Wie alljährlich üblich haben sich die Inseln im Mai weitgehend von Touristen geleert. Dazu setzte dieses Jahr der Südost eher frühzeitig ein, und die Kombination aus diesen beiden Faktoren schraubte die anglerischen Aktivitäten im Monatsverlauf immer weiter herunter. Gerade zu Beginn gab es allerdings noch ein paar ganz nette Aktionen. So vermeldete Faizal von zwei Ausfahrten ab Mahe auf einem der grossen privaten Boote zunächst mal 6 geraiste Blaue Marline, von denen 2 getaggt & releast werden konnten. Und dazu gab es noch diesen hübschen Broadbill, der ebenfalls mit einem Tag bestückt wieder schwimmen durfte. Das war ein Erstfall für diese Art hier auf den Seychellen, denn die bisherigen wenigen wurden entnommen.
Das war natürlich vom Feinsten, und so ist das Boot am Folgetag gleich nochmal raus, um dabei Bekanntschaft mit 4 weiteren Blauen zu machen. Besser kann angeln wohl kaum sein - Danke für die tollen Bilder Faizal!
Hier ab Praslin kam es in der ersten Maiwoche auch noch zu einer kleinen Handvoll Charterfahrten, die bei allerdings erratischem Beissverhalten insbesondere der sich durchaus immer wieder zeigenden Sails eher überschaubare Ergebnisse lieferten. Einzig Damien (Lone Wulf) ab La Digue gelang es, an dem FAD hinter Marianne einen zu erwischen. Dazu hatte er Beifang in Form einiger Dorados. Christian (Djab Lavwal) fing ebenfalls ein paar Dorados und statt des Sails diesen Wahoo.
In dieser Phase ging es dann auch langsam los mit den ersten starken Windschüben aus Südost. Am 08. wollte ich westlich von Praslin nochmal poppern und jiggen, aber als ich aus dem Curieuse Channel rausschipperte wurde klar, dass das nichts gibt. Um wenigstens irgendwie ein bisschen zu fischen hab ich dann jiggend ein paar kleine Driften entlang des Buchtausgangs von Cote d`Or angesetzt. Nach einem kleinen Grouper und einem für die Küche willkommenen Bonito stieg dabei plötzlich etwas deutlich Besseres ein. Als der Fisch unter dem Boot langsam sichtbar wurde vermutete ich zunächst aufgrund der silbrigen Farbe und der Form einen GT, aber je weiter er nach oben kam, umso deutlicher wurden Tigerstreifen sichtbar. Letzten Endes stellte sich der Fisch dann als einer der hier eher seltenen Golden Trevallies heraus. Den hatte ich schon lange mal fangen wollen, und war insofern mit meiner Ausweichangelei sehr zufrieden.
Am 11. war es dann ruhig genug, um auf der Bank im Westen zu poppern, aber das entwickelte sich frustrierend. Die Barracudas waren extrem aggressiv und sprangen teilweise sogar noch beim Rausheben des Poppers direkt am Boot dran. Dazu waren dort reichlich Haie unterwegs, von denen dann unvermeidlicherweise auch mal einer hängen blieb und eine für beide Seiten wenig spassige Releaseaktion erzwang. Wollte die Sache bereits abbrechen, als dann doch noch ein GT zuschlug. Das war ein richtig dicker Brummer, der sich bei der genau quer erfolgenden Attacke auch schön zeigte. Bin nicht sicher, ob es mein bisher Grösster hier auf den Seychellen geworden wäre, aber es war sicher der Stärkste. Da das Boot genau auf den Fisch zutrieb stand dieser nach 10 Sekunden und nur einem kurzen Schnurabzug von vielleicht 2 oder 3 Metern genau unter dem Boot, und ich war guter Dinge. Aber dann setzte das Biest zu einer Flucht an, wie ich sie gegen meine Bremseinstellung (um die 14kg) noch nicht erlebt hatte und nahm gute 30 Meter Schnur in einem Run unten durch die Felsen, bis die Leine irgendwo gekappt wurde. Das war eine andere Liga als alle Bisherigen zuvor, mir lange nicht mehr passiert und entsprechend bitter. Zwei Tage später war nochmal unter allerdings schon recht rauen Bedingungen ein bisschen Jigging noch leicht geschützt etwas nördlich Sisters möglich. Neben einer ganzen Reihe kleinerer Coral Snapper sorgten dabei auch 2 schöne Yellowtail Trevallies und dieser feiste Yellowspotted Trevally für ordentlich Drillspass.
