Reports September 2019

30. September 2019 - Bildcollagen zum Vergrössern anklicken

Das war ein ungewöhnlicher September: Vom Wind her eigentlich normal mit stetigem, aber von hier und da ein paar ruhigeren Tagen durchsetztem Südost, allerdings extrem wolkig und verregnet. Fast jeden Tag goss es, und sowas in der sogenannten Trockenzeit. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Angelei, und zwar auf allen Ebenen. Die ganze erste Woche tat sich diesbezüglich rein gar nichts bis auf einen einzigen Gang meinerseits auf den Hausfelsen mit der Fliegenrute. Der hätte genial werden können, aber beim ersten Wurf griff ein Queenfish daneben, beim Zweiten kam ein ordentlicher Trevally hinterher, und beim Dritten wurde ich vom unbekannten, aber klar grösseren Gegner trocken gereeft. Danach war die Aktivität weg, und dieser kleine Permit musste die Aktion halbwegs retten. Immerhin ein nettes Stilleben auf Seychellen-Granit.

Erst am 08. ging es nach endlich erfolgtem Austausch des Starters mal wieder auf`s Boot und raus zum Poppern und Jiggen. Letzeres lief wirklich nett. Zwar kamen keine Riesen an`s Band, aber Bissfrequenz und Vielfalt waren top mit Tomato Hind, Brownspotted Grouper, Pickhandle Barracuda, einem komischen Trevally der wahrscheinlich ein Hybride war, drei unterschiedlichen Snappern die hier Captain Rouge, Captain Blanc und Madame Berry genannt werden, einem lustigen gelben Fisch, einem zwar kleinen aber auf dem Plateau sehr seltenen Amberjack, je fünf Longmouth Emperors und Golden Trevallies sowie einem halben Dutzend Jobfish.

Poppern brachte morgens leider nur den grössenwahnsinnigen Jobfish und nachmittags einen gleichermassen verpeilten Rainbow Runner statt der erhofften GTs, denn davon semmelten zwei kurz nacheinander daneben. Fühlte sich so an als hätte da noch `was gehen können, aber als zum anhaltenden Starkregen auch noch Blitz und Donner kamen war Fersengeld angesagt. Insofern war der zuvor während dieser Jigging-Session aus einem vorbeiziehenden Trupp auf Popper eingesammelte Tun dann wohl der beste Fisch des Tages. Eine weitere Attacke liess sich nicht verwerten, aber trotzdem war dieser erste Trip nach fast zwei Monaten Abstinenz eine echte Wohltat.

Mervin (Divinity) war an dem Tag mit Gast beim Trolling und meldete abends eine Handvoll Tune in Standardgrösse sowie einen ausgestiegenen Schwarzen Marlin. Am 11. an einem halben Tag kamen nochmals Tune, Dorados und Greater Barracuda zusammen, der vom netten englischen Angler Peter erhoffte Segelfisch liess sich aber leider nicht verführen, sondern wollte nur gucken.

Drei Tage darauf klappte das mit dem Sail dann aber doch noch, und im Beifang fand sich ein weiterer, diesmal kapitaler Barracuda.

Für meine Alleinfahraktionen war es aber zu rau, also musste wieder die Fliegenrute ran. Ein Test am Hotel nebenan im dann doch nicht wie erhofft klaren Wasser brachte nebst dem üblichen Kleinkram eine ganz kurze Sichtung eines Vierertrupp Bonefish, aber die waren sofort wieder verschwunden. Ein Wurf in die vermutete Zugrichtung brachte zwar einen Anfasser, aber das kann auch bzw. wird hoffentlich bloss ein kleiner Snapper gewesen sein. Tags drauf auf dem Flat im Westen hab ich gute zwei Stunden einen weiteren Bone gestalkt, soweit man das so nennen kann. Die Sonne kam nur alle paar Minuten für Sekunden raus, insgesamt vier Mal sah ich ihn dann, aber jede Präsentation wurde vornehm ignoriert. Gemeinsames Fliegenfischen wieder hier in der Hausbucht mit Peter brachte am nächsten Tag über zwei Stunden nicht mal einen Zwerg an`s Band, aber kaum war er weg, da kam Leben in die Sache. Vom Felsen aus liess sich ein ganzer Trupp artgemischter Trevallies mehrfach raisen, der Rädelsführer von gut 4kg griff auch einmal kurz zu, aber hing nicht. Nach langen Mühen und der Wässerung des fast kompletten Menuangebot aus meiner Fliegenbox wollte dann doch der deutlich allerkleinste Fisch aus der Bande den anderen zeigen was er drauf hat. Immerhin mein erster Fang auf Popperfliege.

