Lebendig wurde die Angelei hier erst zum Monatsende, aber gleich am 02. gab es zumindest etwas zu feiern, und zwar die erste Charter seit März. Bis in die Haarspitzen motiviert stachen also Sandro, Anil und meine Wenigkeit mit den Gästen Robert, Romana und Timo aus Österrreich auf Frenzy in See. Geplant war ein Tag Trolling und leichteres Jigging auf dem Plateau. Auch Mervin wollte sich das nicht entgehen lassen, geballtere Kompetenz konnte man also nicht an Bord haben. Allerdings müssen natürlich auch die Fische und das Wetter mitspielen, aber dem war leider nicht so. Die Bissfrequenz beim Schleppen war erstaunlich schwach, und Timo hatte mit der See von Beginn an zu kämpfen. Trotzdem bekam er den abgesehen von Bonitos einzig vernünftigen Fisch in Form eines Wahoos erfolgreich aus dem Wasser.
Das Jigging verlief deutlich lebhafter, allerdings sorgte das in ordentlich Welle dümpelnde Boot für noch mehr Magenaufruhr bei Timo und letztendlich auch Robert, so dass wir es nicht allzu lange betrieben. Neben den kleineren Fischen konnten sich jedoch beide über jeweils einen richtig schönen Fang in Form eines Emperor Snappers und eines Whiteblotched Groupers freuen. Wieder schleppend beruhigten sich die Mägen zumindest etwas, und auch die Bissfrequenz nahm ein wenig zu. Allerdings waren die Fische weiter irgendwie zögerlich, so dass neben weiteren Bonitos und einem kapitalen Aussteiger nach einem langen Run nur noch ein Tun hängen blieb. Eine fette Schlechtwetterfront gab der Sache dann den Rest, so dass wir letzten Endes gute 2 Stunden eher als geplant gen Praslin zurück karriolten.
Das hatten wir uns unter so ziemlich allen Aspekten anders gewünscht, gerade zum allerersten Trip nach der langen Coronapause, aber was will man machen?
Immerhin konnten die Gäste ein paar Tage später ab Mahe bei deutlich freundlicherem Wetter nochmals raus, und ein wenig nachlegen. Danach war erstmal länger Sendepause, weitere Charters gab es nicht, und ich wartete auf meine neuen Trimm-Motoren. Selbige brauchten 5 Tage von irgendwo hinter der Chinesischen Mauer bis nach Mahe, und dann unter allen möglichen Ausreden nochmals satte 9 Tage für den Katzensprung nach Praslin. So viel zu DHL
Express vor Ort. Am 12. ging der Kahn dann endlich auf die Werft zum Einbau, genereller Motorenwartung sowie meinerseits erledigter Rumpfsäuberung samt frischen Antifoulingauftrags. Zwischenzeitlich fischte hier nur Vahur aus Estland mit der Fliege. Leider sahen wir uns bloss ein Mal, aber hielten stetigen Kontakt, und da er an zwei Orten temporäre Baitballs fand, kamen auch einige schöne Fänge herum. Hier ein paar davon.
Am 14. dann holte ich den Kahn aus Baie St. Anne heim, und popperte an ein paar Spots entlang des Weges durchaus ausdauernd. Der erhoffte GT zeigte sich aber nur ein Mal, um mir einen der kleinen Hundezahntune, der sich irgendwie am viel zu grossen Stickbait aufgehängt hatte, direkt unter dem Boot vom Haken zu stehlen. Als Fang stand am langen Ende nur dieser zumindest recht fette Yellowspotted Trevally zu Buche.
Das Boot nach Hause zu holen erwies sich als Fehler, denn prompt setzten phasenweise doch recht heftige nördliche Winde ein, und dazu immer heftiger die hier Rad Mare genannte, südgehende Unterströmung. Das brachte hier zunehmend grosse Wellen, und unter zunehmender Sorge riss der Kahn alle paar Sekunden hart an den Seilen. Es sah schon beinahe so aus, als sollte der Rest des Monats anglerisch in die Binsen gehen, aber dann kam doch noch zusehends Leben in die Charterseite. Zunächst auf einer Tour zum Drop mit Noel aus der Schweiz, wiederum auf Frenzy mit Sandro und auch Mervin. Nach mehr als einem halben Jahr ging es also endlich mal wieder dort hinaus, und alle waren natürlich heiss ohne Ende, aber wieder drehten uns die Fische weitgehend eine lange Nase. Die erhofften Tune waren den ganzen Tag überhaupt nicht zu fangen oder auch nur zu sehen, alle angefahrenen Vogeltrupps erwiesen sich als unproduktiv. Und die Jiggerei verlief ebenfalls sehr zäh, mehr als ein halbes Dutzend nicht allzu grosser Amberjacks und einige sonstige Fische wie Grouper waren trotz aller Bemühungen nicht zu überzeugen.
Kurz danach wurden die Fische dort draussen allerdings deutlich munterer. Sandro hatte zwei italienische Chartergäste, die einige Tage fischen wollten. Schon am Abend des 19. nach der ersten Ausfahrt waren diesmal nicht die Gesichter, sondern die Arme lang, denn die Jiggerei lief erheblich besser, und auch das Poppern brachte richtig satt Fisch. Zwar zeigten sich die Tune immer noch nicht, aber ein ganzer Trupp zeitweilig bootstreuer Dorados, einige Wahoos und obendrauf ein süsser, kleiner Sailfish machten das locker wett. Einfach mal durch`s Album klicken.
