Marlin Slam Tournament ab Mahe an. Einfache Regel: Der Fänger des schwersten Marlins bekommt alles. Mit meinem kleinen Boot ist bei dieser Geschichte an eine Teilnahme nicht zu denken (Wohin auch mit einem Dicken auf der Nussschale ...?), und aufgrund des Lochs im Bein ohnehin nicht. Martin hatte mir jedoch freundlicherweise angeboten, mit ihm zu kommen, und aufgrund seiner grossen Venture, einer 41 Fuss Guy Bonnet Flybridge Sportsfisher mit genügend Rückzugsmöglichkeit ins Trockene, war ich natürlich dankbar dabei. Ich war ja in den beiden letzten Jahren jeweils zum Weigh-In nach Mahe geflogen, um das Event per Video zu dokumentieren (zum Anschauen einfach auf die Jahreszahlen 2012 und 2013 klicken). Aber diesmal konnte ich nun erfreulicherweise mittendrin statt nur dabei sein.
Wir - Martin, sein Sohn Pierre, Jacquelin, Bernard, George und meine Wenigkeit - sind dann also am Nachmittag des 17. von Praslin aus die rund 25 Seemeilen rüber nach Mahe gebrettert, und kamen noch halbwegs pünktlich zum Skipper`s Meeting in der Eden Island Marina an. Da die dort zum schicken Ambiente gehörende Lounge Boardwalk freitags abends offenbar einer der Anlaufpunkte für`s Nachtleben ist, war auch danach bis zum Auslaufen beste Unterhaltung geboten: Prima Stimmung, gute Musik und ein ein sehr ansprechendes Publikum. Das Ballyhoo ging passenderweise bis 02:00 Uhr morgens, und liess somit noch Zeit für letzte Vorbereitungen.
Auf das Startsignal eine Stunde später hin jagte die Flotte aus 18 teilnehmenden dann Mahes Ostküste runter nach Süden, um sich an der Inselspitze je nach ausgewähltem Angelgebiet aufzufächern. Wir erreichten unseres passend mit Beginn der Morgendämmerung, und schleppten zunächst mal grosse Lures. An einem kleinen Köder, der für diesen Zweck ausgelegt war, kamen nach einer Weile kurz hintereinander mal 2 Bonitos bei, die schnell ausgelegt wurden. Leider tat sich darauf nichts, und auch bei einem erneuten Versuch mit frischen Ködern ca. 2h später auch nicht. Kurz nachdem wir erneut auf Lures umgestiegen waren, kreischte plötzlich die Rolle an der Starboard Corner, und dazu klinkte der Clip am Steuerbord-Outrigger aus. Von unten rief es aufgeregt "Doublestrike!". Von der Flybbridge hatte ich jedoch genau gesehen, wie ein Marlin und auf der Steuerbordseite mit Höchstgeschwindigkeit entgegen kam, den Corner-Lure griff, und dann um 180 Grad in die Richtung wendete, aus der er gekommen war. Dabei hatte er schlicht die Outrigger-Leine mitgerissen. Vielleicht 2 Sekunden später sprang er einmal vielleicht 30m genau seitlich vom Boot, und dann waren beide Leinen schlaff. Wie ärgerlich! Wenig später kamen zeitgleich 2 Gelbflossentune in Idealgrösse ins Boot, also schnell per Catalina Rig angeködert, und raus damit.
In den folgenden Minuten war die Spannung fast atemlos, und jeder dachte "Jetzt oder nie!". Das legte sich aber mangels eines Bisses, und nach rund einer Stunde waren die Köder dann auch durch. Wenig später stzte massiver Regen ein, und aus der Kabine, in die ich mich des Verbands wegen zurückgezogen hatte, bekam ich gegen Mittag nur noch einen kapitalen Biss auf einen Lure am Outrigger mit. Obwohl das solide aussah, war auch dieser Fisch nach vielleicht 15sek plötzlich ab, und keiner hatte gesehen, was es war. Mehr passierte nicht, bis wir gegen 15:00 Uhr Kurs Heimat anlegten.
