Seit dem letzten Report hat sich die Weltlage ja doch ziemlich dramatisch verändert, und Angelnews von den Seychellen sind gerade sicher nur von sehr geringer Relevanz. Allzu viel gibt es ohnehin nicht zu berichten, denn auch hier zeigt das Thema natürlich Wirkung. Sämtliche Touristen sind weg, Hotels und Restaurants haben abgesperrt, alle Vergnügungen sind abgesagt, und die gängigen Anweisungen zum Social Distancing sind in Kraft, wenn auch ohne Ausgangssperre. Akute Fälle gibt es hier aktuell 8, alle auf Mahe, dazu sind rund 150 Personen in beobachteter Quarantäne. Viel mehr sollten es aufgrund des totalen Flugstopps hoffentlich auch nicht mehr werden. Insofern bin ich hier wohl zumindest derzeit, das heisst solange es Nahrung, Wasser und das Essentielle gibt, wohl noch am Besten aufgehoben. Zumindest darf ich noch angeln, während mein Angelverein in Deutschland dieser Tage per Email mitteilte, dass alle Gewässer behördlich gesperrt sind. Naja, ist ja bekanntlich ein Gruppensport mit massiver Ansteckungsgefahr... Das fiel nun offenbar auch irgendwelchen Entscheidungträgern auf, und seit gestern ist es wieder erlaubt. Soviel mal eben dazu, da ich doch zuletzt recht häufig nach der Lage gefragt wurde. Und nun doch zu ein paar Fischen. Da sich in der Hausbucht wieder etwas Bait zeigte, aber mir die Popperfliegen ausgegangen waren, hab ich mich mal am Selbstbau versucht. Dass das gleich wenn auch mit einem kleineren Trevally funktionierte war natürlich nett.
Allerdings war der weiche Schaum suboptimal, denn der zog Wasser, und musste damit nach jedem Wurf ausgedrückt werden. Tags drauf lag eine Charter mit den beiden deutschen Gästen Manuel und dem aus dem letzten Report bereits bekannten Jens sowie Mervin (Divinity) an. Die Jiggerei im Tiefen war wirklich übel da die Haie alles holten, was sich nicht einfach hochkurbeln liess, und noch einen Fischkopf raus zu bekommen, war schon ein Highlight. Tune waren zwar ein paar Mal zu sehen, aber erlaubten kein Rankommen. Immerhin liessen sich zwei doch noch zwei auf Popper haken, und die Jiggerei lief nachmittags im Flacheren doch ganz nett, bevor uns auch da die Haie fanden. Trotzdem hatten die beiden Angler ihren Spass.
Auch Rado aus Irland war noch hier zugang, und für ihn war eine Charter am übernächsten Tag angesetzt. Wir waren schon lange vorher und auch nach seiner Ankunft in Kontakt. Sein erster Versuch hier mit der Fliege endete mit gleich zwei Traumfischen. Von dem Bonefish gibt es leider kein Bild, aber der Permit ist wirklich allererste Sahne.
Als ich erfuhr wo er den erwischt hatte war mir allerdings alles klar: Natürlich treiben die sich deutlich weniger vorsichtig im Marine Park herum, von dem Rado aber nichts wusste. Nach unserem Gespräch schon, und anschliessend wurde es mit seiner Fliegenfischerei dann prompt auch schwieriger. Gleiches galt für seine Charter am 21., wieder mit Mervin, die im Grossen und Ganzen genauso ablief, wie die Vorherige: Wieder Haiärger ohne Ende, egal ob um die Inseln bei einem kurzen Versuch auf GTs oder draussen am Drop. Dort minimal Tun, und eher wenig heile Jiggingfische. Trotzdem meinte er danach, es sei das coolste Angeln seines Lebens gewesen.
In den Tagen danach legte sich der ohnehin schwache Wind fast komplett bzw. das letzte Bisschen kam schon aus Süd. Damit wurde die Hausbucht ganz ruhig, und sogar immer klarer. Leider hatten die Locals mit ihren Netzen eine Menge der Grossaugenmakrelen abgefischt, und wohl aufgrund dessen blieben die Grossräuber ausser Reichweite meiner Fliegenrute. Da waren sie allerdings, denn Jens räumte mit der Spinnrute und maximal weiten Würfen weiter ordentlich ab.
Am Morgen des 25. war allerdings wieder reichlich neuer Bait hier rein gezogen, die Räuber bis hin zu Little Tunnies waren dran, und ich machte mich gerade bereit, als die Boote wieder kamen. Es war echt eine Menge, die da rausgezogen wurden. Ich schätze so anderthalb Tonnen.
