Am Donnerstag, dem 24. bin ich nochmal mit meinen Freunden raus. Ziel war, auch für Charly noch einen Sail zu erwischen, und so wurde das zuletzt ja so zuverlässige Revier hinter den Sisters erneut angesteuert. Dass der Zielfisch bereits nach einer Stunde pflichtschuldigst einstieg, war natürlich ideal. Diesmal hatte ich auch den Tagstick parat, aber er kam leider nicht zum Einsatz: Der Sail hatte sich im Drill in die Leine gewickelt, und kam Schwanz voran und somit ertrunken zum Boot, so dass wir ihn mitnehmen mussten. Aber immerhin hatten nun beide ihren Segelfisch gefangen, und so machte es gar nichts, dass neben einigen Bonitos ausser einem kleineren Dorado und einem ebenfalls ausbaufähigen Tun diesmal nichts weiter beissen wollte.
Alles in allem ist die Angelei mit den Jungs top gelaufen. Klar, es kann immer noch besser gehen: Ein dicker Doggie wär recht gewesen, zum Drop Off wollten wir ja eigentlich auch noch usw. Aber es taugte schon. Gerade auch, da sich mein Lauf für Sails netterweise fortsetzte. Die letzten 8 Touren brachten insgesamt 9 Stück, und dazu 2 versemmelte. Diese komischerweise je auf den beiden Nord-Trips. Wenn ich nur die 6 Tage hinter den Sisters betrachte, liegt der Schnitt für diesen Platz also bei 1,5. Damit bin ich sehr zufrieden. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass derzeit der östliche Bereich für die Sails besser ist, aber die grössere Zahl der kleineren Gamefische scheint im Norden zu stehen. In jedem Fall ist die Angelei unterhaltsam, und fast alles ist derzeit am Start. Lediglich Marlin macht sich rar. Dass beim Turnier keiner gefangen oder auch nur gesehen wurde, ist schon ungewöhnlich. Und auch sonst hörte man kaum etwas. Lediglich Charly (nicht mein Kumpel, sondern der hiesige Skipper von Squalo Uno) hat diesen Monat einen verloren, und ist dabei offenbar gespoolt worden. Allerdings kamen aus Mahe in den letzten Tagen vermehrt Meldungen über Sichtungen und einige Hook-Ups. Ein Fisch von 120kg wurde auch gelandet. Vielleicht läuft es mit den Marlinen ja dieses Jahr, wie zuletzt mit den Sails: Erst tauchten sie um Mahe herum auf, und zogen dann hier rüber. Ich hätte nichts dagegen, wenn sie ab Mitte November hier wären, denn dann bin ich gerade wieder aus Kenya zurück. Dort liegt die Deutsche Meisterschaft an, und morgen muss ich hier abreisen.
Die letzten paar Tage war aufgrund der Erstellung dieses ja doch recht umfangreichen Einrags für mich an Angeln nicht zu denken, denn die englische Version und der Newsletter in beiden Sprachen fallen ja auch nicht vom Himmel. Ausserdem musste das Video mit den Events dieses Monats noch an den Start. Das ist es nun, siehe hier.
Zu sehen gibt es diesmal neben einer kleinen Sequenz aus dem Hafen von La Digue beim Warten auf unser Wiegen auch die Sails samt ein paar Beifängen mit meinem Kumpels sowie den gigantischen Wahoo-Sprung. Viel Spass beim Anschauen!
Ausserdem hab ich nebenbei versucht, weitere möglicherweise durchgerutschte Fangmeldungen einzuholen. Dabei stellte sich noch Folgendes heraus: Greg hatte vergangene Woche zwei "halbe Tage" auf Princess Praslin und fing jeweils ein paar Wahoos und Gelbflossentune. Auch erzählte er mir, dass Edwin 2 Sails verloren habe. Ich weiss allerdings nicht, mit welchem seiner Boote er unterwegs war. Ausserdem traf ich mich mit einer Gruppe von je 2 Österreichern und Deutschen, die in den vergangenen 2 Wochen fast durchgehend mit Mervin (Divinity) gefischt hatten. Beim poppern hatten sie direkt am ersten Tag 2 schöne GTs von 37 & 40kg, aber danach wurde das Thema zäh: Immer weniger Fische kamen hoch, kaum Hook-Ups, und wenn, dann endete es mit Abriss - trotz passenden Tackles. Ausserdem ist diese Fischerei extrem anstrengend, und so litt man teilweise ein wenig.
