Nach dem späten Einsetzen des Südost lag dieser Juli sowohl hinsichtlich des Wetters als auch der Angelei weitgehend im üblichen Rahmen. Die üblichen Starkwindphasen bis über 20 Knoten hielten die Boote grossteils der Zeit an den Ankern, aber es gab auch immer wieder bzw. meist kurze Fenster, in denen gefischt werden konnte. Nach einer Windspitze ging es am 04. für mich allein auf dem kleinen Boot knapp in Ordnung. Ziel war eigentlich Poppern auf GTs, aber bei den ersten Würfen verabschiedete sich eine Rutenringeinlage, also blieb nur leichtes Jigging. Das lief aber mit über 50 teils wirklich netten Fischen aus ich glaube 16 Arten mehr als ordentlich.
Der grösste Fang des Tages, ein Weissspitzenhai von gut 1,40m und ca. 25kg an der leichten PE3 Kombo, hielt mich eine gute halbe Stunde in Atem. Leider gab es keine Gelegenheit, den noch abzubilden. Auch das Release war nicht von schlechten Eltern, denn ich musste unbedingt den Haken wieder haben, da mich die lausigen Pickhandle Barracudas bis auf eben diesen Allerletzten geplündert hatten. Fast müssig zu erwähnen, dass dieser mühsam gerettete Haken samt dem letzten Jig nur Minuten später auch gemopst wurde. Ein neuer persönlicher Rekord von satten 15 verlorenen Jigs und Rigs stand am Ende zu Buche - da muss man schon Humor haben. Am Folgetag ging es mit Niko, Aki und Petri (Kein Witz, der heisst tatsächlich so!) aus Finnland sowie Mervin an den Drop. Jigging war dort praktisch mausetot, nur ein kleiner Grouper und ein Tun kamen in gut zwei Stunden an`s Licht. Aber zum Glück fanden wir die Tune auch an der Oberfläche, und so kamen die netten Jungs doch noch mit einem guten Dutzend auf Popper ordentlich zum Zuge.
Tags drauf hätte es nochmals in der gleichen Besetzung raus gehen sollen, aber der Wind hatte wieder auf über 20 Knoten aufgefrischt, also hiess es zuzuwarten. Zumindest ein bisschen Fliegenfischen vor der Haustür ging aber gerade noch, und das lohnte sich mit diesem erneuten Queenfish ja durchaus.
Obendrauf gab es neben bisschen Kleinkram auch noch diesen Threadfin, und somit in knapp drei Stunden gleich doppelt die Gelegenheit, mal wieder mein Backing zu sehen.
Am 08. ging es dann wieder mit Mervin, Niko und Co zum Drop, wo wir auf Greg und Phil auf Bite Me trafen. Die beiden waren ohne Gäste und zum Spass ganz früh dorthin, hatten gerade einen Marlin verloren, und fingen im Verlauf des Vormittags noch 6 Tune. Wir hingegen genossen anfangs ganz passables Jigging, danach wurde es allerdings zäher. Weder dabei noch an den während verschiedener Platzwechsel ausgelegten Trollinglures tat sich abgesehen von ein paar weiteren Tunen allzu viel. Kein wirklich schlechter Tag, aber doch ein Stück unterhalb dessen, was wir sonst so auf die Schuppen legen.
Anschliessend ging aufgrund des Windes wieder mal ein paar Tage nichts, erst am 12. waren wieder Touren, wenn auch etwas grenzwertig, möglich. Ein Versuch, im Windschatten von Little Sister als dafür einzig möglichem Platz auf GTs zu poppern verlief nur halbwegs nach Plan. Das dortige, extreme Haivorkommen ist wohlbekannt, insofern lagen über 30 geraiste und glücklich vermiedene dieser Halunken innerhalb der knapp 3 dort verbrachten Stunden im normalen Schnitt. Ärgerlich nur dass dazwischen zwei wirklich fette GTs wieder mal auf tolpatschigste Weise den Popper verfehlten. Also musste wieder mal das Jiggen den Trip retten, und tat das auch pflichtschuldigst in Form einiger Küchenfische sowie dieses passablen Golden Trevallies. Sorry für die Tropfen auf der Linse, aber gerade dann regnete es natürlich.
Zu jener Zeit stellten sich auch so langsam die Sommerferientouristen ein, und damit gab es seither auch wieder mehr Trollingtrips der entsprechenden Boote. Dass endlich auch die zuvor mit knapp 30° deutlich zu hohe Wassertemperatur langsam aber sicher sank kam Fängen zu Gute, die ja dabei in diesen Monaten meist sehr üppig sind. JD (One Love) meldete je zwei Wahoos und Tune sowie etliche Dorados als Ergebnis eines Halbtagstrips, Greg hatte sechs Tune bis 35kg und tags drauf an einem halben Tag zwei Tune sowie diesen natürlich releasten Segelfisch.
