Reports Mai 2019

31. Mai 2019 - Bildcollagen zum Vergrössern anklicken

Zum Start zunächst mal ein Bild von einem Fuchshai aus den letzten Apriltagen, das Mervin (Divinity) nachreichte. Einfach zu schön um nicht gezeigt zu werden. Man beachte auch den ewig langen Schwanz des wundervollen Tieres im Hintergrund, von dem man besser keine Ohrfeigen einstecken sollte.

Anfang Mai war die Situation hier erstmal eher unschön. Zum einen gab es eher wenig Ausfahrten mangels Gästen, dazu war das Wetter mit viel Nässe und stärkeren Winden, teils tatsächlich nochmals aus nördlichen Richtungen, wenig anheimelnd, und obendrauf stellte sich eine hässliche Algenblüte ein. Entsprechende Sichtungen grünen, braunen und teils auch wieder roten Wassers waren mir bereits zugetragen worden, das Übel dehnte sich aus, und kam thematisch dann auch in den Medien an. 

Für weitere Bilder und den zugrundeliegenden Artikel aus der Tageszeitung Seychelles Nation einfach auf das entsprechend verlinkte Bild klicken. Anglerisch war das natürlich nicht hilfreich. Die Trollingboote fanden darin ausser Bonitos so gut wie keine Fische, sondern nur in den Taschen blauen Wassers, die aber speziell auf Halbtagstouren kaum erreichbar waren. Und auch die ja beispielsweise meinerseits eher unter Land stark betriebene Jiggerei sowie das Poppern liefen arg schlecht. Zwei Trips mit meinem Freund Chris sowie nach seiner Abreise eine allein gefahrene Tour am 08. brachten insgesamt wenig und nichts Spektakuläres ein. Da muss schon dieser Jobfish auf Popper zur Bebilderung herhalten, denn von grossen GTs war nichts zu sehen.

Um diese ja doch sehr standorttreuen Fische machten wir uns erhebliche Sorgen, denn das  vor viereinhalb Jahrens schon mal aufgetretene Phänomen hatte ihnen seinerzeit doch dahingehend zugesetzt, dass etliche Spots Jahre brauchten, um sich zu erholen, und andere blieben seither von diesen genialen Fischen gar komplett unbesetzt. Die Algen sind zwar offenbar ungriftig, entziehen aber dem Wasser so viel Sauerstoff, dass an den Küsten, auf die das Zeug gedrückt wurde, und wo es dann festhing, wie damals viele tote Fische trieben. Im wesentlichen die Riffbewohner wie Papageienfische und leider auch der eine oder andere Napoleon, von toten GTs hab ich zum Glück nichts gehört. Ob diese einfach verendet am Grund liegen, oder vielleicht doch weggezogen sind, ist unklar. Völlig am Boden lag die Angelei hier allerdings nicht, es kam einfach darauf an, hinsichtlich der Techniken und Platzwahl flexibel zu sein. Greg und Phil (Bite Me) fischten ab dem 03. eine Woche lang mit einer russischen Familie, und im blauen Wasser, speziell am Drop, lief es beispielsweise beim Trolling sehr ordentlich, inklusive Segelfischen.

Auch Mervin erwischte dort draussen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils einen. Bite Me hingegen jiggte auch reichlich, und wenn es dabei auch nicht jeden Tag perfekt lief, kamen schöne Fische herum. Konstant gut reagierten die Fische hingegen auf Naturköder, also kam keinerlei Langeweile auf, und die vom Fischreichtum ganz hingerissenen Gäste freuen sich schon auf ihren nächsten Besuch.

Für den 09. hatte Alan aus Brasilien zum Abschluss seiner Hochzeitsreise einen Tag DropOff mit Mervin gebucht, also kam ich auch mal wieder dort hinaus. War irgendwie kein Glückstag, sondern eher einer voller Verluste, sowohl was Jigs als auch die Fische anging: Zwei Wahoos innerhalb von drei Minuten kappten das Shockleader, zwei Tune kamen am Gaff mit den Jigs ab, ein Hai frass einen formidablen Grouper und hakte sich dabei, während sich zahllose weitere mit Fischen und Jigs davonmachten. Ein Marlin schnappte einen Bonito am Jig, aber hakte sich nicht, ein Segelfisch wurde den Jig im Sprung los - irgendwie war ein bisschen der Wurm drin. Gerade auch weil Slow Pitch an dem Tag klar die meisten Bisse produzierte, aber das dünne Vorfach oft genug gerade den besseren Fischen nicht standhalten konnte. Aber natürlich wurde trotzdem sowohl was die Zahlen als auch die Grössen angeht gut gefangen, so dass den ganzen Tag reichlich viel los war. Und von dem 25kg Amberjack, der ihm fast eine Stunde die Hölle an der Slow Pitch heiss machte wird Alan sicher noch lange träumen.