Da beide Fische klasse sind, sollen sie auch beide gezeigt werden:
Zwei Touren zum Drop hatten sie ebenfalls eingestreut, zum schleppen und jiggen. Letzteres lief ganz gut, ich sah einige Fotos von u.a. einem Doggie um die 20kg und ganz ordentlichen Amberjacks. Die erste Trollingtour brachte neben Wahoos und Gelbflossentunen auch noch 2 Sails von 25 & 37kg. Die Zweite vor ein paar Tagen war hingegen wohl vergleichsweise mau. Mervin führt die abnehmende Aktivität auf die zuletzt stark gestiegene Wassertemperatur zurück, die nun bereits 29 Grad beträgt. Ins Bild passt da, dass Christian vorgestern an einem ganzen Tag nur einen Sail verlor, sonst jedoch weiter gar keine Aktivität verzeichnen konnte. Und Martin, der nach einem Monat Absenz wieder im Lande ist, und mit seiner kleineren Makaira draussen war, schaute abgesehen von zwei verpassten Sails und einem einzigen Bonito auch in die Röhre. Aber es scheint sich nur um eine kurze Beisspause gehandelt zu haben: Mervins Truppe war heute nochmal unterwegs. Beim kurzen Trolling gab es Wahoo und Rainbow Runner. Hauptthema war aber jigging, und das lief gut. Neben allerlei Anderem wie Amberjacks und Yellowspotted Trevallies fingen sie 8 Doggies bis an die 40kg.
Das war`s dann auch endgültig für diesen Monat. Sollte aber reichen, um zu vermitteln, dass wir hier abgesehen von ein paar Tagen eine wirklich ansprechende Angelei erleben durften. Morgen geht´s dann also für 10 Tage rüber nach Malindi. Hoffentlich beisst´s dort genauso gut wie hier.
In den Tagen nach dem Turnier war es anglerisch erstmal ziemlich ruhig - zumindest für die Meisten. Greg (Princess Praslin) war am 15. mit Gästen draussen, aber die konnten wohl nicht wirklich angeln. Ein Wahoo und 12 Bonitos sind ja sicher unterhaltsam, aber Greg beklagte zahlreiche Fischverluste, da die Leute ständig Slack liessen. Für Christian lief es hingegen im Norden besser, denn neben Tunen, Wahoos und Dorados fingen seine Gäste auch noch einen Sail. Ich selbst bekam am Vortag Besuch aus Deutschland von zwei Angelfreunden seit Kindertagen, und die liefen natürlich schon beim Blick von der Veranda heiss. Also haben wir gleich an ebendiesem Tag erstmal eine zweistündige Orientierungs- und Bootsgewöhnungsfahrt die Küste entlang eingelegt, bei der natürlich zwei kleinere Wobbler an Spinnruten geschleppt werden mussten. Frank fing nach ein paar Minuten gleich einen zwar kleinen, aber wunderschönen Grouper.
Wenig später legte Charly erst einen küchengeeigneten Green Jobfish, und anschliessend einen sehr vorzeigbaren Yellowspotted Trevally nach. Da beide kurz darauf noch je einen Pickhandle Barracuda landen konnten, waren sie es erstmal zufrieden. Am Folgetag war es für Trolling mit den beiden relativen Anfängern in dieser Angelei etwas zu rauh, und so ging es stattdessen zum kleinen Grundangeln an den Ausgang der Bucht. Dabei kam zwar nur etwas Kleinkram ins Boot, aber der Leopardenhai von ca. 1,50m, der eine Montage bis an die Oberfläche verfolgte, hat sie doch beeindruckt. Zumindest so weit, dass der vorher diskutierte Gedanke, sich mal eben im Meer abzukühlen, umgehend vom Tisch war ...