Die folgenden fünf Tage waren erneut erneut richtig windig und dazu regnerisch. Am 17. sah es mittags mal kurz freundlicher aus, also wagte ich mich an den Buchtausgang. Kaum da jagte ein Regenband nach dem anderen mit Böen deutlich über 25 Knoten durch, aber da es beim leichten Jigging ganz nett biss zog ich die Nummer mit knapp 20 Fischen ein paar Stunden durch. Der noch halbwegs geschützte Platz nur vielleicht 300m von der Küste ist zu dieser Jahreszeit wirklich Gold wert, auch wenn er nicht immer so gut funktioniert.
An jenem wetterseitig also brettharten Tag war ab Mahe das grosse Boot Alati draussen, und meldete später gleich zwei releaste Black Marlins. Das war genau die Art, die dem US-Angler noch zur Komplettierung seines "World Wide Billfish Slam", also dem Fang aller Schwertträgerarten, gefehlt hatte. Nach zahlreichen Versuchen an vielen unterschiedlichen Orten, den lange fehlenden Schwarzen endlich zu fangen, klappte es also hier auf den Seychellen. Und das gleich doppelt. Tolle Geschichte, und dazu gibt es dieses famose Bild.
Am 19. war ein Trip mit Mervin und Simon aus der Schweiz geplant, und Letzterer ist offenbar ein Glückskind. Nicht nur da der Wind auf gerade mal schlappe 7 Knoten abgeflaut hatte, sondern auch anglerisch. Ich fand das morgendliche Jigging mit ein paar Amberjacks, einem Tun und diesem fetten Rainbow Runner eigentlich nicht übel, aber Mervin war nicht zufrieden.
Also drehten wir mit drei ausgelegten Trollinglures eine grosse Runde über den Drop hinaus um Tune zu suchen, sahen allerdings in diesen gut drei Stunden nichts, und hatten auch keinen Biss. Zurück an der Kante fanden wir einen treibenden, alten und schon fast zerlegten Kanister. An sich zu klein um attraktiv zu sein, aber dennoch standen zahllose Dorados und kleinere Wahoos drum herum, von denen sich auf Stickbaits jeweils ein paar fangen liessen, bevor die nicht dummen Fische den Braten gerochen hatten.
Genau dann sahen wir zum Gück aber endlich Tune, und los ging die wilde Jagd: Immer wieder mit Vollgas vor die schnell nach Norden ziehenden Fische, ein paar Würfe, Drills, und wieder die Hebel auf den Tisch gelegt. Fünf oder sechs der Torpedos waren es am langen Ende nach etlichen spektakulären Attacken. Mag nicht nach viel klingen, aber in dieser Grösse bis 43kg kurbelt man die halt auch nicht so beiläufig raus, und irgendwann streckte Simon die Waffen.
Schleppen zurück gen Praslin brachte binnen zwei Stunden keine Aktion ausser einem ganz kurz im Spread guckenden Sail, aber wenig später sahen wir vor dem Boot einen an der Oberfläche. Mit Popper und Stickbait angeworfen war nicht nur dieser interessiert, sondern auch seine drei erscheinenden Kameraden. Aber trotz etlicher Nachläufer und einiger scheinbar klarer Bisse blieb leider keiner hängen. Das ist gant nett als Clip auf Facebook hier zu sehen. Die letzte halbe Stunde wurde es noch auf GT versucht, der von Simon Geraiste nahm leider nicht, aber dieser Hai gab ihm dafür nochmal Saures.
Das war also ein höchst abwechselunsgreicher Einstieg in unsere Angelei für Simon, und dazu zumindest am Ende in Küstennähe auch noch in dieser mehr als spektakulären Umgebung.
Klar dass er mehr davon wollte, dazu gleich. Vorher soll nicht unerwähnt bleiben dass Greg & Phil mit Gast auf Bite Me an diesem Tag für ein paar Stunden um die Inseln schleppten, und dabei satte 12 Dorados sowie diesen Sail fingen.
Greg berichtete dass er in der kurzen Zeit an die 40 gesehen hatte, JD releaste an dem Morgen auch zwei, die Segelfische sind also voll da. Am 20. sind die drei zusammen auf Bite Me an den Drop, schleppten und erwarfen gute 30 Tune bis 40kg, und das Boot Zero fing ebenfalls etwa genau so viele beim Trolling. Dazu hatte man dort einen Marlin um 100kg. Auch wurden hier und da deutlich grössere Tune im Bereich um 80kg gesehen. Am 21. zog Simon, diesmal in Begleitung seiner Freundin Aline, nochmals mit Mervin los. Diesmal auf GTs und leider aufgrund anderer Verpflichtungen ohne mich. Sehr schade denn da hab ich wirklich etwas verpasst. Am Ende des gerade mal halben Tages hatte die Bande über 30 GTs geraist, einen wohl wirklich Grossen in den Felsen verloren, aber satte 8 gefangen. Der Grössenschnitt lag ein wenig unterhalb des Üblichen, aber das war natürlich trotzdem eine herausragende Tour.