Eine Stunde spätnachmittägliches poppern im direkten Inselschutz brachte nur noch reichlich Haialarm. Einer hing, aber liess sich diesmal zum Glück problemlos releasen. War allerdings froh, dass es nicht der war, den ich beim Wurf zuvor vermieden hatte, denn der war geschätzt um 2,30m gross gewesen, und an sowas möchte ich nicht Zahnarzt spielen. Die Folgetage brachten einen erneuten Windschub, und ich bin nochmal zum Buchtausgang, um nachzuschauen, ob dort vielleicht noch ein Golden Trevally zu finden wäre. Dem war nicht so, aber mit 2 dieser schönen und leckeren Blue & Yellow Grouper war der Versuch dennoch kein Rohrkrepierer.
Bevor am 19. eine erste längere Starkwindphase einsetzen sollte, waren für den Vortag nochmals nur 3 Knoten Ost angesagt. Also tuckerten Kumpel Stephan und ich die 20 Seemeilen runter nach Fregate, um dort seinen ersten GT aufzutun. An einem Felsen etwas nördlich der Insel gab es im Morgengrauen auch gleich einen mächtigen Strike, aber der Fisch hing nicht, und es war auch nicht zu erkennen, ob es sich um einen GT oder nur einen Hai gehandelt hatte. Unter einem halbstündigen Starkregenschauer hindurch erreichten wir dann die südlichen Riffe, aber hinter dem Regen briste leider und unerwartet der Wind zusehends aus Südwest aus. Entsprechend wurde der Wellengang von Minute zu Minute immer heftiger, und nach einer halben Stunde war es dort unfischbar. Zum jiggen ungefähr 1,5 Meilen weiter südlich sah es aber noch akzeptabel aus, und der Spot brachte auch Fisch. Nichts wirklich Spektakuläres, aber die Bissfrequenz stimmte, und der Artenreichtum auch. So konnte Stephan einen Emperor Snapper, zwei kleinere Doggies, je einen Goatfish und Yellowspotted Trevally, Barracudas und reichlich Green Job auf die Schuppen legen. Für mich gab es dort komischerweise eine ganze Weile nur Jobfish. Dann gesellten sich aber ein kleiner Red Seabass, ein Bonito und ein ziemlich grosser Moontail Grouper dazu.
Leider mussten wir diese wirklich nette Angelei nach rund 4 Stunden und ca. 30 Fischen abbrechen, da es zwischenzeitlich auf gute 17 Knoten aufgebrist hatte, und in der Suppe ja auch noch die 20 Meilen Rückfahrt anlagen. An das geplante nachmittägliche poppern an einigen auf dem Weg liegenden Strukturen war unter den Bedingungen natürlich nicht mehr zu denken, und wir waren froh, es ohne grössere Probleme nach Hause geschafft zu haben. Zu blöd, wenn man einen Grosstörn fährt und der Wetterbericht dann so gründlich falsch liegt. Aus dem bei den verschiedenen beschriebenen Aktiönchen entstandenen Videomaterial liess sich aber zumindest ein kleiner Clip nach dem Motto „Zum jiggen muss es nicht immer der Drop Off sein“ erstellen. Inklusive des Golden Trevallies hier zu sehen – viel Spass damit. Seit besagtem 18. bläst es fast durchgehend mit um die 20 Knoten, und es geht praktisch nichts mehr. Lediglich Carlos war für seinen Chef mit dem grossen Boot Sailfish am 20. nochmal am Drop bzw. sogar noch ein Stück jenseits, bis sie Fisch fanden. Das dann aber mit Sail, Dorados, Tunen und Barracuda reichlich. Und vergangenen Sonntag war es auch ein bisschen ruhiger, so dass Edwin (Dan Zil) an einem der Standardspots nördlich von Praslin 2 Sails haken konnte, von denen allerdings einer verloren ging. Aber immerhin scheinen die Biester wieder Appetit zu haben. Insofern wäre es nett, wenn der Wind sich nochmal zumindest ein bisschen legen würde, aber ich mag nicht recht dran glauben.
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.