Am Freitag, dem 18. sollte es dann aber bei akzeptablen 11 Knoten Wind endlich ernsthaft zur Sache gehen. Ted war eingeplant, musste aber berufsbedingt leider kurzfristig absagen. Also sind wir ohne ihn raus. Da ich folglich von skippern über riggen, auslegen, wiring bis zum gaffen alles allein machen musste, war ich nicht unglücklich, dass wir keine allzu wilde Beisserei erlebten. Meine beiden Freunde haben zwar schon ein paar Big Game Ausfahrten gemacht, aber halt nur als Chartergäste, die ja lediglich drillen. Das bekamen sie aber gut hin. Frühzeitig biss auf einen grösseren Lure mit Strip ein Sail, den Frank dann auch sicher ans Boot brachte. Wir nahmen ihn kurz rein, machten ein paar Bilder, und dann wurde er releast. Danach fiel mir ein, was ich vergessen hatte: Ihn zu taggen! Egal, mein persönliches Ziel für die Jungs war bereits erreicht.
Eine gute Stunde später stieg auf Wobbler ein mittlerer Wahoo ein, aber kurz bevor ich das Vorfach greifen wollte, einfach wieder aus. Wirklich Aktivität fanden wir erst ein ganzes Stück weiter draussen, und zwar in Form von Dorados. Dem vorher bereits erfolgreichen blau-weissen Ilander mit frischem Strip konnte der Bulle der Bande nicht widerstehen, und so kam auch Charly zum Zuge.
Wir zwei wären gern noch dort geblieben, aber Frank war die Situation nicht geheuer, so weit draussen, und ohne anderes Boot in Sicht. Also sind wir wieder näher an die Inseln, wo sich aber prompt ausser ein paar Bonitos nichts mehr tat. Trotzdem waren wir mit den beiden guten Fischen sehr zufrieden, und das Filmmaterial schaut auch ganz passabel aus.
2 Tage später, am Sonntag dem 20., wollte ich eigentlich mit den Beiden zum Drop Off, aber Frank meinte, das macht er nicht mit. Also Planänderung: Anfangen am westlichsten der gängigen Nordspots, und dann langsam weiter nach Norden vortasten. Am Startpunkt kamen zeitig ein Tun und ein Wahoo bei, aber rund 2SM weiter ging es dann richtig gut ab mit Tunen, Wahoos und grossen Bonitos. Wir hatten etliche Doppel- und sogar einen Vierfachstrike. Zum Glück hatte sich Charly mittlerweile eingefuchst, und ging mir gut zur Hand. Spektakulär war ein Wahoo, der sich nach dem Biss mehrere Meter hoch in die Luft schraubte.
Die Wahoos waren generell gut drauf, und auch ziemlich feiste Burschen bis geschätzt 18kg. Nach einer Weile war meine relativ kleine Fischbox schon fast voll, und wir sind weiter hoch nach Norden. Nächstes Ziel waren zwei Erhebungen rund 10SM vom Drop, an denen sich häufig auch dicke Doggies aufhalten. Leider sind die beiden Flachstellen keineswegs da, wo mein Navionics Gold Chart sie anzeigt. Wir suchten eine Weile, kassierten dabei einen kapitalen Fehlbiss, und fingen wenig später einen Green Jobfish, der wohl an der 10kg-Marke gekratzt haben müsste. Da wir weder weitere Bisse bekamen, noch die beiden Unterwassergipfel finden konnten, sind wir dann nicht mehr allzu lange dort geblieben. Auf dem Rückweg kamen noch ein Wahoo und einige weitere Tune dazu. Kurz vor Lines Out gab es dann nochmal einen kurzen, harten Biss auf Wobbler, aber der Fisch hing nicht. Ich sah, dass die Bremse der Rolle nicht auf Strike stand, sondern halb offen war. Im selben Moment tauchte ein Sail am kurz dahinter laufenden Lure auf, aber beissen wollte er nicht mehr. Ärgerlich für Charly, denn er hatte die fragliche Rute kurz zuvor bedient, und der Sail wäre seiner gewesen. Ich muss einfach noch besser aufpassen. Mit diesem Fisch obendrauf wäre es ein ziemlich perfekter Tag gewesen, aber auch mit dem zweistelligen Tunfang, einem halben Dutzend Wahoos und dem dicken Job gab es nichts zu meckern - zumindest bis es ans Ausnehmen ging ...