Aufgrund eines sich andeutenden Schadens an einer Dieselpumpe kamen wir erst knapp nach den vorgegebenen 17:00 Uhr an, und waren somit disqualifiziert. da wir aber eh keinen Marlin hatten, war das egal. Allerdings bekam ich so vom Wiegen nicht mehr viel mit, und konnte im weiterhin strömenden Regen per Videocam nur noch ein paar Impressionen vom Siegermarlin mit sehr ordentlichen 211,5kg und dem Drumherum des Events sammeln.
Da aufgrund des miesen Wetters eh deutlich weniger Leute da waren als sonst, und auch die Stimmung etwas gedämpfter war, macht das aber nichts. Und für einen kleinen Videoclip - siehe hier - reichte es zumindest.
Immerhin mussten wir unseren verlorenen Marlin nicht mehr weiter betrauern, denn der wäre klar zu klein gewesen. Martin und die Jungs flogen anschliessend aus. So hatte ich nach Genuss der Annehmlichkeiten der wirklich modernen und durchaus auch mondänen Eden Island Marina auch noch freie Kojenwahl. Am Sonntag Vormittag sammelte mich Martin dann per Auto ein, und wir sind rüber auf die andere Inselseite zur Preisverleihung ins Chez Batista Restaurant an der wunderschönen Anse Takamaka. Dort wurden natürlich die Erlebnisse der Teams intensiv erörtert, und es stellte sich heraus, dass es neben den 5 zum Wiegen gebrachten Marlinen noch etliche weitere Hookups gegeben hatte. Hier das letztendliche Tableau:
Team Island Star 2 Black Marlins 211,5kg & 119kg
Team Top Gun Black Marlin 94,5kg
Team Kuki Black Marlin 52,5kg
Team Cheers Striped Marlin 30kg
Dazu gab es noch einige Beifänge, unter anderem von Doggies bis knapp 40kg. Etwas Kopfschmerzen verurschaten bei Etlichen die beiden kleinen Marline. Es ist natürlich ein grundsätzliches Problem des bestehenden Turnierformats, dass selbst der kleinste Marlin der Siegerfisch sein kann, wenn kein weiterer gefangen wird, und damit ins Boot kommt. Tarak Patel, der Vorsitzende des Seychelles Sport Fishing Clubs, meinte zu mir, dass derartig kleine Marline an der Waage natürlich die Bemühungen zur Etablierung von Catch & Release massiv torpedieren. Das sehe ich genauso, und auch viele andere. Insofern bin ich froh, dass es im kommenden Jahr eine Gewichtsuntergrenze für zu entnehmende Marline geben soll. Wenn diese vernünftig gesetzt wird, dann sollten zukünftig nur noch einer oder zwei an der Waage landen. Das, so denke ich persönlich, ist einmal im Jahr vertretbar. Nachdem alle Geschichten erzählt und die Bäuche am Buffet wohlgefüllt waren, erfolgte dann die Ehrung. Da es ja nur einen Preis zu verleihen gab, ging das auch zügig, und das siegreiche Team Island Star nahm Trophäe, einen wertvollen Anhänger des lokalen Schmuckherstellers Jouel sowie den in jeder Beziehung üppigen Siegerscheck in Empfang. Ganz herzlichen Glückwunsch!
Kurz darauf machten wir uns davon, erst per Auto zurück zur Marina, und dann auf der braven Venture rüber nach Praslin. Auch wenn wir nicht gewonnen haben, war es dennoch ein klasse Wochenende. Nochmals vielen Dank an Martin und die Jungs, dass sie mich - als Rekonvaleszent ja letztendlich nur Ballast - eingeladen haben.