Trotzdem blieb welcher zurück, und meine folgenden nicht mal zwei Stunden Fliegenfischen waren wohl die besten, die ich hier bisher geniessen durfte. Das trotz schwieriger Bedingungen bei Flut bis zum Hals im Wasser stehend da sich alles direkt an den Felsen abspielte, wo es natürlich keinen Raum zum Rückschwung gibt. Viel geworfen hab ich allerdings eh nicht, das Meiste war Drillzeit.
Der Hut ging mir allerdings hoch als eines der Boote dann mit einem deutlich grösseren Netz wieder kam, die Ecke quasi absperrte, und von den Makrelen über die Räubr bis hin zu Rochen und kleinen Haien alles einsackte. Seither ist die Bucht tot, und ich tröste mich damit, dass der Wind wieder auf Nordwest gedreht hat, und ich hier eh nicht fischen könnte. Anderweitige Beschäftigung gab es ja auch noch: Das Boot hat mal wieder ein Problem, das besorgte Ersatzteil wurde vom Mechaniker, wie er mir nach ein paar Tagen gestand, verbummelt, und somit stehe ich diesbezüglich aktuell wieder auf Los - allerdings ohne Würfel. Zum Glück gab es Ablenkung in Form des noch zu erstellenden Videos vom Cat-Trip auf die Amiranten. Da ich selbst ja viel Zeit hatte, und es potentiellen Zusehern wohl grossteils derzeit ähnlich geht, sind satte 45min draus geworden. Hoffentlich habe ich die Geschichte dieser Woche einigermassen nachvollziehbar und unterhaltsam umgesetzt bekommen. Wer sich dazu eine Meinung bilden will braucht nur auf das verlinkte Bild oder hier zu klicken.
Völlig überraschend gab dieser Tage Brandon (Island Rhythm) noch Infos zu einer Kundentrip durch. Neben einem verlorenen Marlin gab es ordentlich Beifang, und dieser Sail konnte releast werden.
Ich dachte eigentlich nicht dass sich an der Front noch etwas tun würde, aber das wird wohl die letzte Charter hier für einen nicht absehbaren Zeitraum gewesen sein. Auch auf Mahe wird nur noch privat gefischt, das aber offenbar durchaus erfolgreich. Ein privates Boot meldete das erfolgreiche Release eines offensichtlich nicht kleinen Blue Marlin.
Ein anderes hingegen hatte Glück mit einem Gestreiften, der natürlich auch getaggt und releast wurde. Feiner Fang, da diese ja hier doch eher nicht so häufig sind. Und ein wirklich erstklassiges Foto noch dazu.
Josh, der dort an Bord war, legte auf Mahe noch diesen tollen Bonefish auf Fliege nach. Ganz herzlichen Dank für die höchst willkommenen Beiträge.
An Fisch mangelt es also weiterhin nicht, nur an Anglern. Es steht zu hoffen dass sich die Situation - nicht nur hier, sondern überall - möglichst bald normalisiert. Bleibt gesund!
In den ersten Märztagen wurde hier bei passablem Wetter durchaus bisschen gefischt. Mervin (Divinity) und Gast versuchten sich an unseren GTs und bekamen einige zu sehen, aber richtige Attacken gab es keine. Dazu waren er und auch Brandon (Island Rhythm) einige Male zum Trolling draussen, das brachte neben einige geraisten und einem gefangenen Sail den üblichen Mix aus kleineren Gamefish.
Am Donnerstag, dem 05. zog hier ein recht zünftiges Unwetter mit Wind über 40 Knoten über die Inseln, und setzte damit ein weiteres Fragezeichen hinsichtlich unseres für den Folgetag beginnenden Catamaran-Trips zu den Amiranten, der ohnehin Dank Corona bis zum letzten Moment in der Schwebe hing. Aber Freitag Morgen waren tatsächlich alle auf Mahe am Platze, wir bestiegen unser Heim für die anstehende Woche, und liefen gegen 15:30 aus.
Die über 20h Stunden lange Überfahrt in gepflegte und fast genau von vorn kommende 15-18Kn Wind war kein Zuckerschlecken, aber die meisten haben es einigermassen gut überstanden. Und zur Ankunft gab es gleich mal einen fast überwältigenden Eindruck des St. Joseph Atoll, das als Ringriff mit allerlei Inseln entlang desselben und der Lagune mittendrin einfach ein Eldorado zum Fliegenfischen sein muss.
Mit Blick darauf wurden zum ersten Mal die Jigs abgelassen, und gleich ging es zur Sache. Mein erster Fisch schien sich festgesetzt zu haben, so dass ich abreissen wollte, aber mit der Rute senkrecht nach unten die Spule festhaltend kam plötzlich Bewegung in die Nummer. An meinem doch recht feinen PE5 Stöckchen mit nur einer Shimano 8000er war das schon fast ein Endgegner, der mir lange richtig Saures gab, aber dann doch weiss zeigen musste. Wirklich netter Doggie zum Einstieg.