Christian hatte, wie ich tags drauf von ihm erfuhr, zeitgleich mit uns ebenfalls dort oben gefischt, allerding Bottom. Das war sehr erfolgreich, und brachte ihm neben allerlei Anderem einige schöne Exemplare der hier so heiss begehrten Emperor Snapper.
Nochmal einen Tag später, am 21. wollte ich mit Charly dann auch mal raus zum zünftigen Grundangeln, aber es war an diesem Tag viel zu windig. Mit dem Ziel, irgendwo im Noden Praslins im Windschutz ein wenig herum zu angeln, schleppte er dann einen Wobbler an seiner Spinnrute. Nicht weit von Curieuse gab es einen heftigen Biss, und obwohl er die Bremse immer weiter schloss, zog der Fisch unbeeindruckt ab, bis plötzlich die geflochtene Hauptschnur durch war. Da ich die Bremse eingestellt hatte, gehe ich davon aus, dass der Fisch so um die 10kg gehabt haben muss, und es sich wahrscheinlich um einen grösseren Bluefin Trevally oder einen kleineren GT gehandelt hat. Die wollen nach dem Biss zurück in ihr "Häuschen" in den Felsen, und diesen hält Geflecht nicht stand. Zum Grundfischen blieben wir zwangsläufig dicht unter Land, und mittags mit einsetzender Flut begann es dann auch zu beissen. Am Ende hatten wir so um die 40 kleinere Fische bis 2kg und eine recht beeindruckende Artensammlung gefangen, unter anderem Snapper, Job, Grouper, lustige Barben in lila-gelb und einen der hochgiftigen Fugu, siehe hier:
Gestern war es immer noch ziemlich rauh, aber Christian vermeldete einen weiteren Sail von über 30kg und etwas Beifang.
Uns war es hingegen zu rauh, und so blieben wir an Land. Vielleicht hätten wir doch rausfahren sollen?
So langsam scheint sich der Südostpassat zur Ruhe begeben zu wollen. Zumindest hatten wir schon einige deutlich ruhigere Tage - höchst willkommen. Leider konnte ich selbst aufgrund nicht angelnden Familienbesuchs zunächst nicht teilhaben, und war auch hinsichtlich der Nachrichtenlage möglicherweise nicht ganz auf der Höhe. Christian (Djab Lavwal) war am 02. für einen "halben Tag" draussen, und verbuchte neben ein paar Wahoos und grossen Bonitos auch einige gössere Dorados. Zwei Tage später fischte er dann einen ganzen Tag und konnte neben den genannten Arten noch eine Handvoll Gelbflossentune sowie einen Sail landen. Angelkumpel Carlos war am 07. für seinen Boss mit Gästen fischen, und meldete gleich 2 Sails nebst bisschen Beifang.
Das sah alles sehr vielversprechend aus für das am 11. terminierte Turnier von La Digue. Umso mehr, als sich in den Tagen davor, als alle mit den entsprechenden Vorbereitungen beschäftigt waren, das Wetter optimal und ruhig präsentierte. Das Turnier selbst ist das Grösste auf den Seychellen, und sowohl Trolling als auch Grundangeln sind traditionell Teil der Veranstaltung. Zum 10-jährigen Jubiläum wurde die Angelzeit auf satte 22 Stunden (!!) verlängert - von Freitag, 17:00 bis Samstag, 15:00. Das geht natürlich in Ordnung für die Jungs auf ihren grossen Booten mit entsprechender Treibstoffkapazität und Annehmlichkeiten wie Kajüte und Toilette. Mir Kleinbootfahrer war hingegen nicht ganz wohl. Und das umso weniger, als ich offenbar als Einziger im Grossraumsegelwetterbericht den fiesen Windkeil wahrgenommen hatte, der sich ausgerechnet in dieser Nacht über unser Gebiet schieben sollte. Ein paar darauf angesprochene, erfahrene Skipper meinten hingegen nur "Mach Dir keine Gedanken, es bleibt bei Ententeich", als wir Freitag Mittag auf dem bereits wie ein Wespennest brummenden La Digue eintrafen, und die teilnehmenden Boote sich im winzigen Hafen drängten.
