Die wichtigste Nachricht zuerst: Die Seychellen sind tatsächlich seit dem 25. März für alle Besucher ausser aus Südafrika offen. Natürlich ist man nicht ganz so uneingeschränkt wie vor der Pandemie, aber immerhin. Wozu das im Positiven oder Negativen führen wird, muss sich zeigen. Anglerisch tat sich natürlich auch im vergangenen Monat hier nicht allzu viel. Das Wetter war zwar fast durchgehend freundlich, und bot viele fischbare Tage. Allerdings gab es noch so gut wie keine Gäste, und ich selbst war gleich zwei Mal gründlich unpässlich. Erst knallten mich die doch beeindruckenden Nebenwirkungen meiner ersten Impfung – mit AstraZeneca – für ein paar Tage gründlich auf die Bretter. Und gerade wieder auf den Beinen gab es Nachschlag in Form einer ebenfalls beeindruckenden Lebensmittelvergiftung. Deshalb verpasste ich auch die ersten paar Angeltage mit Stammgast Stephan von bluewaterfishing.eu, der vor seinem Auftritt auf Praslin eine Woche auf Cosmoledo und Alphonse Island verbracht hatte. Auf Cosmo standen natürlich die GTs im Vordergrund, und trotz an etlichen Tagen wirklich unwirtlicher Bedingungen kam Stephan in 5 Tagen auf ein deutlich zweistelliges Ergebnis.
So ein GT auf Fliege ist schon mal fein, und das war noch nicht mal sein Grösster. Dazu kamen natürlich noch eine ganze Reihe anderer toller Fische, hier ein paar davon.
In der Woche hier auf Praslin fischte Stephan mit Sandro, den er ein Stück weit unter die Fittiche genommen hat, auf Frenzy. Ein Hauptthema war dabei das Schleppen von Teasern, um geraiste Segelfische dann mit totem Köderfisch am Kreishaken und mit der Spinnrute zu fangen. Das klappte auch des Öfteren.
Zwischendurch wurde hier und da mal bisschen gejiggt, offensichtlich auch mit Erfolg.
Erstmals dabei war ich dann endlich am 11. zu einem Tag Poppern auf GTs. Nach etlichen Fehlattacken blieb irgendwann endlich dieser hängen. Auch wenn er deutlich kleiner als der hier übliche Durchschnitt war, sorgte das für Erleichterung.
Und ganz zum Ende desTrips kam doch noch ein Vernünftiger zum Vorschein, so dass der Tag als gelungen verbucht werden konnte.
Tags drauf waren wir dann am Drop unterwegs, aber es lief mehr als zäh: Nur ein Segelfisch liess sich mal kurz am Teaser blicken, aber verschwand sofort. Angeworfene Tune zeigten absolut kein Interesse, und auch beim Jigging kam kaum etwas hoch. Am 13. reiste Stephan leider bereits ab, aber wollte gern vorher zumindest noch den halben Tag fischen. Also versuchten wir nochmals Sails zu raisen, aber diesmal auf dem Plateau hinter den Sister Islands. Da waren aber offenbar an dem Tag keine. Trotzdem wurde es nicht langweilig, denn auf die zusätzlich geschleppten beiden Lures mit Stripbaits gab es durchgehend Bisse.
Gerade die Wahoos waren richtig wild, und wurden auch sukzessive grösser.
War wirklich schön Stephan mal wieder hier gehabt zu haben, und ein paar Tage mit den Jungs auf dem Wasser verbringen zu können. Danach blieb jegliche weitere Angelei dann wieder an mir hängen, aber glänzen konnte ich nicht wirklich. Da der Wetterbericht für die folgenden zwei Wochen weiterhin nur leichten Nordwind ansagte beschloss ich, das Boot nach Hause zu holen, und popperte sozusagen am Wegesrand. Leider liess sich nur ein GT blicken, der aber bereits einige Meter unter dem Lure wieder abdrehte. Öde war es dennoch nicht, denn es liess sich doch eine gewisse Vielfalt blicken. Die Haie und Garfish waren wir immer eher lästig, ein Jobfish war willkommen, ein solider Bluefin Trevally stieg leider aus, aber dieser fette Bonito auf einen 20cm Popper war eine nette Überraschung. Glaube nicht dass ich schon mal einen Grösseren gesehen habe.