Am 17. war endlich wieder ein Bootstrip möglich, aber das hätte ich mir besser geschenkt: Morgens eine Stunde GT-Poppern ohne jede Aktion, die übliche Jiggingstelle brachte nur ein paar wenige Kleinfische. Ein Ausweichplatz hielt bessere, aber von vier grossen Yellowspotted Trevallies um 8-10kg gingen alle verloren - drei wurden von Haien gefressen, und der Letzte fiel auch noch beim Rausheben ab. Erneutes Poppern auf GT am Nachmittag musste wieder wegen Sturmfront abgebrochen werden, und zu allem Überdruss hiess es auch noch im Unwetter auf einer ebenfalls nur unregelmässig laufenden Maschine nach Hause zu kriechen, da die andere immer wieder aus ging. Verdächtig bzw. einzig logisch erschienen mir die Innenfilter der Wasserabscheider. Also hab ich die ausgetauscht, und danach liefen beide Maschinen einandfrei. So weit, so gut. Nachmittags drauf hatte ich für eine französische Dame einen halben Tag Poppern auf GTs mit Mervin als Überraschung für ihren Freund organisiert. Vormittags gegen 10 Uhr sah das Wetter noch akzeptabel aus, also sind wir mittags raus. Mittlerweile hatte es aber massivst aufgebrist mit Böen weit über 20 Knoten, und entsprechend rau war es - die grösste Welle hatte sicher 3,5m. Das war richtig krass da draussen und Angler Adrian hatte seine Nöte aller Art. Die Aktivität war allerdings hoch, in 3 Stunden raisten Mervin und er über ein Dutzend GTs. Zur allgemeinen Freude blieb dieses schöne Exemplar von etwas über 30kg mal hängen und konnte erfolgreich releast werden. Danach ging es dann allerdings auch sehr zügig heim.

Die folgenden Tage waren wieder sehr windig und verregnet. Mervin ist am etwas tauglicheren 23. nochmals zum Trolling raus und berichtete von reichlich Bissen, aber kaum zumindest kompletten Fängen. Was nicht schnurstracks rausgekurbelt wurde frassen konsequent die offenbar massiert vorhandenen und extrem hungrigen oder aggressiven Haie weg. Auch JD auf One Love und die kommerziellen Handleinenfischer hatten das gleiche Leid.

Nach einer meinerseits bis dahin angelfreien Woche mussten es am 25. zumindest mal wieder ein paar Würfe mit der Fliege vom Felsen sein. Der übliche Kleinkram war zuverlässig, und nach knapp zwei Stunden kurz vor Abmarsch zog es dann auch mal wieder vernünftig. Der zuständige Yellowspotted Trevally von ca. 2,5kg war zwar kein Riese, aber schaffte es zumindest in`s Backing und machte Spass.

Da sich wenn auch nicht erreichbar wieder etwas Bait in der Bucht zeigte war ich am nächsten Vormittag natürlich wieder auf Station, und da lief es lebhaft. Ein nochmals leicht grösserer von diesen Trevallies um 3kg sorgte schon beim dritten Wurf für einen anständigen Drill. Etliche mehr kamen allerlei Mustern hinterher, nur zupacken wollte keiner mehr. Kleinfisch in Form handlanger Trevallies, pfannenreifen Grossausgenmakrelen und sogar ein Grouper sorgten trotzdem für Spass. 

Vor allem aber machten sich die Trevallies, darunter auch ein paar wirklich fette Kaliber, immer wieder an die gehakten Kleinfische ran. Die Makrele im Bild hatte gemessene 27cm. Wie gross der äusserst interessierte Halunke dahinter war überlasse ich Euch einzuschätzen. Den zu drillen wäre an der 8er Rute auf jeden Fall zumindest eine längerfristige, aber wahrscheinlich nicht erfolgreiche Aktion geworden.