An dem Tag war es schon wieder etwas windiger, und am Tag danach blies es bereits wieder recht deftig. Trotzdem war ein Boot privat nochmal am Drop um Tune für ein paar Restaurants zu fangen. Die Jungs sind echt hart drauf bei den Bedingungen, und dürften nach einem Gesamtfang von mehr als 40 Stück bis über 60kg auf Trollinggeschirr auch lange Arme gehabt haben. Aber nun scheinen auch die dicken Dinger endlich da zu sein. Nur leider wurde es danach sofort wieder windig mit einer satten Spitze bis an hier selten gesehene 30 Knoten heran. Insofern vergleichsweise bescheuert von mir, mich am 24. ganz früh morgens mit Simon zu treffen und dazu die Fliegenrute mitzunehmen. Ein paar Trompetenfische waren aber nebst etwas Kleinkram trotzdem drin. Er war allerdings ohnehin tiefenentspannt , denn am Vortag stieg ihm andernorts bei ein paar Würfen dieser schöne Brassy Trevally ein, so dass auch seine Uferangelei ein Highlight hatte.
Am nächsten Morgen versuchten wir es gemeinsam nochmals hier vor meiner Bude als einzig vor dem wirklich heftigen Wind geschützter Stelle. Da seit Tagen jenseits der zum Inventar gehörigen Stechrochen und Hornhechten keinerlei Aktivität zu sehen gewesen war rechnete ich mit nichts, und so kam es dann auch. Im Wissen dass hingegen draussen das Wasser vor Fisch kocht warteten alle nervös auf ein Abflauen des Windes, und das geschah tatsächlich zum Wochenende. Greg & Phil mit Gästen waren am Donnerstag die Ersten, die sich raus wagten, und wurden beim Trolling mit rund 20 Tunen belohnt.
Freitag waren es dann nochmals Mervin und Simon, die bei gutem Jigging mit Amberjacks und den sonstigen üblichen Verdächtigen sowie beim Tune-Poppern spass hatten. Gestern mit einem neuen Gast lief es für Mervin ähnlich und auch Brandon (Island Rhythm) sackte auf einem Übernachttrip mit Freunden Tune sowie allerlei weitere Fänge beim traditionellen Grundfischen ein. Greg & Phil hingegen waren mit Gast poppern, aus 5 geraisten GTs wurden ein Zwerg und dieser hier gefangen.
Ich hatte natürlich auch geplant, noch zwei Mal loszutuckern, aber Freitag Morgen mit allem Gerödel auf dem Boot und startbereit verabschiedete sich nicht nur der Steuerbordanlasser, sondern auch noch die Lenkstange. Letztere liess sich im Laufe des Tages schweissen, der Anlasser hingegen wird mangels Ersatzteilen wohl wieder ein echtes Projekt. Zwar kann man den Motor im Notfall auch mit einem zur Sicherheitsausrüstung gehörenden Seil anreissen, aber zum Driftfischen mit ständigem Neustart ist das natürlich kompletter Mist. Insofern fielen die Angeltage als auch ein bisschen angedachtes Poppern heute Morgen auf dem Weg nach Baie St. Anne leider aus. Das Boot musste aufgrund meiner morgen beginnenden mehrwöchigen Abwesenheit dorthin in Sicherheit, denn hier vor`m Haus knallen aufgrund der Unterströmung weiterhin hohe Wellen an die Küste. Ohne ständige Aufsicht ist das einfach zu riskant. Heil angekommen schaltete ich den zuvor angerissenen Motor aus und dreht aus Jux nochmal am Schlüssel - wrooooammm, da lief er. Echt jetzt? Noch 6 Mal probiert, immer sprang er an. Sprich ein paar perfekte Angeltage in den Sand gesetzt, und dazu jetzt noch einen erratischen Fehler auf dem Kahn - besser konnte es wirklich nicht laufen. Nun liegt das kleine Halbwrack dort aber hoffentlich sicher bis zu meiner Rückkehr, und neben mir steht bereits griffbereit der gepackte Koffer. So erklärt sich auch das um ein paar Tage verfrühte Erscheinen dieses Reports. Keine Möglichkeit mehr zum Fischen gehabt zu haben ist arg frustrierend, und wie zum Hohn ist hier auch noch für die ganze kommende Woche ungewöhnlich ruhiges Wetter angesagt. In Deutschland hingegen lagen die Temperaturen zuletzt über 40°Celsius. Was freu ich mich.
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.