Die Art wird in den IGFA-Rekordlisten als KawaKawa geführt, und der Längen-Weltrekord steht bei 75cm, wie ich daheim spasseshalber mal nachprüfte. Meiner war deutlich grösser, und somit hab ich halt lässig einen Weltrekord abgekippt, denn der Fisch wurde releast. Gern hätte ich auch den mächtigen Greater Barracuda von knapp 1,40m gezeigt, der schon bei einem der ersten Würfe eingestiegen war. Aber längsseits ausgedrillt wollte ich da kein Gaff reinjagen, der Kevlarhandschuh war nicht in Reichweite, und beim Reinziehen am Vorfach schüttelte sich der Bursche vom wie immer widerhakenlosen Einzelhaken. Ganz so windarm wie angesagt wurde es allerdings danach doch nicht, und so war ich nur noch ein Mal zum Poppern auf GTs unterwegs. An dem Tag zeigte sich allerdings rein gar nicht, nichtmal ein Jobfish oder ein nerviger Hai. Und abends drohte die Vorhersage auch noch mit auflandigem und stürmischen Wind, also wurde das Boot gleich wieder evakuiert. Zurecht, denn es lagen letztes Wochenende zweitweise über 20 Knoten an, und die Bucht wurde im Wellenschlag wieder trüb und krautig. In der ruhigen Phase zuvor gab es hingegen einige wenige und immer nur ein paar Stunden lange Zeitfenster, in denen am Hausfelsen Fliegenfischen möglich war. Der erste Versuch am 14. hatte denn auch gleich mal wieder einen Bonefish eingebracht, und zwar völlig unerwartet beim schnellen Einstrippen eines grösseren Clousers.
Der war natürlich nicht unwillkommen, aber eigentlich ging es darum, herauszufinden, ob die Trevallies wie jedes Jahr zu dieser Zeit am Platze wären. Eigentlich war mir schon klar, dass das nicht der Fall sein würde, denn die Baitballs aus Sardinen und Grossaugenmakrelen sind einfach nicht aufgetaucht. Normalerweise fischen hier Vögel schon ab Januar im trüben Wasser, aber diesmal kamen sie immer nur kurz gucken, und zogen wieder ab. Keine Kleinfische dieses Jahr, und damit auch keine Räuber. Ob es an dem ca. 1km langen und rund 300m breiten Streifen von Algenblüte gefärbten Wassers lag, der über Wochen vor dem hiesigen Buchtende lag, ist nur eine Vermutung. Auch zwei weitere Versuche brachten zwar reichlich Bisse von Trompetenfischen und allerlei Kleinkram, aber besser als dieser nicht so hässliche Permit wurde es nicht.
Am vergangenen Montag Morgen waren dann zumindest ein paar Grüppchen Kleinfische an der Oberfläche zu sehen, aber in homöopathischer Dosis im Vergleich zu den Tonnen, die die Fischer sonst zu dieser Zeit hier mit den Netzen rausziehen. Trotzdem Anlass genug, es nochmal zu proboieren, da auch nur noch ein paar Knötchen westlicher Wind schräg auf die linke Wange bliesen. Tatsächlich liessen sich ein paar von den Makrelen fangen, und zwei hatten auch Bisswunden – allerdings von Haien. Sonstige Räuber zeigten sich erneut leider gar nicht, das Buffet ist einfach zu mager. Stattdessen kam nochmals ein Bonefish zum Vorschein, wieder auf einen grossen und eigentlich zu schnellen Clouser Minnow. Leider versagte die Kamera, aber es war eh nur ein Kleiner mit ca. 40cm. Trostpreis quasi, aber natürlich besser als nichts. Mehr Angelei war nicht, und wird auch meinerseits zunächst nicht anliegen, denn heute trifft nach 15 Monaten Abwesenheit die Herzdame für knapp zwei Wochen ein, um danach wieder für Monate In`s Ausland zu entschwinden. Da kann ich mich dann kaum auf`s Wasser absetzen. Aber vielleicht tut sich ja bei den Charterbooten bald schon wieder etwas, da nun wieder erste Touristen in`s Land tröpfeln.
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.