Ab dem 11. ging es dann für drei aufeinanderfolgende Tage mit Wiederkehrer Jürgen aus Deutschland und Mervin dort hinaus. Das Jigging zeigte sich weitgehend solide mit netten Fischen, wie immer mit Jürgen bester Stimmung an Bord, aber leider ohne die ganz spektakulären Fänge. Nah genug dran an etwas Besonderem waren wir aber, denn lange Zeit war Jürgen nur Passagier, nachdem am Grund irgendetwas offensichtlich Gewichtiges seinen zuvor lediglich mässig grossen Fisch genommen hatte. Nach etwa 45min war plötzlich alles wie vorher, etwas bestenfalls Mittleres kämpfte, und Momente später war nur noch wenig totes Gewicht am Haken. Der arme Black Trevally war von einem Hai abgebissen worden, muss aber zuvor von irgendetwas anderem erst verschluckt, und dann wieder ausgespuckt worden sein. Die Spuren auf der uns verbliebenen Hälfte liessen Mervin einen der richtig grossen Grouper vermuten.

Der folgende Tag lief dann komplett anders. Morgens war das Jigging solide, aber liess im Verlauf nach. Mervin beschloss zu zocken und fuhr über richtig tiefes Wasser um vielleicht Tune zum Poppern zu finden, und lag richtig. Die folgenden Stunden waren richtig actiongeladen. Immer wieder mit Vollgas vor die schnell schwimmenden Tune, ein paar Würfe, Bisse, Fänge, und wieder hinterher. Insgesamt kamen 9 Stück bis an die 30kg raus, bessere waren aber im Schwarm. Einen von rund 50kg, der allerdings leider abkam, erwischte ich beim Biss voll in die Luft springend mit der Cam, einen weiteren springenden von sicher 70-80kg verfehlte ich damit leider knapp. Zum Ende hatte Jürgen tatsächlich noch einen wirklich Dicken drauf, aber die offenbar im Laden zu locker aufgespulte Geflochtene hatte sich auf der Spule unter dem extremen Bremsdruck in die Windungen gegraben, und riss. Das war natürlich bitter, aber trotzdem war`s ein toller Angeltag. Das Video dazu gibt es hier.

Am 13. sollten es natürlich wieder Tune sein, idealerweise Grosse, aber während mehr als 3 langen Stunden vormittäglichen Suchens jenseits des Drops zeigte sich keinerlei Leben im spiegelglatten Wasser. Also zurück zur Kante und zum Jigging, und da waren sie dann. Zwischen den gejiggten Aberjacks und anderen Fischen stiegen sie immer wieder auf die Jigs ein, und liessen sich gelegentlich auch auf Popper erwischen, wenn sie dem treibenden Boot nahe genug kamen. Nur auf Motorengeräusch waren sie an dem Tag allergisch, mit Heranfahren war es also Essig. Trotzdem ergab dieser Nachmittag einen tollen Abschluss dieser wie immer mit endlosem Gelächter gepimpten Tage mit Jürgen, und im November sehen wir uns wieder. 

Weniger lustig war allerdings, dass wir an allen diesen Tagen auf dem Rückweg vom östlichen Drop fast die ganze Strecke bis zu den Sisters durch braungrüne Suppe fuhren, aber immerhin war diese nicht besonders eklig rot. Am 14. bin ich morgens um 7 Uhr mit der Fähre nach La Digue, um dort aufgrund der vorhergesagten Windstille mal bei perfekten Bedingungen mit der Fliege zu fischen. Leider gab es doch etwas Wind und damit Welle, und dazu nichtmal einen winzigen Fang. Entweder ist der Kleinfisch dort drüben erheblich klüger als auf Praslin, oder die Digueois haben die alle aufgegessen. Ich sah allerdings zwei Trupps Golden Trevallies immer wieder den Grund aufwühlen, kam jedoch leider aufgrund der schnellen und nicht berechenbaren Platzwechsel dieser Fische nie in eine Angriffsposition. Und beim Rauswaten um die Fähre zu erwischen schwammen auch noch zwei Bonefish frech an mir vorbei. Der Platz sieht also nicht nur toll aus, sondern hat auch Potential. 