Am 20. ging es nochmals einen halben Tag mit Noel hinaus, diesmal zum GT-Popping mit Mervin auf Divinity. Die Aktivität war gut, aber mehr Pech als der ausgesprochen nette Kerl, der am Ende noch einen halben Rucksack feinste Schweizer Schokolade an uns verteilte, kann man wirklich nicht haben. Von 7 geraisten, grossen GTs wurden 3 gehakt. Zwei wurden den Köder jeweils nach ein paar Sekunden los, und der Letzte schaffte dies direkt am Boot mit wildem Kopfschütteln wie ein Hecht. Das machen die sonst nie, und schon am Vorfach gehalten flog uns der Popper um die Ohren. Damit gilt der tolle Fisch von etwa 35kg zwar nach IGFA-Regeln als gefangen und releast, aber Noel hätte ihn sicher gern mal kurz im Arm gehabt. Tatsächlich temporär in`s Boot kamen somit nur ein kleines Exemplar und ein Hai.
Eine kurze Sequenz des abgehenden GTs findet sich am Anfang des Monatsvideos hier. Zeitgleich war Sandro mit seinen Italienern wieder am Drop, und räumte ordentlich ab. Die Gelbflossentune waren endlich am Start, wenn auch noch sehr scheu, aber einer liess sich erwerfen. Nebenher lief das Jigging ausserordentlich gut, und neben den üblichen sonstigen Verdächtigen kamen satte 16 Hundezahntune zum Vorschein.
Wiederum zwei Tage später liessen sich die Doggies zwar nicht blicken, aber bei 14 zweistellige Amberjacks bis 25kg unter den üblichen Jiggingfängen, und dazu werfend zwei Gelbflossentunen sowie einem weiteren Segelfisch machte das natürlich gar nichts.
Am 23. wollte ich mit Julian, der zwischen seinen geschäftlichen Terminen wie eigentlich immer etwas Zeit zum gemeinsamen Angeln einbauen konnte, eigentlich nach Westen zum Poppern auf GTs und ein wenig Fliegenfischen raus. Allerdings hat das Boot die erwähnte Tortur offenbar nicht gut überstanden, vermutlich hat es nun den Startermotor der Steuerbordmaschine gehimmelt. Also krauchten wir mit dem anderen Motor lediglich Praslins Küste nach Baie St. Anne entlang, das Dredging mit überbeschwerten Fliegen brachte aber zumindest ein paar Fänge in Form von Jobfish, Bigeye- und Bluefin Trevallies sowie diesem Grouper.
Kein Riesenfisch, aber doch insofern besonders, als es wohl die Babyversion jener Art ist, die über zwei Meter Länge und mehrere Hundert Kilo Gewicht erreichen kann. Mit besten Wünschen für schnelles Wachstum und ein langes Leben wurde das Kerlchen natürlich wieder zurückgesetzt. Beim Topwaterangeln zeigte sich nichts, aber die Werferei sowie meine Informationen zur Angelei der letzten Tage am Drop veranlassten den sonst fast ausschliesslich mit der Fliege fischenden Julian, da auch mal hin zu wollen. Also schnell noch auf dem Wasser für den Folgetag einen Trip mit Mervin organisiert, und am nächsten Morgen knüppelten wir drei sowie Julians Kollegin Francesca und Bootcrew Steven die 30 Seemeilen raus an die Kante. Das Jigging funktionierte sofort mit zwar nicht riesigen, aber ordentlichen Fischen in richtig guter Frequenz. Zwischendurch kamen auch immer wieder die Tune hoch. In den Stunden vor Mittag waren sie zwar heikel, und tauchten bei Annäherung fast immer ab, aber morgens und nachmittags kamen wir gut ran und hatten jede Menge der lang vermissten Action.
Zwischendurch wurde immer wieder erfolgreich gejiggt, und am langen Ende standen neben 11 auf Oberflächenköder erworfenen Tunen mindestens 15 Amberjacks sowie eine ungezählte Menge anderer Jiggingfische zu Buche. Netterweise liess Julian mich mit ihm fischen, und obwohl die Videokamera Priorität hatte, konnte ich auch ein paar Drills so richtig geniessen. Ganz herzlichen Dank dafür!
Hab ja in den Jahren hier anglerisch schon so einiges erlebt, aber ganz zum Ende hin passierte dann noch etwas absolut Aussergewöhnliches. Mervin dachte während eines Drill, dass irgendetwas seinen Tun fressen wolle, aber letzten Endes hatte er gleich zwei am Band. Wie das passieren konnte, und wie es ausging ist natürlich auch im Video zu sehen. Die 10 Minuten mit einigen Livebissen und springenden Tunen sind bestimmt unterhaltsam, also nicht verpassen! Insgesamt war das ein Klassetag für alle an Bord – nicht nur für uns, wie wir bei Rückkehr erfuhren. Sandro war nämlich zwischenzeitlich mit den Italienern auf dem Plateau zum Poppern unterwegs. Das funktionierte auch prächtig mit einem fetten Bluefin Trevally sowie zwei überdurchschnittlich grossen GTs. Und einen Jobfish zum Abendessen gab es noch dazu.
Dank der Charters war also zumindest die zweite Monatshälfte endlich mal wieder so, wie es hier eigentlich sein soll, und wir haben es glaube ich alle sehr genossen. Wirklich leid tut es mir allerdings immer noch für Noel, der hoffentlich irgendwann nochmal wieder kommt, und dem dann bitte nicht wieder das Pech an den Füssen klebt. Mal gucken wie es jetzt weitergeht. Wahrscheinlich eher wieder ruhig, denn im Laufe des Monats sind die hiesigen Einreiseregeln für die meisten wesentlichen Herkunftsländer der Touristen wieder verschärft worden, da dort das dämliche Virus erneut massiv wütet. Insofern und wie eigentlich immer in den letzten Monaten: Passt auf Euch auf und bleibt gesund!
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.