Nach ein paar weiteren Fischen für alle wurde auf dem Weg zum nächtlichen Ankerplatz vor d`Arros auch noch etwas gepoppert. Das brachte ein paar kleinere GTs, bevor Artemi einen Grossen hakte. Fettes Ding.
Wenig später bekam ich im Heck fischend auch noch so ein Kaliber auf einen grossen Stickbait dran, aber der Lump jagte genau gegen unsere Fahrtrichtung, war trotz meiner üblichen Bremseinstellung am Rande des Vorwärtssaltos nicht zu bremsen, und bis der träge Kahn mal stoppte auch schon in den Korallen. Trotzdem waren das natürlich sehr vielversprechende erste Stunden, und entsprechend hoch die Erwartungen für die folgenden Tage. Nach dem Dronenblick auf das St. Joseph Atoll war aber erstmal träumen von einer Woche Fliegenfischen in dieser Lagune angesagt - ein neues Projekt!
Heiss ohne Ende legten wir am Sonntag zeitig wieder los, popperten und vor allem jiggten nach Süden. So gut wie am Vortag wurde es nicht mehr, aber es kamen immer wieder teils schöne Fische raus, und einige richtig Gute gingen verloren. So unter anderem der Sailfish an Marcs Slow Pitch Kombo, bevor ich einen der Sprünge filmen konnte. Auch die Haie nahmen sich beim Jiggen ihren Teil, beim Poppern allerdings kamen sie kaum mal hoch wie hier um die Inner Islands ständig.
Alles in allem war das noch ein passabler Tag mit dem Wind im Rücken, und einer allerdings kurzen Nacht vor der Insel Poivre, die zusammen mit der Ile du Sud ebenfalls ein imposantes Atoll bildet.
Am nächsten Morgen ging es schon um 4 Uhr wieder los, denn gute 3h Stunden Anfahrt zum westlichen Drop Off des Amirantenplateaus lagen vor uns. Die Distanzen da unten sind doch ziemlich gross, und so ein Cat halt langsam. Angekommen wurde zunächst mit geringem Erfolg an einer Sandpfanne gepoppert, dann nahebei an der Kante mau gejiggt, nochmals ohne nennenswerte Aktion gepoppert und letztendlich unter wenigen Fischen auf dem Weg zurück nach d´Arros immer wieder gejiggt. Die Fische wollten aber kaum noch, und der Vollmond zog kugelrund am Himmel auf. Zu diesem und danach hab zumindest ich hier selten gutes Fischen erlebt, und war insofern auch nicht überrascht. Natürlich kam immer noch eine passable Zahl an grossteils auch vorzeigbaren Fischen zum Vorschein, aber unser Skipper Jeremie war gar nicht froh.
Das blieb auch am vierten Tag, dem Dienstag, so. Weiter fischten und fuhren wir gegen den mittlerweile aus Nord kommenden, aber nicht mehr so starken Wind bis Remire. Höhepunkt dabei war, endlich mal in einen satten Tuna Boil zu geraten. Ich sah Fische von 40-50kg meterhoch in der Luft, und hakte wie zwei Mitangler einen davon. Dazu gingen zwei kleinere an`s Band - und die bekamen wir auch als einzige. Ist halt absolutes Chaos, wenn diese Fässer die Schnüre verwickeln, und der Skipper kann bei 5 singenden Rollen und durcheinender rasenden Fischen auch nichts machen.
Weitere sonderlich zeigenswerte Fänge jenseits des bereits Gezeigten gab es nicht, also stattdessen nochmal ein Dronenbild des Inselchens.
Zum ersten Mal seit Tagen sahen wir auch wieder andere Menschen und Boote. Man war offenbar wohlhabend genug, sich neben dem riesigen Powercat und einer ab Mahe operierenden +50Fuss Sportfisher auch noch einen 3m hohen, aufblasbaren Flamingo zu leisten.
Aber gefangen hatte die sich dort seit 3 Tagen tummelnde Bande trotzdem kaum etwas. Da für die Rückfahrt nach Mahe mit Puffer gut 24h anzusetzen waren, stellte sich die Frage, ob wir die Nacht dort bleiben, morgens noch kurz fischen, und dann heimtuckern sollten. Oder alternativ die Nacht nutzen, um ohne Schlaf das südliche Mahe Plateau zu erreichen, den Tag dort nochmals Vollgas zu geben, und dann wieder eine schlaflose Nacht für den Wegesrest nach Mahe in Kauf nehmen wollten, um die Angelzeit zu optimieren. Während die vorhersehbare Entscheidung fiel machte Marc nochmals eine Luftaufnahme. Was für ein genialer Ort. Und wie mag es erst sein wenn es auch nur normal beisst?