Am 16. bin ich mit dem Boot mal südlich La Digue geschippert, um dort die Lage zu peilen und zu fischen. An meinem Popperspot südlich der Insel war das Wasser morgens kristallklar, aber aufgrund der Ebbe hob ich mir die Energie lieber für die nachmittägliche Flut auf und fuhr erstmal jiggen. Nur eine gute Seemeile weiter südlich begann sich das Wasser allerdings zu verfärben. An den Jiggingspots gab es noch klare Bereiche, aber die wurden zusehends kleiner und weniger. Gute Fische unter den rund 20 gefangenen waren dazu Mangelware, der beste war noch dieser Emperor Snapper (Sorry für das Wasser auf der Linse), und die Pickhandle Barracudas stahlen rund ein Dutzend Jigs. 

Zurück am Popperspot zeigte sich, dass der leichte südöstliche Wind die Algensuppe auch bereits dorthin und weit in den den La Digue Channel gedrückt hatte. Ergo hab ich es gar nicht erst versucht, sondern bin ziemlich bedrückt gleich heimgefahren. An dem Tag war Greg mit einem Gast westlich von Praslin zum Poppern unterwegs, aber auch dort gab es dreckiges Wasser und keinen GT. Nur Trolling in teils weit entfernten Bereichen klaren Wassers funktionierte mit den üblichen bunten Tüten und auch dem einen oder anderen Segelfisch wie von Bertrand auf Lazio.  Ausser Fliegenfischen, und das aufgrund des zunehmenden Südost sonst überall treibenden Seegrases auch nur in der mässig trüben Hausbucht vor meiner Bude, ging also für mich erstmal nichts. Diese beschränkte Option allerdings entfaltete sich mächtig. Schon am Morgen des 17. fing ich vor dem Hotel am Ende der Bucht zwar nur ein paar kleine Grossaugenmakrelen, sah aber gute Fische in Form von einigen ordentlichen Permits, einem grossen Queenfish und wie mir schien Yellowtail Trevallies. Tags drauf traf ich dort auf Steve aus England, der mal eben seine komplette Fliegenschnur samt reichlich Backing an etwas offensichtlich Grosses verloren hatte. Also hab ich ihm eben via Andre eine neue organisiert, bin ins Wasser, und hakte einen aus einer Gruppe zweifelsfrei indentifizierter Queenfish. Nach einer Flucht von guten 150m, aufgrund des Multicolor-Backings gut ablesbar, kam zu meiner Überraschung dieser fette Bonito lammfromm bei. Und das in knietiefem Wasser.

Da es stark zu regnen begann trollte ich mich heimwärts, machte aber aber an einem Fleck noch ein paar Würfe, und fing dort neben einem halben Dutzend GTs bis 1,5kg diesen Adlerrochen. Vor dem langen Schwanz galt es Respekt zu haben, also wurde der Fuss darauf gestellt, der wunderschöne Fisch ganz vorsichtig abgehakt, und dann schnell weggehüpft. 

Am folgenden Morgen gesellte sich Andre dazu, aber es ging nicht viel. Nachmittags sah ich allerdings von meiner Veranda aus dass die ganze Bucht voller kleiner Fische war, die auch ordentlich Druck bekamen. Bin also nur mit der Fliegenrute in der Hand und der GoPro auf dem Kopf auf den darunter liegenden Felsen geklettert, und hab ein paar Mal geschlenzt, denn für echte Würfe ist dort kein Raum. Das reichte aber, der Biss kam schnell, und nach rund 10min hatte ich endlich den ersten ordentlichen Queenfish auf Fliege in der Hand. Tolles Gefühl.

Die ganze Aktion inklusive Biss und einigen Sprüngen ist Dank der allerdings reichlich schräg auf dem Schädel hängenden GoPro ist hier auf facebook zu sehen. Am nächsten Tag, das war der 21., gesellte sich Andre erneut dazu, und es lief famos. Zur Eröffnung gab es morgens zunächst mal einen weiteren Bonito. Andre legte einen Queenfish nach, ich ebenso, und Steve am Hotel meldete einen sowie einen Bonito. Auch ein neuer Spinnfischer hatte einen Queenfish.

Dazu gab es jede Menge der kleineren Trevallies, zumeist GTs, Trompeten- und Needlefische, einen netten Permit und zu meiner besonderen Freude gleich ein halbes Dutzend Oxeye Tarpons, auf die ich schon lange scharf war. Kleine Fische um 1,5kg zugegeben, aber Tarpon ist Tarpon. Zumindest für den Anfang, aber so etwas muss irgendwann mal in gross her, denn die Sprünge sind wirklich extrem spektakulär. 