Nach dem Skipper`s Briefing also noch schnell Eis und Naturköder für´s nächtliche Grundangeln vom Mutterschiff gefasst, sicherheitshalber den für die kurze Überfahrt verbrauchten Sprit nachgetankt, die Motoren angeworfen, und kurz vor 17:00 Uhr dümpelten wir - d.h. Carlos, Ted und ich - dann auf den Startschuss wartend in vorderster Reihe der insgesamt 25 Boote. Das war nicht so smart, denn als das Signal kam, und die dicken Pötte bis 20m die Hebel auf den Tisch legten, waren wir mitten in den üblen Heckwellen, und froh, dass wir da heil raus kamen. Die meisten Boote knüppelten gleich mit Vollgas Richtung östlichem und nördlichem Drop Off, aber das war für uns mangels Treibstoffkapazität nicht drin. Mit 325 Litern, Eis, Bait, Tackle usw. lagen wir schon so tief im Wasser, dass zusätzliche Kanister, die ohnehin auf dem kleinen Deck hätten untergebracht werden müssen, einfach nicht drin waren. Also haben wir nach rund 20min schneller Fahrt gleich hinter den Sister Islands mit dem Schleppen begonnen, um auf diese Weise in den knapp 1,5h vor Dunkelheit vielleicht schon bisschen `was für die Trollingwertung vorzulegen. Selbige war zwangsläufig unser Hauptaugenmerk, denn gegen die grossen Boote, ihre sehr ortskundigen Skipper und vielköpfige Besatzungen zum Handleinenfischen konnten wir beim Grundangeln eh nicht anstinken. Diese Crews kommen zumeist mit ein paar Hundert Kilo Grundfisch zurück, und bei optimalen Bedingungen auch mal mit einer Tonne. Bei so einer Zuladung wären wir schlicht abgesoffen. Strategie war also, bzw. musste sein: Um die Inseln fischen, soviel wie möglich schleppen, und vielleicht mit Glück beim Grundangeln den einen oder anderen Artengrössten erwischen.
Anfangs ging das alles auch sehr gut auf. Wir wollten unbedingt vor Dunkelheit schleppend einen bestimmten Spot erreichen, und als wir im letzten Licht dort ankamen, gab es auch gleich einen soliden Vierfachbiss: Ein Wahoo und drei Dorados erzeugten ziemliche Wuhling, aber wir bekamen alle ins Boot. Der eine Dorado war auch noch der Bulle, und wir hatten das Gefühl, dass der mit etwas Glück für den Artenpreis schon würde reichen können. Als es dunkel war, haben wir mit 2 Wobblern die Strecke zum ersten Grundangelspot geschleppt, und das brachte auch noch einen ordentlichen Wahoo. Dann allerdings kam der Wind - und das mit Macht. Anfangs konnten wir noch fischen, aber fingen nur einige Pickhandle Barracudas. Die Strecken zu den dann angefahrenen Spots liessen sich allerdings nur noch in langsamem Tempo zurück legen, und die Stellen waren auch noch fischleer. Als das Sonar irgendwann halbwegs Vielversprechendes anzeigte, mussten wir feststellen, dass sich das schlicht nicht mehr fischen liess. Wir trieben in dem mittlerweile wirklich starken Wind viel zu schnell ab, die Bleie kamen nicht mehr runter, und an ankern war nicht zu denken. Es kam driftend schon reichlich Wasser über, und der Kahn schaukelte so extrem, dass man bei einer Unaufmerksamkeit locker über Bord gegangen wäre. In schwärzester Nacht - mittlerweile goss es auch noch aus Kübeln - nicht zu empfehlen ...
Gegen Mitternacht dann also Kriegsrat: Weitermachen? Einstimmiger Beschluss: Sinnlos und zu gefährlich. Also irgendwo im Windschutz ankern, und morgens wieder angreifen. Bis wir unter Land waren und sicher lagen, dauerte es nochmals eine Stunde. Dann kauerten wir im Regen zu Dritt auf dem kleinen Deck im Sprit- und Fischgestank kaum hundert Meter vor - besonders perfid - einem der der schicken 5-Sterne-Hotels. An diese ganz spezielle Nacht werde ich mich sicher irgendwann als Tattergreis noch lebhaft erinnern.