Freitag Morgen, das war der 27., hatte der Wind gerade genug nachgelassen um rauszufahren, und dabei auf Nordost gedreht. An so einem Tag plötzlichen Wechsels beisst es zumeist entweder richtig gut oder richtig schlecht, und ein vormittags bei Ebbe auf Popper verfehlter GT machte Hoffnung. Danach wandte sich allerdings alles zum Negativen. Die Bissfrequenz beim Jigging war zwar hoch, aber alle Fische die sich nicht schnell rausdrehen lassen wurden von Haien gestohlen. Über etwa 2kg kam nur ein einziger Jobfish raus, auch der hatte bis kurz vor`s Boot de Hai an den Hacken, bereits einige Bissspuren und das fast geschredderte Vorfach kann man bei ganz genauem Hinsehen auch noch erkennen. Entscheidend lebensverlängernd war die Flucht in mein Boot allerdings nicht, aufgefuttert wurde er letztendlich trotzdem. Aber wenigstens mit Anstand, Messer und Gabel.

Beim Poppern Nachmittags galt es rund ein halbes Dutzend weitere Haie zu vermeiden, ein GT schnappte vorbei, und ein Jobfish liess sich fangen. Also eher mau, und zum aufgrund wieder mal aufziehender schwarzer Wolken verfrüht angetretenen Heimweg stellten sich pünktlich die angesprochenen Motorenprobleme wieder ein. Genau das gleiche Spiel, ein Motor lief immer nur für eine Minute, und zum Glück nur ein paar Hundert Meter von daheim entfernt machte auch der Zweite die gleichen Mucken. Nach fast 2 Stunden dieses Murkses in Hartregen und Gegenwind war ich gründlichst bedient. Umso mehr als damit auch der für gestern bei bestem Wetter geplante Trip natürlich ausfiel, denn um die vermutlich versifften Vergaser zu reinigen muss der Mechaniker mal wieder her. Greg hatte an dem Tag lediglich das Problem, für seine auf Bite Me fliegenfischenden Gäste windgeschützte Plätze zu finden, ein paar nette Fische sowie ein deutlich grösserer Job auf Popper kamen dabei heraus.

Er wunderte sich über den ganzen Stress aller anderen mit den Haien, denn weder an diesem Tag noch während einiger erfolgreicher Halbtags-Trollingtrips mit gut gefüllten bunten Tüten aus kleineren Gamefish und einem verpassten Sail bekam er auch nur einen einzigen zu Gesicht. Speziell seine Wahoos blieben nicht 

nur heil, sondern waren richtig fett. Auf einer Tour gab es vier Stück, alle über 20kg, und der Grösste hatte sehr ordentliche 27kg. Dazu wurde auf einem Trip ein am Wobbler gehakter Tun von einem Marlin gefressen, der sich erst nach fast einer Stunde im Sprung mal offenbarte, und nach weiteren fast 2 Stunden Drill brach leider das dünne Stahlvorfach an der leichten 30lb Kombo. Aus Mahe ist weiterhin erstaunlich wenig zu hören, die Fänge waren insgesamt zwar zahlenmässig gut wenn gefischt werden konnte, aber ebenso wie hier offenbar nicht wirklich 

spektakulär. Allerdings kam von Albert auf Stripper dieses Bild herein. Gefangen wurde dieser GT allerdings nicht beim Poppern, sondern beim Trolling. Das passiert hier zum Glück eher selten, denn die meisten hier schleppenden Boote würden die mitnehmen. Dieser hingegen hatte sozusagen alles richtig gemacht bei Albert einzusteigen, denn da durfte er wieder schwimmen. Alles in allem war das also sowohl vom Wetter als auch anglerisch ein eher durchwachsender Monat. Aber die guten Zeiten stehen hoffentlich halbwegs vor der Tür. Zumindest kann man aller Erfahrung nach ab Anfang Oktober berechtigte Hoffnung haben dass die fischbaren Tage langsam mehr werden und auch am Drop wieder gejiggt und auf Tune gepoppert werden kann. Wenn man denn ein funktionierendes Boot hat.

 

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