Am nächsten Tag waren Andre und ich logischerweise wieder am Start, mussten aber mit kleinen Fischen vorliebnehmen, und zuschauen, wie Steve, der Spinnfischer Pierre, sowie frisch eingetroffen Fliegenfischer Charles nur 150m weiter Richtung Hotel richtig abräumten. Neben einem weiteren Queenfish föderten die drei eine ganze Serie teils wirklich schöner Yelowspotted Trevallies bis 9kg zu Tage. Das kleine Stück zu uns wollten die offenbar nicht kommen, das nagte bisschen, aber trotzdem Glückwunsch an die drei Sportkameraden, die sich im vollkommenen Anglerparadies angekommen fühlten.

Tags drauf, die Köderfischschwärem waren bereits deutlich dezimiert, ging es natürlich weiter, aber war eher mau. Morgens kam nur Kleinkram herum, abends verlor Andre einen Guten durch aufgebogenen Haken, und ich erntete diesen Threadfin.

Auch Richtung Hotel ging auf Fliege nichts, der Spinnfischer Pierre mit seinem vielfach grösseren Wurfradius und lärmigen Ködern hingegen räumte nochmals Trevallies ab. Am nächsten Morgen nicht zu fischen war wohl ein Fehler, denn Charles hatte einen Queen und Pierre nochmals einen fetten Trevally. Nachmittags hingegen erwischte Andre zwei Bonitos und einen normalgrossen Tarpon.

Mir stieg ein etwas besserer Tarpon aus, dafür konnte ich aber noch einen Queenfish verbuchen. Die beiden anderen am Hotel hingegen hatten keinen Biss. Die Aktivität verschob sich also kleinflächig immer wieder, und an dem Abend waren von den vormals sicherlich Zehntausenden kleinen Makrelen nur noch winzige Trupps grösstenteils angebissener Fischchen zu sehen. Die sahen sich wirklich in diesen Tagen einem totalen Massaker ausgesetzt, und im nächsten Leben möchte ich bitte nicht so ein Tierchen sein, sonst wird das wohl ein kurzes Dasein.

Am 25. war mir nach etwas Abwechselung und idealerweise einem GT. Selbiger liess sich prompt morgens raisen, aber schepperte leider zwei Mal daneben. War wirklich verbissen und habe bis Mittag nur die dicken Prügel eingesetzt, aber es passierte lange nichts mehr bis dann doch dieser schöne Bluefin Trevally einstieg.

Wollte es dann zum Nachmittag hin nochmals mit vollem Einsatz probieren, aber bei der Session flog nach kurzer Zeit eine Rutenringeinlage raus, also war ich aus dem Rennen. Zuvor brachten zwei Stunden leichtes Jigging einige Küchenfische sowie zur Abrundung diesen feisten Golden Trevally, dem ich sogar mit dem Boot hinterhersetzen musste. Insofern alles in allem eine nette Tour, und das Beste war das überall kristallklare Wasser - keine Spur von Algen.

Am Abend meldeten sich Greg und Mervin, die beide am Drop gewesen waren. Letzterer hatte vernünftiges Jigging und Grundfischen, dazu einen grossen Tun um 60kg auf Popper nach langer Flucht verloren. Trolling zwischendurch produzierte wie auch bei Greg kleinere Gamefish, auch letzterer jiggte nett Amberjacks und die üblichen weiteren Verdächtigen mit dem Gast. Obendrauf hakten sie kurz vor Heimfahrt einen Marlin von etwa 100kg auf Jig, der diesen aber im Sprung abschüttelte. Wirklich sonderbar wie oft das nun in den vergangenen Wochen passiert ist. Und ebenso dass die Hundezahntune sich parallel dazu so rar machen. Ausgestorben sind sie aber nicht wie dieses Exemplar von über 50kg, gefangen auf Slow Pitch und releast vom Team 9G, beweist.

In den Tagen danach war das Wetter wirklich übel mit Südost um 14 Knoten, immer wieder unterbrochen von Starkregenfronten mit Böen über 20 Knoten aus allen möglichen Richtungen. Da jagt man keinen Hund vor die Tür. Seit gestern hat es sich wieder beruhigt, aber die Kleinfische in der Bucht sind offenbar alle vertilgt worden. Damit kam bei ein paar Mal eingeschobenen Versuchen mit der Fliegenrute prompt auch nur noch der gängige Kram wie Trompeten- und Garfische, kleine GTs und auch nochmals ein Permit herum. Schade, wäre auch zu schön gewesen wenn die geniale Fischerei der Vorwoche auf Dauer angehalten hätte. Davon wird es wohl auch noch ein Video geben, aber das war diese Woche neben dem Tuna-Clip und diesem Bericht nicht mehr zu schaffen. 

 

Die früheren Berichte finden sich im Archiv.

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