Selbiges gilt auch für den folgenden Tag. Gegen 05:15 im ersten Licht haben wir erstmal den nächtens kollabierten Teleskop-Outrigger demontiert, wieder ausgezogen, und neu angebaut. Dann alles festgezurrt, und ab auf See. Dank Nordkurs ging das auch zunächst noch voll in Ordnung, und wir erwischten recht zügig einen kleinen Tun sowie einen weiteren Wahoo. Dann galt es allerdings, wieder Kurs gen La Digue zu nehmen - genau nach Südost gerade in den Wind, der mittlerweile mit 16-17 Knoten blies. Und die Böen waren natürlich stärker ...
Es zeigte sich recht schnell, dass der direkte Kurs nicht zu halten war. Hätte gern ein Bild von den Wasserwänden gezeigt, in die wir da hinein fuhren. Aber das war nicht zu machen. Das GoPro-Gehäuse zwecks Beschlagentfernung zu öffnen war bei der Menge Wasser, die wir alle paar Sekunden über bekamen, nicht möglich. Hab dann auch recht schnell den Kurs ein paar Striche gen Osten und auf den Fangpunkt des vorigen Abends geändert. Damit bekamen wir dann nur noch alle 30 Sekunden ein Vollbad, aber vor allem biss es auf der Strecke erstklassig. In konsequenter Folge kamen Tune und Wahoos rein, und wir haben malocht, wie die Ochsen. Carlos häkelte trotz der Bedingungen einen Stripbait nach dem Anderen, und jeder brachte nach kurzer Zeit einen Biss. Zu blöd, dass wir so gut wie keine Bonitos fingen, sonst wäre noch mehr drin gewesen. Irgendwann mussten wir in dieser Suppe auch noch die unter Deck gelagerten Kanister hervor holen, per Schlauch nachtanken, und die langsam volllaufenden Bootsrümpfe auspumpen, da das das ganze überkommende Wasser nicht vom Deck ablaufen konnte. Obendrauf stank es aus der Steuerungskonsole irgendwann auch mal nach schmorendem Plastik. Es war also wirklich Einiges geboten. Aber als wir mit dem allerletzten Stripbait eine halbe Stunde vor Lines Out tatsächlich noch einen Sail erwischten, war uns klar: Egal, was unser Fang wettbewerbsseitig letzten Endes auch wert sein würde, wir hatten Leistung gebracht.
Prima war, dass das auch im Hafen so gesehen wurde. Um 14:55 kamen wir als vorletztes Boot rein, und mussten so inmitten dieser grossen Boote eine ganze Weile auf unser Wiegen warten.
An der Pier war die Hölle los, hunderte von Leuten drängten sich, der neue Radiosender übertrug live mit DJs in Maximallautstärke und das TV war natürlich auch da.
Als wir endlich an das Schwimmponton zum Wiegen kamen, gab es eine Ansage: "Schaut Euch diese Typen in ihrer Nussschale an - 22 Stunden draussen in diesem Wetter!", und die Menge ging richtig ab - das war Gänsehaut pur und allein die ganze Plackerei wert.
Was wir dann letztendlich alles ausgeladen haben, weiss ich gar nicht mehr. Es war jedenfalls deutlich mehr, als irgendeiner bei unserem Anblick erwartet hätte, und der Sail brachte auch nochmal einen Extraapplaus. Hab dann schnell beim Wiegemeister unseren Zettel abgezeichnet, die Jungs haben mich auf der anderen Seite wieder eingesammelt, und während die meisten Boote auf La Digue blieben, ging es für uns rüber nach Praslin: Klar Schiff machen, die Burschen nach Hause bringen, und dann hab ich geschlafen, wie ein Toter.