Seit Anfang dieser Woche tat sich dann Regen und Wind geschuldet fast nichts mehr. Wir stecken nunmal jetzt im Zenit der Regenzeit. Einzig Mittwoch war es nochmal akzeptabel. Charlie fing an einem halben Tag einen Wahoo und ein halbes Dutzend Bonitos, und Christian kam mit einer bunten Tüte aus Dorados, Tunen und Wahoos sowie Bonitos rein. Gestern Abend sass ich dann noch lange mit Mervin zusammen, der sich mal eine Pause vom Angeln gönnte, nachdem sein russischer Gast nach wie beschrieben höchst erfolgreichen Tagen abgereist ist. Während wir beim Turnier waren machten sie noch ein paar Touren. Dabei ging ein weiterer Marlin verloren, und sie releasten ein paar Sails. Dazu gab`s natürlich noch den üblichen Beifang an kleineren Gamefish. Mehr Bilder und wohl auch etwas Videomaterial hat der Gast, und Mervin hofft, dass er es bald bekommt. Gestern und heute hingegen fuhr niemand auf´s Meer hinaus, der nicht zwingend musste. Einige tiefer liegende Gebiete hier auf Praslin haben sich in Sümpfe verwandelt, und die sonst kleinen Bäche ergiessen ihre Wassermassen in die See, die sich entlang der Küste immer mehr in Richtung Milchkaffee verfärbt. Aber zumindest ist es nicht kalt - auch schon `was.
Das neue Jahr begann anglerisch etwas durchwachsen. Das lag hauptsächlich am doch ziemlich windigen Wetter, das zunächst von Ausfahrten weitgehend abhielt. Ein paar Boote fuhren dennoch, aber speziell bis zum 05. war es teils zäh, dan die üblichen Spots nur punktuell Aktivität aufwiesen. So hatten 2 Boote am 02. sogar Mühe, wenigstens ein paar der sonst allgegenwärtigen Bonitos ans Band zu bekommen. Gleichzeitig wurde von einer ungewöhnlich starken Strömung nach Südost berichtet. Bemerkenswert war eigentlich nur ein Dorado von über 15kg, den Greg auf einer Halbtagstour erwischte. Die sind hier in der Grösse doch eher selten.
Zum ersten Wochenende eines neuen Jahres, zu dem sich die Inseln wie üblich schlagartig von Touristen leerten, wurde das Fischen ebenso schlagartig besser. Zunächst meldete Ameer, der ein paar Tage auf denis Island oben am nördlichen Drop Off verbrachte, einen wirklich schönen Doggie von 58kg, der von einem Hotelgast beim jiggen gefangen wurde.
Auch hier um Praslin nahm die Aktivität plötzlich wieder zu. Am 05. hakte Christian beim Trolling ungewöhnlicherweise einen Hai, und verbuchte dazu einen Wahoo samt etlicher Bonitos. Greg hatte tags drauf eine Tour, bei der Wahoos, Gelbflossentune und Bonitos in guter Stückzahl ins Boot kamen.
Am 08. verzeichnete Greg nochmals einen vergleichbaren Fang, und sah auf einem der nödrlichen Spots einen Marlin springen. Dazu erfuhr ich, dass Julien auf dem benachbarten Spot einen fangen konnte. Und Martin war zeitgleich draussen am Drop und vermeldete 2 Sails. Auch hatte er 2 Tage später nochmal einen halben Tag mit Trolling und Grundangeln. Beim Schleppen zu den Bottom Spots liessen sich ein paar Bonitos und ein Wahoo erbeuten, und beim Naturköderfischen kamen u.a. einige Emperor Snapper zum Vorschein. Christian war zeitglech mit einem Gast zum jiggen am Drop, aber das war vergleichsweise zäh: 2 gute Amberjacks, ein Gelbflossentun, 1 schöner Green Job. Jedoch keine Doggies - er vermutet, dass Berufsfischer seinen Spot ausgehoben haben.
Vorgestern abend (am 11.) rief mich Mervin an, und war noch ganz animiert von einem echten Spitzentag: Erst verlor er morgens einen kleinen Marlin nach kurzem Drill. Da im Tagesverlauf aber noch 3 Sails und ein sehr ordentlicher Marlin dazu kamen, liess sich der Verlust natürlich locker verschmerzen. Der Marlin war allerdings im Auge gehakt, und fast hinüber, als er ans Boot kam. So musste er leider - ebenso wie einer der Sails - entnommen werden, und wurde an Land mit 186kg verwogen.
Es war also wieder ordentlich Bewegung in der Angelei, und ich denke, mit dem Jahresauftakt kann man zufrieden sein.
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.