Vom mittlerweile erheblichen Schlafmangel arg mürbe liessen wir am nächsten Morgen im ersten Licht am südlichen Drop Off des Mahe Plateaus die Jigs fallen, und sofort war alles anders: Absolute Beissphase, und bis kurz vor Tidentiefstand am Mittag ging es pausenlos rund. Mittags liess es mal bisschen nach, aber nur kurz. Rund 30 Doggies, noch deutlich mehr Amberjacks, zahlose Rosy Jobfish, und praktisch alle der anderen üblichen Verdächtigen waren wieder auf Fresstour. An dem Tag allein kam mehr Fisch hoch als in den ganzen vorherigen viereinhalb Tagen. Es muss deutlich über eine Tonne gewesen sein, denn mindestens Hundert lagen irgendwo zwischen 8 und 40kg. Nur der richtige Riese fehlte. Viel gefilmt und fotografiert wurde nicht mehr, hier also nur eine minimale Auswahl.
Die Rückkehr in die Zivilisation war wie immer hart, und die uns ja nach völliger Abgeschnittenheit erreichenden Nachrichten zur Weltlage machten es nicht besser. Jacob und Artemi war klar, dass es nach Ankunft in Israel gleich in Quarantäne gehen würde, Mark schaffte es in Deutschland allerdings zum Glück ebenso nach Hause wie Per-Ola in Schweden, und ich nach Praslin. Von Stephane aus Frankreich kam allerdings noch keine Meldung. Dank an die Truppe, die sich bis auf die beiden Israelis vorher nicht kannte, und ganz hervorragend funktionierte. Und natürlich an unseren wie immr traumhaften Bordkoch Damien sowie Skipper Jeremie, der zur Optimierung der Angelzeit jede nächtliche Strecke in Kauf nahm und wirklich alles gab.
Er bewertete unsere Fischerei in den Amiranten mit ganzen 3 von 10 möglichen Punkten, aber aufgrund des tollen Jiggings des letzten Tages sowie der Chance, endlich diese entlegenen Orte zu sehen und zu befischen war ich absolut zufrieden mit dem Trip. Zwar waren es nur ein GT von etwa einem Dutzend und zwei Doggies der wohl insgesamt um die 60, die an den 40kg kratzten, aber mehr Dickfisch wäre durchaus drin gewesen. So beispielsweise durch meinen wirklich massiven Grouper, der sich unter den Frotzeleien der anderen binnen 20 Minuten keinen Zentimeter vom Grund lösen liess, sondern nur da unten rum zog. Aber alle anderen hatten auch ihre Momente der Agonie, und mit zumindest ein paar von diesen Fischen hätte es sicher insgesamt spektakulärer ausgeschaut. Hier eine Bildergalerie, die wohl noch ergänzt wird, sobald ich die fehlenden Bilder aller anderen Teilnehmer habe. Einfach mal durchklicken!
Auf Praslin wurde in der Zwischenzeit natürlich weiter gefischt, wenn auch aufgrund coronabedingter Stornierungen weniger als erwartet. Hier war die Fischerei ebenfalls am und nach dem Vollmondtag zäh, erst am Donnerstag kam wieder Schwung in`s Jigging, und Greg (Bite Me) hatte einen richtig guten Tag. Trolling war auch eher mau, besonders morgens. Nachmittags hingegen kamen die Segelfische hoch und wurden vielfach gesehen sowie hier und da gefangen. Greg versuchte es eigentlich mit Gast auf Fliege, aber nur dieser Sail hängte sich an einem als Teaser geschleppten Lure auf, während die anderen das Gefussel verschmähten.
Uferangeln lief ebenfalls weiter richtig gut wie ich von den zuvor beratenen Anglern Jonas und Jens erfuhr, Trevallies und Konsorten machen weiterhin die Küste Praslins in grosser Zahl unsicher.
Da auch die Transition mit üblicherweise perfekt ruhigen Bedingungen vor der Tür steht sollte sich weitestgehend prima angeln lassen. Hoffentlich kommen dann auch die Gäste dafür, aber es sieht nicht gut aus: Vor ein paar Wochen war es noch unmöglich, für diese Phase ein Boot zum Poppern und Jiggen zu bekommen, aber nun ist aufgrund des Virus und der damit verbundenen Rücktritte bzw. Reisesperren doch reichlich bzw. unschön viel bereits frei geworden, und wann es sich einrenkt kann halt niemand absehen. Bleibt gesund, wo immer Ihr seid!
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.