Am nächsten Morgen sind wir - dann allerdings per Fähre - wieder rüber nach La Digue zur Siegerehrung. Das fand diesmal richtig edel in der La Digue Island Lodge statt, und war einfach nur Klasse. Ambiente, Essen und vor allem die Stimmung waren traumhaft. Eingebettet in allerlei unterhaltsames Programm gab es dann die ausgedehnten Ehrungen. Prämiert wurden die grössten Einzelfische der 9 Trolling- und 12 Grundfischarten. Mit Letzteren hatten wir natürlich gar nichts zu tun. Auch unser Sail war von vornherein zu mager. Hatte ihn an Bord auf 23-24kg geschätzt, die Waage war bei 24,4kg stehen geblieben, und der Grösste wog über 30kg. Auch unsere Tune und Wahoos kamen wie erwartet unter "ferner liefen" ein. Die einzige Hoffnung auf einen Artenpreis war also der Dorado, aber der stellte sich nur als Zweitgrösster heraus. Insofern klingelte es diesmal leider nicht in der Preisgeldklasse, und ich war etwas enttäuscht. Das legte sich aber schnell, als es zu den Gesamtkategorien kam, und unter Bester Trollingfang meine kleine Angel mit 164kg als Zweitplatzierte aufgerufen wurde - unglaublich! Da hatten wir doch tatsächlich diese ganzen Traumschiffe hinter uns gelassen, und wurden nur vom Top-Boot Special K, noch verstärkt durch Ali Al-Harazi aus Kenia, um 16kg geschlagen. Dass es uns so weit nach vorn gespült hat, war natürlich nur möglich, da einerseits kein einziger Marlin gefangen wurde (sehr ungewöhnlich) und wir andererseits die Tageslichtzeit voll zum Trolling genutzt hatten. Das war uns aber völlig egal. Muss allerdings zugeben, dass ich trotzdem irgendwo ein bisschen dieser wahrscheinlich einmaligen Chance nachgetrauert habe, den ganz grossen Wurf zu landen: Carlos hatte noch einen dicken Tun dran, aber irgendwas (wahrscheinlich ein Wahoo) war auf den Wirbel geknallt, und hatte die Schnur durchgebissen. Mit dem hätte es vielleicht gereicht, aber bei der zweiten Teilnahme gleich voll abzuräumen wäre auch des Guten zuviel gewesen. Passt schon, wir waren letztendlich mehr als zufrieden.
Zur Vervollständigung des Turnierreports noch die restlichen Sieger: Den besten Grundfischfang brachte Paola mit 371kg ans Dock, und den grössten Gesamtfang (aus Grundangeln und Trolling) erzielte Island Star mit über 400kg. Insgesamt wurden über 3 Tonnen Fisch gefangen, und der entsprechende Erlös - der gesamte Fang wurde von einer hiesigen Verarbeitungsfirma aufgekauft - geht an ein Schülerprojekt auf La Digue.
Gesamtsieger des diesjährigen Turniers wurde das Team Djab Lavwal. Das erklärt sich dadurch, dass es für die jeweils zwei grössten Fische der prämierten 21 Arten Punkte gibt, und da sie vielfach Erst- und Zweitplatzierte waren, gewannen sie am Ende den ganz grossen Pokal. Das freut mich sehr für Christian, der mir gegenüber hier von Anfang an offen und zugänglich gewesen ist, und von dem ich immer wieder gute Tipps bekomme. Er ist einfach ein feiner Kerl und erstklassiger Angler. 4 Siege in den letzten 6 Jahren sprechen eine deutliche Sprache - ganz herzlichen Glückwunsch!
Richtig nett noch: Als ich am Buffet anstand, spürte ich plötzlich einen schweren Arm auf meiner Schulter. Marc Hoareau von der 60 Fuss Viking Island Star, der mich am Freitag noch bezüglich des Wetters beruhigt hatte, meinte: "Junge, ich war so froh, Euch gesund wieder zu sehen. Als das abends aufbriste, und wir so durchgerüttelt wurden, hab ich die ganze Nacht an Euch in eurer halben Kokosnuss gedacht. Aber kannst Du mir mal sagen, wo Du Deine Wetterberichte her hast ...?"
Zum guten Schluss noch ein Kompliment und Dank and die Crew vom Seychelles Sports Fishing Club für die erstklassige Ausrichtung und an alle Beteiligten für die tolle Atmosphäre. Wer die Gelegenheit hat, zu diesem Event mal hier zu sein, sollte das unbedingt wahrnehmen.
So, das soll es aber nun wirklich vom Turnier gewesen sein. Ist ziemlich ausführlich geworden, aber es ist nunmal das Top-Event des Jahres hier, und wir waren ja auch richtig mittendrin. Das musste alles mal raus - ich bitte um Nachsicht.